Etwas Endet, Etwas Beginnt
müssen indes erfahren, dass ich mich damals seit etlichen Jahren bemühte, einen Fantasy-Roman zu schreiben, dass ich eifrig verschiedene Fragmente dafür dichtete, Situationen entwarf, Helden, Szenarien usw. Und da ereigneten sich gleich zwei wichtige Umstände. Der erste war die unerwartet gute Aufnahme des »Hexers« durch die Leser und Fans.
Zweitens machte ich mir bewusst, dass ich zwar vielleicht Erzählungen in der
Fantastyka
veröffentlichen konnte, dass aber kein Verleger einen Roman eines in diesem Genre debütierenden polnischen Autors annehmen würde. Ich musste also nüchtern und realistisch denken. Als daher die
Fantastyka
auf den jungen, aber vielversprechenden Debütanten ein wenig Druck ausübte, indem sie den jungen, aber vielversprechenden Debütanten inständig
um eine zweite Erzählung bat, dachte der junge und vielversprechende Debütant nüchtern und realistisch nach, worauf er, ohne sich lange zu zieren, ohne eine Spur von Bedauern die Fragmente des geplanten Romans auf den Umfang einer Erzählung zurechtstutzte. Und so entstand »Der Weg …«.
Die Erzählung war ursprünglich in keiner Weise mit dem Zyklus vom Hexer Geralt verknüpft und sollte es auch nicht sein, und zwar aus dem einfachen Grunde, dass ich damals an einen solchen Zyklus noch gar nicht dachte. Nicht in meinen kühnsten Träumen! Später, als der Zyklus allmählich entstand, sind mir Übereinstimmungen bei Namen und Begriffen unterlaufen, die vermuten lassen, es handle sich um dasselbe
Never-Never-Land
. Aber ich habe es weiterhin vermieden, völlig eindeutige Verknüpfungen herzustellen – der beste Beweis dafür ist, dass Murmelmenschen und Krahlinge – Humanoide, die im »Weg« auftauchen – im Hexer-Zyklus überhaupt nicht vorkommen, sie werden so gut wie nie erwähnt.
Auf den Gedanken, dass die Druidin Visenna aus dem »Weg« die Mutter des Hexers Geralt ist, kam ich verhältnismäßig spät. Dieses Detail sollte eine Wendung in Fabel und Handlung von »Etwas mehr« bringen – der Erzählung, die den Episodenroman
Das Schwert der Vorsehung
abschließt und die bislang zwölf Erzählungen über den Hexer miteinander verklammert. Die Fabel erforderte dieses Element in der Biographie des Hexers, das gewisse Dinge erklärt, und außerdem – ich gestehe es offen und ohne falsche Reue – tat es mir um den schönen Namen Visenna leid. Welchselbigen Namen ich eingestandenermaßen ebenso wie viele andere in der
Altpolnischen Enzyklopädie
von Zygmunt Gloger ausgegraben habe. Visenna kehrte also in den Zyklus zurück, indem sie zu Geralts Mutter wurde: ein wenig eine Rabenmutter, aber
trotzdem sympathisch, die im Leben des Hexers genau in dem Moment auftaucht, da sie gebraucht wird. Und die ihm – im übertragenen wie im wörtlichen Sinne – zum zweiten Mal das Leben schenkt.
Dem anderen Protagonisten des »Wegs«, Korin, ist eine Rückkehr nicht vergönnt gewesen. Der Name ist ziemlich landläufig – und ich schwöre, dass ich ihn mir selbst ausgedacht habe, ohne auf C. S. Lewis zurückzugreifen; der Korin in
Der Ritt nach Narnia
fiel mir erst post factum ein, ich gestehe, dass mir »Narnia« zu kindlich war, als dass ich mir die Bücher öfters vorgenommen und mir die Namen der Helden gemerkt hätte. Doch für die Fabel, die laut nach einer Mutter des Hexers verlangte, war der Vater das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen. Der Stammbaum des Hexers auf der Schwertseite brachte nichts ein und führte nirgendwo hin. Daher kam nicht ich auf den Gedanken, dass just Korin der Vater des Hexers sei, sondern Maciej Parowski von der
Fantastyka
, dem dieses Konzept blendend zupass kam, um die über viele Hefte laufende Comic-Serie über den Hexer zu eröffnen. Maciej Parowski, der Konzept und Szenarium dieses Comics entworfen hat, mochte den »Weg«, wie er wiederholt gesagt hat; er hat diese Erzählung auch 1992 in die Anthologie polnischer SF und Fantasy
Immer größere Fliegen
aufgenommen. Also wurde Korin, der Held des »Wegs«, im Comic zum Vater des Hexers. In seinem Szenarium gab Maciej Parowski Korin jedoch keine Gelegenheit, sich seines Nachkommen zu erfreuen. Er übertrieb die Perfidie des adaptierten Autors noch ein wenig und machte Korin am Morgen nach einer leidenschaftlichen und berauschenden Liebesnacht mit Visenna den Garaus. Wer übrigens wissen möchte, wie das damals genau in dem Comic war, wird selbst nachschauen müssen, indem er sich die mittlerweile selten
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