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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Kleiderschrank. Er sprang hoch und riss die Schranktür auf. Im gleichen Augenblick war ein Mann mit einem Satz heraus und rollte, von Georges Armen eng umschlungen, auf den Fußboden. Er gehörte keineswegs zu den gewöhnlichen Gegnern. Sämtliche besonderen Tricks, die George anwandte, erreichten kaum etwas. Schließlich lagen sie völlig erschöpft – der eine hier, der andere dort – auf dem Fußboden, und zum ersten Mal sah George, um wen es sich bei seinem Gegner handelte. Es war der kleine Mann mit dem hellbraunen Bart.
    »Wer, zum Teufel, sind Sie?«, fragte George.
    Statt einer Antwort zog der andere eine Karte hervor und überreichte sie ihm. George las sie laut.
    »Detective Inspector Jarrold, Scotland Yard.«
    »Stimmt, Sir. Und Sie täten gut daran, wenn Sie mir alles erzählten, was Sie über diese Angelegenheit wissen.«
    »Das Gefühl habe ich auch«, sagte George nachdenklich. »Wissen Sie was, Inspector? Ich glaube, Sie haben Recht. Sollen wir uns aber dazu nicht einen erfreulicheren Ort suchen?«
    In einer ruhigen Ecke der Bar redete George sich alles von der Seele. Inspector Jarrold lauschte ihm voller Mitgefühl.
    »Äußerst erstaunlich, was Sie sagen, Sir«, bemerkte er, als George seinen Bericht beendet hatte. »Aus einem erheblichen Teil kann ich mir zwar auch kein Bild machen, aber einige Punkte kann ich Ihnen doch erläutern. Ich war wegen Mardenberg, Ihres schwarzbärtigen Freundes, hier, und Ihr Auftauchen sowie die Art, wie Sie ihn beobachteten, machten mich misstrauisch. Ich konnte Sie nirgends unterbringen. In der vergangenen Nacht schlich ich mich daher in Ihr Zimmer, als Sie es verlassen hatten, und ich war es auch, der das kleine Päckchen unter Ihrem Kopfkissen wegnahm. Als ich es öffnete und feststellte, dass es doch nicht das war, was ich suchte, ergriff ich die erste beste Gelegenheit, es wieder in Ihr Zimmer zurückzubringen.«
    »Das erklärt die Angelegenheit zumindest teilweise«, sagte George nachdenklich. »Ich scheine mich so ziemlich wie ein Esel aufgeführt zu haben.«
    »Das würde ich nicht sagen, Sir. Für einen Anfänger waren Sie ungewöhnlich gut. Sie sagten, Sie hätten heute Morgen das Badezimmer aufgesucht und an sich genommen, was hinter der Badewanne versteckt war?«
    »Ja. Aber es war nur ein verdammter Liebesbrief«, sagte George düster. »Zum Teufel damit, aber ich hatte wirklich nicht die Absicht, in den Privatangelegenheiten des armen Kerls herumzuschnüffeln.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich ihn mir einmal ansähe, Sir?«
    George zog einen zusammengefalteten Brief aus der Tasche und reichte ihn dem Inspector. Dieser faltete ihn auseinander.
    »Sie haben vollständig Recht, Sir; aber wenn man dieses kleine i mit den anderen durch Striche verbindet, könnte ich mir vorstellen, dass das Ergebnis ganz anders aussieht. Mein Gott – Sir, das hier ist ein Plan von der Hafenverteidigung von Portsmouth!«
    »Was denn!«
    »Ja. Wir haben den Gentleman schon seit einiger Zeit beobachtet. Er war für uns jedoch zu gerissen. Arbeitet mit einer Frau zusammen, die den größten Teil der Dreckarbeit erledigt.«
    »Eine Frau?«, sagte George mit versagender Stimme. »Wie heißt sie denn?«
    »Sie hat eine ganze Menge Namen, Sir. Meistens ist sie als Betty Brighteyes bekannt. Eine auffallend gut aussehende Frau übrigens.«
    »Betty – Brighteyes«, sagte George. »Vielen Dank, Inspector.«
    »Verzeihung, Sir aber Sie sehen gar nicht gut aus.«
    »Mir geht es auch nicht gut. Ich bin sehr krank. Vielleicht ist es wirklich besser, ich nehme den nächsten Zug und fahre nach London zurück.«
    Der Inspector blickte auf seine Uhr.
    »Ich fürchte, das ist ein Bummelzug, Sir. Warten Sie lieber auf den Schnellzug.«
    »Das ist egal«, sagte George düster. »Einen Zug, der langsamer fährt als derjenige, mit dem ich gestern gekommen bin, gibt es gar nicht.«
    Als George wieder in einem Abteil erster Klasse saß, überflog er gelangweilt die Tagesnachrichten. Plötzlich setzte er sich kerzengerade hin und starrte auf die Seite vor seinen Augen.
    »Eine romantische Hochzeit fand gestern in London statt, als Lord Roland Gaigh, zweiter Sohn des Marquis of Axminster, mit der Großherzogin Anastasia von Katonien getraut wurde. Die Zeremonie wurde streng geheim gehalten. Seit dem Aufstand in Katonien lebte die Großherzogin mit ihrem Onkel in Paris. Sie lernte Lord Roland kennen, als dieser Sekretär an der britischen Gesandtschaft in Katonien war, und ihre Zuneigung

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