Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
noch mit Blicken.
    »Wir sind gute Puritaner«, sagte er schließlich, wobei er mit Blicken und dem Finger auf Frances Flowers zeigte. »Wir halten uns an die Gesetze der Kolonie. Und die da haben wir bei Unzucht ertappt, bei schamloser Ausschweifung. Am helllichten Tage. Es spielt keine Rolle, dass sie es mit ihrem Mann getan hat. Wie sagt doch der Apostel Paulus im Thessalonicherbrief: ›Denn das ist derWille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Hurerei.‹«
    Dorothy Sutton verzog keine Miene. »Es schreibt aber derselbe Paulus an die Korinther: ›Entziehe sich nicht eins dem anderen.‹ Und es heißt in den Sprüchen Salomonis: ›Sie ist lieblich wie eine Hinde und holdselig wie ein Reh. Lass dich ihre Liebe allezeit sättigen und ergötze dich allewege an ihrer Liebe   …‹«
    »Schweig, Frau«, knurrte Maddox, und sein Gesicht bekam einen wölfischen Ausdruck. »Wahrlich, nichts Schlimmeres gibt es, als wenn vernunftlose Wesen Gottes Wort entstellen. Das riecht mir fürwahr nach Ketzerei, nach den gottlosen Ideen der Antinomianer. Insbesondere Anne Hutchinsons. Ist dir dieser Name nicht vielleicht zufällig bekannt? Anne Hutchinson? Ha? Denn irgendwie siehst du mir auch nach so einer aus, die sich einbildet, mehr Mann als Frau zu sein, eher Prediger als eine, die zuzuhören hat, eher herrschend als der Herrschaft unterworfen. Man muss seinen Platz kennen!«
    »Ich stimme Euch voll und ganz zu, Reverend.«
    Maddox wartete einen Moment lang, damit es nicht so aussehe, als ob er sich zu leicht habe bereden lassen; dann stieg er von dem Grauschimmel. »Wir nehmen deine Gastfreundschaft an, Weib.«
    »Wir werden eure Pferde in den Stall führen. Sie versorgen.«
    »Das macht der Indianer. Nimm die Pferde, Ishmael.«
    »Ishmael«, wiederholte Dorothy Sutton ernst. »Wie passend! Ismael, der Sohn Hagars. Es steht geschrieben: ›Er wird ein wilder Mensch sein: seine Hand gegen jedermann und jedermanns Hand wider ihn, und wird gegen alle seine Brüder wohnen.‹«
    »Ishmael Sassamon«, beschied sie Maddox trocken, »ist ein getaufter Wilder. Und ein gezähmter. Es ist zwarwahr, dass aus einem Heiden wie aus einem wilden Tier die Wildheit nie vollends auszutreiben ist, doch Ishmael hört von Kind an, von früh bis spät, in meinem Haus Gebete, die Worte der Schrift und Psalmen, wie sie auch seine Mutter gehört hat. Ihr braucht keine Angst vor ihm zu haben.«
    »Wir haben durchaus keine Angst. Ich bitte herein, nach christlichem Brauch. In die Stube. Ist ein Gast im Haus, ist Gott im Haus.«
    »Gelobt sei der Name des Herrn. Gleich kommen wir herein. Wir wollen uns nur säubern und um die Satteltaschen kümmern.«
    Sobald die Weiber in dem Gebäude verschwunden waren, wandte sich der Pastor der übrigen Abteilung zu. Sein Gesicht, bemerkte Jason, war noch immer verzerrt, böse, doch jetzt erinnerte es eher an einen Fuchs als an einen Wolf. Constable Corwin bemerkte das auch.
    »Ihr argwöhnt   …«
    »Ich argwöhne«, schnitt ihm Maddox halblaut das Wort ab. »Diese ausländischen Trottel scheinen mir Flüchtlinge zu sein, nach der Rückkehr werden wir Nachricht nach Hartfort und Providence geben müssen, sogar nach Albany. Was die Weiber angeht, so riecht mir das nach Sektierertum oder Abfall vom Glauben. Nach den gottlosen antinomianischen Ideen der Sekten in Boston, aller dieser Hutchinsons und Dyers. Oder eher noch sind das diese abtrünnigen Quäker, denn die pflegen sich weitab anzusiedeln. Auch darüber werden wir nach der Rückkehr den Gouverneur informieren müssen. Vorerst aber ist etwas anderes am wichtigsten: die Hexe Hargraves. Ich schließe nicht aus, dass sie lügen, dass sie sie verborgen halten. Wir müssen also mit Köpfchen vorgehen. Geschickt. Passt auf: Wir gehen hinein, als ob wir die Gastfreundschaft annehmen würden, aber ab und zu muss jemandhinausgehen und sich gut umschauen, Blicke in die Häuser und Scheunen werfen, auf die Fenster achten, ob nicht aus einem die Hexe herausschaut. Und du, Ishmael, lass die Pferde im Stall, selber aber sollst du die ganze Siedlung umrunden, Spuren suchen, die von den Häusern in den Wald führen, zu Heuschobern oder anderen Verstecken. Wenn jemand Verfolger sieht und sich verbergen will, flieht er für gewöhnlich aus der Siedlung in den Wald.«
    »Ihr«, sagte Henry Corwin mit aufrichtiger Bewunderung, »solltet Constable sein, kein Pastor.«
    Maddox ignorierte die Bemerkung. »Wenn hingegen eins von den Weibern, wenn wir dort sind, aus der

Weitere Kostenlose Bücher