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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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kann mir denken, dass ihr ihnen begegnet seid. Und nicht viel erfahren habt. Nun ja, es ist nicht zu leugnen, unsere Sprache beherrschen sie schlecht. Außerdem, wozu drum herumreden, sind sie einfältig.«
    »Das haben wir bemerkt. Und diese Siedlung ist wo?«
    »In der Nähe, hier, am Mischief Creek. Wir nennen sie ebenfalls Mischief Creek. Und ich bin Frances Flowers.«
    »Dein Name interessiert uns nicht«, schnitt ihr Maddox das Wort ab. »Führ uns zur Siedlung, Weib. Ich habe gesagt, wir müssen dringend mit jemandem Ernsthafteren sprechen. Der über Verstand verfügt.«
    »Natürlich, natürlich   …« Kein Lächeln krümmte die Lippen der Frau, doch in den grünen Augen, da hätte Jason Rivet wetten mögen, sprangen Fünkchen von Belustigung. »Was immer ihr befehlt, Diener von König und Gesetz. Ich werde, wenn ihr erlaubt, voranfahren, um dierichtigen und kompetenten Personen von eurem Besuch in Kenntnis zu setzen.«
    Maddox würdigte sie keiner Antwort. Er stieß dem Pferd die Ferse in die Flanke und lenkte es auf den deutlich sichtbaren Pfad, der in den Wald einbog. Der Indianer ging neben ihm. Die Frau   – Frances Flowers   – sprang zu dem zweirädrigen Wagen, pfiff durchdringend und knallte mit den Zügeln. Der Schecke riss an der Deichsel und ging in einen scharfen Trab über, so dass der fleckige Wagen hinter ihm sprang wie ein gesprenkelter Frosch.
    »Das Mädel fährt aber scharf«, murmelte Abiram Thorpe.
    Adam Stoughton bleckte die Zähne. »Im Heu war sie bestimmt auch nicht schlechter.«
    Onkel William lachte schallend.
    Sie folgten weiterhin dem Flüsschen, das gleich hinter dem Wald seinen Lauf verlangsamte und eine breite Furt bildete. Jenseits, hinter Feldbeeten mit Mais und Roggen, leuchteten inmitten von Ahornbäumen, Ulmen und Birken weiß die Schindeln von Häusern. Es waren, soweit es sich schätzen ließ, rund ein Dutzend.
    »Was hat sie gesagt?«, ließ sich Constable Corwin vernehmen. »Mischief Creek? Nie gehört. Dies hier ist zweifellos ein Nebenfluss des Swift River, aber ich habe nie von Ansiedlungen westlich von Penacook Plantation und Elwes March gehört. Früher gab es welche, aber die sind siebenundfünfzig allesamt abgefackelt worden, in König Philipps Krieg.«
    »Das ist schon achtzehn Jahre her«, bemerkte Abiram Thorpe. »Die Leute bauen sich Häuser. Suchen neues Land. Manchmal weit weg   …«
    »Weit«, bestätigte der Pastor mürrisch. »Manchmal sehr weit. Vor allem, wenn sie Gründe dafür haben.«
    »Was meint Ihr, Reverend?«
    Maddox antwortete nicht.
    Sie sahen, wie der wirklich auf Kavallerieart dahinfahrende zweirädrige Wagen langsamer wurde, dann anhielt. Frances Flowers beugte sich heraus und wechselte ein paar Worte mit jemandem, der im Mais nicht zu sehen war. Dann pfiff sie, trabte zur Siedlung.
    Bald kamen sie an die Stelle, wo die Frau mit jemandem gesprochen hatte. Der Jemand erwies sich als ein Mädchen von vielleicht zehn Jahren, das einen Korb mit Maiskolben trug. Ihre Augen waren ebenso grün wie die von Frances Flowers, ihre Haare, ebenso kastanienbraun, quollen in langen Locken unter dem Strohhut hervor.
    »Was redet denn die Frances wieder?«, sagte das Mädchen mutig und ließ den Blick von einem Reiter zum anderen schweifen. »Was denn für ein Esel? Sind doch lauter Pferde. Ich sehe hier keinen Esel. Und du, du bist ein Indianer?«
    Ishmael Sassamon bestätigte das mit einem leichten Kopfnicken. Maddox trieb das Pferd an. Adam Stoughton aber zügelte seins, ließ sich zurückfallen, ritt im Schritt neben dem Mädchen her. Henry Corwin tat das Gleiche. Ebenso Jason Rivet.
    »Soll ich dich«, schlug der Zimmermann vor, »mit aufs Pferd nehmen, Fräuleinchen?«
    Das Mädchen hob den Kopf und bewegte die Nasenflügel. »Nein, danke schön. Und ich bin kein Fräuleinchen, sondern Verity Clarke.«
    »Ha. Und ich dachte, Frances Flowers ist deine Mutter. Du ähnelst ihr   …«
    »Frances ist meine Kusine, nicht meine Mutter. Sie hat keine Kinder. Aber sie versucht alles, um welche zu kriegen. Immer, wenn sie Zeit und Gelegenheit hat. Sogar wenn Arne Lennart, ihr Mann, Holz schlagen geht. Dannfährt ihm Frances mit dem Wagen nach, und sie machen ein Kind.«
    Der Zimmermann räusperte sich, verstummte, starrte die Mähne seines Pferdes an. Der Constable musterte das Mädchen aufmerksam, runzelte die Stirn. »Dieser Schwede heißt also Lennart. Und deine Kusine Flowers. Wie ist das dann mit ihrer Ehe?«
    »Hä?«
    »Deine Kusine trägt

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