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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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habe. Dieser Onkel ist ein entsetzlicher Snob. Wenn er erfährt, dass ich dich heiraten werde und wir damit einen Titel in der Familie haben, wird er mich sofort zu seinem Teilhaber machen!«
    »Oh! George – ist er sehr reich?«
    »Elizabeth, bist du geldgierig?«
    »Sehr. Ich gebe rasend gern Geld aus. Aber vor allem dachte ich an Vater: fünf Töchter, jede bildschön und blaublütig. Er verzehrt sich förmlich nach einem reichen Schwiegersohn.«
    »Hm«, sagte George. »Es wird dann also eine jener Ehen, die im Himmel geschlossen und auf Erden erprobt werden. Werden wir in Rowland’s Castle wohnen? Mit dir als Ehefrau machen sie mich dort bestimmt zum Oberbürgermeister. Ach, Elizabeth – Liebling, wahrscheinlich ist es ein Verstoß gegen die gesellschaftlichen Sitten, aber ich muss dir einfach einen Kuss geben!«

Ein guter Freund
     
    S ir Edward Palliser, Kronanwalt, wohnte am Queen Annes Close, Nr. 9. Queen Annes Close war eine Sackgasse im Zentrum von Westminster, die ihre friedliche Alt-Londoner Atmosphäre, weitab von der Hektik des zwanzigsten Jahrhunderts, bewahrt hatte. Diese Atmosphäre gefiel Sir Edward ausgezeichnet.
    Sir Edward war zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Strafverteidiger gewesen. Nun, da er nicht länger vor Gericht plädierte, beschäftigte er sich damit, eine wohlsortierte Bibliothek kriminalistischer Literatur zusammenzutragen. Darüber hinaus war er der Verfasser eines Buches mit dem Titel: Lebensläufe berühmter Verbrecher.
    An diesem Abend saß Sir Edward vor dem Kamin in seiner Bibliothek, trank einen ausgezeichneten schwarzen Kaffee und zerbrach sich den Kopf über eine Ausgabe von Lombroso. Was für geistreiche Theorien, und wie überholt sie doch waren!
    Die Tür öffnete sich fast lautlos. Über den tiefen Teppich kam sein wohl erzogener Diener heran und murmelte diskret: »Eine junge Dame wünscht Sie zu sprechen, Sir.«
    »Eine junge Dame?«, fragte Sir Edward überrascht. Das war etwas, das nicht oft geschah. Dann fiel ihm ein, dass es seine Nichte Ethel sein könnte – aber nein, in diesem Fall würde Armour es ihm gesagt haben. Vorsichtig fragte er: »Hat die Dame ihren Namen genannt?«
    »Nein, Sir, aber sie sagte, sie wäre sicher, dass Sie sie empfangen würden.«
    »Führen Sie sie herein«, sagte Sir Edward Palliser. Er war neugierig und genoss dieses Gefühl. Eine schlanke, dunkelhaarige junge Dame, Ende Zwanzig, die ein schwarzes, gut sitzendes Kostüm und einen kleinen schwarzen Hut trug, kam mit ausgestreckter Hand und einem Ausdruck freudigen Wiedererkennens auf Sir Edward zu. Armour zog sich zurück, lautlos schloss sich die Tür hinter ihm.
    »Sir Edward, Sie erkennen mich doch wieder, nicht wahr? Ich bin Magdalena Vaughan.«
    »Aber natürlich.« Er drückte herzlich die ausgestreckte Hand. Nun erinnerte er sich wieder genau an sie. Die Heimreise von Amerika auf der Siluric! Das reizende Kind – denn damals war sie kaum mehr als ein Kind gewesen –, dem er den Hof gemacht hatte, natürlich diskret, wie es sich für einen Mann in seiner Position ziemte. Sie war so entzückend jung gewesen, so lebhaft, so voll von Bewunderung und tiefer Hingabe – genau das, was das Herz eines Mannes gefangen nimmt, der sich den Sechzig nähert. Die Erinnerung ließ zusätzliche Wärme in seinen Händedruck strömen.
    »Das ist äußerst reizend von Ihnen. Bitte, nehmen Sie doch Platz.« Er rückte ihr, leicht und gefällig plaudernd, einen Sessel zurecht und fragte sich dabei, was wohl der Grund ihres Kommens war. Als endlich sein leichtes Geplauder versiegte, herrschte Stille im Zimmer.
    Ihre Hand auf der Sessellehne öffnete und schloss sich nervös, sie befeuchtete ihre Lippen, dann sagte sie plötzlich: »Sir Edward – bitte helfen Sie mir!«
    Er war überrascht und murmelte automatisch: »Ja?«
    Sie fuhr fort, und ihr Ton wurde immer eindringlicher: »Sie sagten damals, wenn ich irgendwann einmal Hilfe brauchen sollte, wenn es irgendetwas auf der Welt geben würde, was Sie für mich tun könnten, dass Sie es tun würden.«
    Ja, das hatte er tatsächlich gesagt. Eine Floskel, die man so zu sagen pflegt, besonders in der Stunde des Abschieds. Er konnte sich noch an das Versagen seiner Stimme erinnern, an die Art, wie er ihre Hand an die Lippen führte.
    »Wenn es je etwas gibt, was ich für Sie tun kann – denken Sie daran, ich meine es ernst.«
    Ja, man pflegt solche Dinge zu sagen – aber nur sehr, sehr selten muss man sein Wort einlösen. Und bestimmt

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