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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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mich auch nicht töten lassen, denn das würde dem Kreis weitere Verluste einbringen. Und das wird euch der Kreis nicht verzeihen, ganz klar.«
    »Das ist nicht klar«, sagte Visenna kalt, die Arme vor der Brust verschränkt. »Siehst du, Fregenal, solche Rotznasen wie ich schenken irdischen Gütern nicht allzu viel Beachtung. Was kümmert es mich, ob der Kreis Verlust oder Gewinn macht oder ob er überhaupt aufhört zu bestehen. Ich kann allemal davon leben, dass ich Blähungen bei Färsen kuriere. Oder die Impotenz bei solchen alten Knackern wie dir. Aber das ist unwichtig. Wichtig ist, dass du leben willst und aus diesem Grunde die Zunge wetzt. Jeder will leben. Darum wirst du mir jetzt, auf der Stelle, den Bindespruch verraten. Dann wirst du mir helfen,diesen Knoch zu finden und ihn zu vernichten. Und wenn nicht   … Tja, dann gehe ich ein wenig im Walde spazieren. Nachher kann ich dem Kreis sagen, dass ich nicht auf die wütenden Bauern geachtet habe.«
    Der Zauberer knirschte mit den Zähnen. »Du warst immer zynisch. Sogar damals in Mayena. Vor allem in Beziehungen mit Männern. Du warst vierzehn, aber man redete schon viel von deinen   …«
    »Hör auf, Fregenal«, unterbrach ihn die Druidin. »Was du sagst, macht auf mich nicht den geringsten Eindruck. Auf ihn auch nicht. Er ist nicht mein Liebhaber. Sag, dass du einverstanden bist. Und Schluss mit dem Gerede. Denn du bist doch einverstanden!«
    Fregenal verdrehte die Augen, wandte den Blick ab. »Klar doch«, krächzte er. »Hältst du mich für einen Idioten? Jeder will leben.«
    VIII
    Fregenal blieb stehen, wischte sich mit dem Handrücken die schweißbedeckte Stirn ab. »Dort hinter diesem Felsen beginnt eine Schlucht. Auf alten Karten ist sie als Durtan-Orit vermerkt, als die Mäuseklamm. Das ist das Tor zum Klamat. Hier müssen wir die Pferde zurücklassen. Zu Pferd haben wir keinerlei Chance, uns ihm unbemerkt zu nähern.«
    »Niklas«, sagte Visenna, während sie absaß. »Wartet hier bis zum Abend, nicht länger. Wenn ich nicht zurückkomme, geht nicht auf den Pass, auf gar keinen Fall. Kehrt nach Hause zurück. Hast du verstanden, Niklas?«
    Der Schmied nickte. Bei ihm waren nur noch vier Dörfler. Die Mutigsten. Der Rest der Abteilung war unterwegs geschmolzen wie Schnee im Mai.
    »Ich habe verstanden, Herrin«, murmelte er und schielte zu Fregenal hin. »Trotzdem wundere ich mich, dass Ihr diesem verdammten Kerl traut. Ich denke, die Bauern hatten recht. Man hätte ihm den Kopf abreißen sollen. Schaut Euch nur, Herrin, diese Schweinsäuglein an, diese Verräterfresse.«
    Visenna antwortete nicht. Die Augen mit der Hand abgeschirmt, blickte sie zu den Bergen hin, zum Eingang in die Schlucht.
    »Geh voran, Fregenal«, befahl Korin und zog seinen Gürtel straff.
    Sie brachen auf.
    Nach einer halben Stunde Marsch erblickten sie den ersten Wagen, umgestürzt, zerschlagen. Danach einen zweiten   – mit einem gebrochenen Rad. Skelette von Pferden. Das Skelett eines Menschen. Das zweite. Das dritte. Das vierte. Einen Stapel. Einen Stapel zerbrochener, zermalmter Knochen.
    »Du Hundesohn«, sagte Korin leise mit Blick auf einen Schädel, durch dessen Augenhöhlen sich schon die Stängel von Brennnesseln schoben. »Das sind Kaufleute, ja? Ich weiß nicht, was mich davon abhält, dir   …«
    »Wir haben eine Vereinbarung getroffen«, unterbrach ihn Fregenal rasch. »Eine Vereinbarung. Ich habe euch alles gesagt, Visenna. Ich helfe euch. Ich führe euch. Wir haben eine Vereinbarung getroffen!«
    Korin spie aus. Visenna schaute ihn an, bleich, dann wandte sie sich dem Zauberer zu.
    »Wir haben eine Vereinbarung getroffen«, bestätigte sie. »Du wirst uns helfen, ihn zu finden und zu vernichten, dann gehst du deiner Wege. Dein Tod macht die, die hier liegen, nicht wieder lebendig.«
    »Vernichten, vernichten   … Visenna, ich warne dich nochmals und wiederhole: Versetze ihn in Lethargie,lähme ihn, du kennst die Sprüche. Aber vernichte ihn nicht. Er ist ein Vermögen wert. Du kannst jederzeit   …«
    »Hör auf, Fregenal. Wir haben darüber schon gesprochen. Führe uns.«
    Sie gingen weiter, sorgsam den Skeletten ausweichend.
    »Visenna«, schnaufte Fregenal nach einer Weile. »Bist du dir des Risikos bewusst? Das ist kein Spaß. Du weißt, mit dem Spiegeleffekt kann es so oder so gehen. Wenn die Inversion nicht wirkt, sind wir erledigt. Ich habe gesehen, was er vermag.«
    Visenna blieb stehen. »Keine Ausflüchte«, sagte sie. »Für wen

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