Etwas Endet, Etwas Beginnt
schienen. In diesen Augen lag etwas, stellte Jason fest, etwas, das einen sogleich den Zwang empfinden ließ, sich zu verneigen, den Kopf zu senken und zu gestehen, dass man die Konfitüre gegessen hatte. Die beleibte Frau strahlte Autorität aus. Doch dieses Wort kannte Jason Rivet nicht.
»Ich habe sie auf dem Feld getroffen, Oma«, ertönte in der Stille die piepsige Stimme von Verity Clarke. »Sie stehen auf der Seite von König und noch so etwas.«
»Das wissen wir schon«, sagte Frances Flowers mit ziemlich boshaftem Lächeln. »Ihr habt, Gentlemen, den Wunsch geäußert, euch mit jemandem von angemessenem Stand, Amt, Verstand und Geschlecht zu unterhalten. Da wären wir.«
»Ich grüße Euch«, sagte die Beleibte und Helläugige. Wenn er ihre Stimme hinter seinem Rücken gehört hätte, wäre sich Jason sicher gewesen, dass es die Stimme eines jungen Mädchens sei. »Ich begrüße Euch in Mischief Creek. Ich bin Dorothy Sutton.«
»Was ist das für ein Theater?«, knurrte Pastor Maddox laut. »Macht ihr euch lustig über uns? Wo ist dein Mann, Weib?«
»Ihr müsst den Friedhof bei der Siedlung gesehen haben. Dort liegt er, der Herr sei seiner Seele gnädig.«
»Ich will mit einem Mann reden!«
»Ihr habt« – das boshafte und dreiste Lächeln dachte nicht daran, von Frances Flowers’ Mund zu verschwinden – »mit den Holzfällern gesprochen. Und mit den Zimmerleuten, die den Speicher bauen. Reicht das nicht?«
»Gibt es hier keine anderen?«
»Gewiss doch, gewiss«, sagte die schöne Schwarzhaarige. »Zum Beispiel der da.«
Zwischen den Häusern tauchte ein Mann in hochgekrempelten Hosen auf, der eine Schubbkarre voll Mist schob. Als er vorüberkam, bedachte er sie mit dummem Gesichtsausdruck und einem etwas ängstlichen Blick, worauf er den Schritt beschleunigte. Constable Corwin fluchte leise, der Zimmermann Stoughton prustete, Onkel William spuckte aus. Reverend Maddox knirschte hörbar mit den Zähnen.
»Es gibt also hier …«, setzte er heiser an, räusperte sich. »Es gibt hier keine … anderen Männer? Eure Väter? Brüder? Keine von euch hat einen Ehemann?«
»Keine«, bestätigte Dorothy Sutton. »So hat es das Schicksal gewollt, das uns in letzter Zeit nicht sehr günstig war. Darum kann auch nur ich euch, die ihr von weither kommt, in Mischief Creek willkommen heißen. Zusammen mit den Damen Faith Clarke, Annabel Prentiss und Jemima Tyndall.«
Ihr heller Blick wirkte offensichtlich auch auf den Pastor, denn als er antwortete, war die bisher zurückgehaltene Wut aus seiner Stimme verschwunden. Scheinbar.
»Nun ja.« Er zuckte mit den Schultern. »Ihr habt’s schwer, denke ich. Der Herr ist mein Zeuge. Schwer müsst ihr es haben ohne Männer.«
»Mitunter schon.«
»Also hört: Ich bin John Maddox, der Pastor aus Watertown in der Grafschaft Middlesex. Und das ist Mr. Henry Corwin, der Constable dieser Grafschaft. Und die anderen Herren dienen auch dem Gesetz. Wir verfolgen eine aus dem Gefängnis entflohene Verbrecherin, sie nennt sich Janet Hargraves. Was könnt ihr diesbezüglich sagen?«
»Nichts.«
»Ich erinnere daran, dass jeder Untertan des Königs zu Gehorsam und Hilfe gegenüber dem Gesetz verpflichtetist. Und wer einen Verbrecher verbirgt oder ihm hilft, erleidet dieselbe Strafe wie jener.«
»Das weiß ich. Was, wenn man fragen darf, hat sich besagte Janet Hargraves zuschulden kommen lassen?«
»Das Verbrechen der Hexerei.«
»Wie bitte?«
»Janet Hargraves« – in der Stimme des Reverends klangen wieder Zorn und Ungeduld – »ist eine Hexe. Sie hat schwarze Magie betrieben und ist von einem ordentlichen Gericht verurteilt worden.«
»Und ihr verfolgt diese Janet Hargraves den ganzen Weg seit Watertown? Aus der Umgebung von Boston selbst? Wegen Hexerei?«
»So ist es. Antworte auf meine Frage, Weib.«
Dorothy Sutton betrachtete ihn lange.
»Mir ist nichts von einer Janet Hargraves bekannt«, sagte sie schließlich. »Noch von anderen Personen, die wegen schwarzer Magie verfolgt werden. Ich kann euch nicht helfen, Gentlemen. Das heißt, ich kann euch nicht anders als mit Gastfreundschaft helfen. Mit Bewirtung, wenn ihr mit einfacher Küche vorliebnehmt. Mit einem Nachtlager, wenn ihr nicht allzu sehr an großen Luxus gewöhnt seid, mit dem ich nicht dienen kann.«
Adam Stoughton, der Constable und Abiram Thorpe saßen recht bereitwillig ab, Onkel William folgte ihrem Beispiel. Reverend Maddox blieb im Sattel, durchbohrte die Frau immer
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