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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mich. Es ist ein entzückender Ort.«
    »Waren Sie schon einmal dort?«
    »Genaugenommen eigentlich nicht. Aber es gibt eine Unmenge anderer Orte, wo Sie aussteigen können, wenn Ihnen Rowland’s Castle nicht zusagt – zum Beispiel Woking, oder Weybridge, oder auch Wimbledon. Mit Sicherheit ist anzunehmen, dass der Zug auf dem einen oder anderen Bahnhof halten wird.«
    »Ich verstehe«, sagte das Mädchen. »Ja, dort könnte ich aussteigen und eventuell mit einem Wagen nach London zurückfahren. Meiner Ansicht nach wäre das vielleicht das Beste.«
    Während sie noch sprach, begann der Zug sein Tempo zu verlangsamen. Mit flehenden Augen blickte George sie an.
    »Wenn ich noch irgendetwas für Sie tun kann…?«
    »Wirklich nicht. Sie haben bereits so viel getan.«
    Es folgte eine Pause, und dann brach es plötzlich aus ihr heraus.
    »Ich – ich wünschte, ich könnte es Ihnen erklären. Ich…«
    »Um Himmels willen – machen Sie sich doch darüber keine Gedanken. Es würde alles nur verderben. Aber sagen Sie: Könnte ich vielleicht nicht doch noch irgendetwas für Sie tun? Die Geheimpapiere vielleicht nach Wien bringen – oder etwas dieser Art? Geheimpapiere sind doch immer dabei. Geben Sie mir eine Chance.«
    Der Zug hatte gehalten. Schnell sprang Elizabeth auf den Bahnsteig. Sie drehte sich um und redete mit ihm durch das Fenster. »Ist das Ihr Ernst? Wollen Sie wirklich etwas für uns – für mich tun?«
    »Alles in der Welt würde ich für Sie tun, Elizabeth.«
    »Auch wenn ich Ihnen keinen Grund dafür nennen könnte?«
    »Gründe – so etwas Lächerliches!«
    »Selbst wenn es – wenn es gefährlich wäre?«
    »Je gefährlicher, desto besser.«
    Sie zögerte eine Minute, schien dann jedoch zu einem Entschluss gekommen zu sein.
    »Lehnen Sie sich aus dem Fenster. Blicken Sie den Bahnsteig entlang, als schauten Sie gar nicht hin.« Mr Rowland bemühte sich, dieser etwas schwierigen Aufforderung nachzukommen. »Sehen Sie den Mann, der gerade einsteigt – mit dem kleinen dunklen Bart und dem leichten Übermantel? Folgen Sie ihm, stellen Sie fest, wo er hingeht, und beobachten Sie genau, was er tut.«
    »Ist das alles?«, fragte Mr Rowland. »Was soll ich…«
    Sie ließ ihn nicht ausreden und unterbrach ihn.
    »Weitere Anweisungen werden Ihnen noch übermittelt. Beobachten Sie ihn und bewahren Sie das hier sicher auf.« Sie schob ihm ein kleines versiegeltes Päckchen in die Hand. »Behüten Sie es – und wenn es Ihr Leben kostet. Es ist der Schlüssel zu allem!«
    Der Zug fuhr an. Mr Rowland starrte aus dem Fenster und blickte der schlanken grazilen Gestalt nach, die sich ihren Weg über den Bahnsteig bahnte. Seine Hand umklammerte das kleine versiegelte Päckchen.
    Der Rest seiner Reise verlief ebenso eintönig wie ereignislos. Bei dem Zug handelte es sich um einen Bummelzug. Überall hielt er. Auf jedem Bahnhof schoss Georges Kopf aus dem Fenster, um zu sehen, ob sein Opfer ausstiege oder nicht. Gelegentlich schlenderte er auf dem Bahnsteig hin und her, wenn der Aufenthalt länger zu dauern schien, und überzeugte sich, dass der Mann noch im Zug war.
    Der tatsächliche Zielort des Zuges war Portsmouth, und dort stieg der schwarzbärtige Mann endlich aus. Er machte sich auf den Weg zu einem kleinen zweitrangigen Hotel, wo er ein Zimmer nahm. Auch Mr Rowland nahm dort ein Zimmer.
    Die Zimmer lagen in derselben Etage, zwei Türen voneinander getrennt. Nach Georges Meinung war diese Anordnung zufrieden stellend. In der Kunst des Beschattens war er zwar ein vollständiger Neuling; trotzdem war er jedoch bemüht, sich seines Auftrags gut zu entledigen und Elizabeths Vertrauen zu ihm nicht zu enttäuschen.
    Beim Abendessen wurde George ein Tisch zugewiesen, der nicht sehr weit von dem seines Opfers entfernt war. Der Raum war nicht sonderlich voll, und die Mehrheit der Gäste sortierte George von vornherein aus, da es sich dabei um Handelsreisende handelte – sehr ehrenwerte Männer, die ihr Essen mit Appetit verspeisten. Nur ein einziger Mann erregte seine besondere Aufmerksamkeit: ein kleiner Mann mit hellbraunem Haar und Schnurrbart, der ihn irgendwie an ein Pferd erinnerte. Er seinerseits schien sich für George zu interessieren: Als das Abendessen beendet war, lud er George zu einem Drink und einer Partie Billard ein. George hatte jedoch gerade erspäht, dass der schwarzbärtige Mann Hut und Mantel ergriff, und deshalb lehnte er höflich ab. Im nächsten Augenblick stand er draußen auf der Straße und

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