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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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auf, schlüpfte mit den Füßen in die Pantoffeln, öffnete mit äußerster Vorsicht die Tür und schlich in den Korridor hinaus. Ein schwacher, sich bewegender Schatten am anderen Ende des Korridors zeigte ihm die Richtung, in der sein Opfer entschwunden war. So geräuschlos wie nur möglich folgte Mr Rowland seiner Fährte. Er kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der Schwarzbärtige in einem Badezimmer verschwand. Das war erstaunlich, zumal ein anderes Badezimmer sich genau gegenüber jenem Zimmer befand, das der Schwarzbärtige bewohnte. Als Mr Rowland sich möglichst weit der angelehnten Tür genähert hatte, lugte er durch den Spalt. Der Mann kniete neben der Badewanne und schob irgendetwas unter die Verkleidung zwischen Wanne und Wand. Fünf Minuten benötigte er dazu; dann erhob er sich wieder, und George zog sich vorsichtig zurück. Wieder im Schatten der eigenen Tür, beobachtete er, wie der andere vorüberging und in seinem eigenen Zimmer verschwand. Ausgezeichnet, sagte sich George. Das Geheimnis des Badezimmers wird morgen Früh erforscht.
    Er legte sich ins Bett und griff mit der Hand unter das Kopfkissen, um sich zu vergewissern, dass das kostbare Päckchen sich noch dort befände. Im nächsten Augenblick riss er das Bettzeug auseinander. Das Päckchen war verschwunden!
    Ein arg zerzauster George saß am folgenden Morgen an seinem Tisch und verzehrte Eier mit Schinken. Er hatte Elizabeth enttäuscht. Er hatte zugelassen, dass das kostbare Päckchen, das sie seiner Obhut anvertraut hatte, ihm entwendet worden war, und das »Geheimnis des Badezimmers« war ein ausgesprochen unangemessener Ersatz. Ja – kein Zweifel, dass George sich äußerst töricht angestellt hatte.
    Nach dem Frühstück schlenderte er wieder nach oben. Ein Zimmermädchen stand im Korridor und machte ein verwirrtes Gesicht.
    »Stimmt etwas nicht, meine Liebe?«, sagte George freundlich.
    »Es geht um den Gentleman, der hier wohnt, Sir. Er wollte um halb neun geweckt werden, aber ich bekomme keine Antwort, und die Tür ist abgeschlossen.«
    »Was Sie nicht sagen«, meinte George.
    Ein unbehagliches Gefühl beschlich ihn. Er eilte in sein eigenes Zimmer. Mochte er gerade noch irgendwelche Pläne gehabt haben – von dem unerwarteten Anblick, der sich ihm bot, wurden sie weggewischt: Auf der Frisierkommode lag das kleine Päckchen, das ihm in der vergangenen Nacht gestohlen worden war!
    George nahm es in die Hand und betrachtete es prüfend. Jawohl – zweifellos war es dasselbe. Aber die Siegel waren erbrochen. Nach kurzem Zögern wickelte er es aus. Wenn andere seinen Inhalt gesehen hatten, bestand kein Grund, dass er ihn nicht auch sehen konnte. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass der Inhalt entwendet worden war. Aus dem Papier schälte sich eine kleine Pappschachtel, wie Juweliere sie verwenden. George öffnete sie. In ein Bett aus Baumwolle schmiegte sich ein schlichter goldener Ehering. Er nahm ihn heraus und betrachtete ihn prüfend. Auf der Innenseite befand sich keine Inschrift – gar nichts, was ihn von anderen Eheringen hätte unterscheiden können. Mit einem Aufstöhnen verbarg George den Kopf in den Händen.
    »Wahnsinn«, murmelte er. »Etwas anderes ist es nicht. Offener, unverhüllter Wahnsinn. Nirgends ist ein Sinn zu entdecken.«
    Plötzlich erinnerte er sich der Feststellung des Zimmermädchens, und gleichzeitig stellte er fest, dass sich vor dem Fenster ein Geländer entlangzog. Es war ein Heldenstück, dem er sich normalerweise nicht unterzogen hätte; Neugier und Ärger hatten jedoch derart von ihm Besitz ergriffen, dass er sich in einem Zustand befand, in dem er Schwierigkeiten auf die leichte Schulter nahm. Er setzte über das Fensterbrett. Wenige Sekunden später lugte er durch das Fenster jenes Zimmers, das der Schwarzbärtige bewohnt hatte. Das Fenster stand offen und der Raum war leer. Ein kleines Stückchen weiter befand sich eine Feuerleiter. Damit war vollkommen klar, auf welche Weise sein Opfer sich davongemacht hatte.
    George sprang durch das Fenster in das Zimmer. Die Sachen des Verschwundenen lagen noch überall herum. Vielleicht befand sich unter ihnen irgendein Hinweis, der Georges Verwirrung erhellen würde. Er begann, alles zu durchsuchen, und machte den Anfang mit dem Inhalt einer ramponierten Reisetasche.
    Ein Geräusch unterbrach seine Suche – ein sehr leises Geräusch zwar, aber immerhin ein Geräusch, das nicht zu überhören war. Georges Blick richtete sich auf den großen

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