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Eugénie Grandet (German Edition)

Eugénie Grandet (German Edition)

Titel: Eugénie Grandet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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aus Gold.
    Der alte Böttcher glich sich selbst so wenig, er zitterte so sehr vor seiner Tochter, daß Nanon und die Cruchotaner, die Zeugen seiner Schwäche waren, diese seinem hohen Alter zuschrieben und vermeinten, Grandets Härte und Gewinnsucht sei gebrochen. An dem Tage aber, als er und seine Tochter Trauer anlegten, zeigten sich die Gründe des Biedermanns für sein Benehmen.
    Es war nach dem Diner, zu dem auch Notar Cruchot geladen war.
    »Mein liebes Kind«, sagte Grandet zu seiner Tochter, nachdem der Tisch abgedeckt und die Türen geschlossen worden waren, »du bist nun die Erbin deiner Mutter, und da gibt es zwischen uns beiden allerlei zu erledigen. – Nicht wahr, Cruchot?«
    »Ja.«
    »Ist es denn nötig, sich schon heute damit zu befassen, Vater?«
    »Ja, ja, Töchterchen. Ich kann nicht länger in der Ungewißheit bleiben, in der ich jetzt schwebe. Ich glaube doch nicht, daß du mir weh tun willst.«
    »O mein Vater...«
    »Also man muß das alles heute abend noch ordnen.«
    »Was wollen Sie denn, das ich tun soll?«
    »Aber, Töchterchen, das ist nicht mein Amt. – Erklären Sie ihr die Sache, Cruchot.«
    »Mademoiselle, Ihr Vater möchte seine Habe weder teilen noch sie verkaufen, noch für das bare Geld, das er besitzt, ungeheure Gebühren bezahlen. Zu diesem Zwecke wäre es nötig, sich von einer Inventaraufnahme des gesamten Besitzes, der heute ja noch nicht zwischen Ihnen und Ihrem Vater geteilt ist, zu befreien....«
    »Cruchot, sind Sie Ihrer Sache auch ganz sicher, daß Sie so vor einem Kinde reden?«
    »Lassen Sie mich fortfahren, Grandet.«
    »Ja, ja, mein Freund; Sie und meine Tochter werden mich ja nicht ausplündern wollen. – Nicht wahr, Töchterchen ?«
    »Aber, Monsieur Cruchot, was soll ich denn eigentlich tun?« fragte Eugénie ungeduldig.
    »Ja«, sagte der Notar, »da wäre also dieser Akt zu unterzeichnen, demzufolge Sie auf das Erbe Ihrer Frau Mutter verzichten und Ihrem Vater die Nutznießung des gesamten ungeteilten Besitzes, dessen Eigentum ohne Nutznießung er Ihnen zusichert, zusprechen würden.«
    »Ich verstehe nichts von alledem, was Sie mir da sagen«, antwortete Eugénie; »geben Sie mir das Schriftstück und zeigen Sie mir, wo ich unterschreiben soll.«
    Vater Grandet blickte abwechselnd auf das Papier und auf seine Tochter; seine Aufregung war so stark, daß ihm die Schweißtropfen auf die Stirn traten. »Töchterchen«, sagte er, »wie wäre es, wenn du, statt diesen Akt zu unterzeichnen, dessen Eintragung viel kosten würde – wie wäre es, wenn du klar und einfach auf die Erbfolge deiner armen verstorbenen Mutter verzichtetest und deine Zukunft mir anvertrautest? Das wäre mir lieber. Ich würde dir dann jeden Monat eine gute fette Rente von hundert Francs aussetzen. Sieh, du könntest dann für alle, die dir lieb sind, so viele Messen lesen lassen, wie du willst.... He! Hundert Francs im Monat?«
    »Lieber Vater, ich tue alles, was Ihnen gefällt.«
    »Mademoiselle«, sagte der Notar, »es ist meine Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß Sie sich berauben...«
    »Ach, mein Gott«, erwiderte sie, »was tut das?«
    »Still, Cruchot; es ist zugesagt, es ist zugesagt«, rief Grandet, ergriff die Hand seiner Tochter und tätschelte sie derb.
    »Eugénie, du wirst nicht widerrufen, was? Du bist ein ehrenhafter Mensch.«
    »O mein Vater...«
    Er küßte sie voll überströmender Zärtlichkeit und erdrückte sie fast in seinen Armen. »Sieh, mein Kind, du schenkst deinem Vater das Leben; aber du gibst ihm schließlich nur wieder, was er dir gegeben hat: wir sind quitt. So muß man Geschäfte machen. Das Leben ist ein Geschäft. Ich segne dich! Du bist ein tugendsames Mädchen, das seinen Papa lieb hat. Jetzt geh und tu, was du magst. – Auf morgen also, Cruchot«, sagte er zu dem verblüfften Notar. »Bereiten Sie auf der Gerichtskanzlei alles vor für den Verzichtleistungsakt.« Am andern Mittag wurde die Erklärung unterzeichnet, derzufolge Eugénie sich selber ihrer Güter beraubte.
    Am Ende dieses Jahres aber hatte der alte Böttcher sein Wort noch nicht gehalten, er hatte seiner Tochter noch nicht einen Sou der ihr so feierlich zugesprochenen hundert Francs pro Monat gegeben. Als Eugénie ihn freundlich daran erinnerte, konnte er nicht umhin, rot zu werden; er stieg eilig in sein Arbeitskabinett hinauf, und als er zurückkam, hielt er ihr etwa ein Drittel der Wertsachen hin, die er seinem Neffen abgenommen hatte. »Da, Kleine«, sagte er mit ironischem

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