Eulen
Matherson eine zu schallern.«
Dana hatte drei ältere Brüder, und anscheinend erinnerte man sich an der Trace Middle an keinen von ihnen besonders gern.
»Was hast du denn geschrieben in deiner Entschuldigung? ›Lieber Dana, es tut mir Leid, dass ich dich vermöbelt habe. Bitte brich mir nicht jeden Knochen im Leib, lass mir wenigstens einen Arm, damit ich allein essen kann.‹«
»Wie witzig!«, sagte Roy trocken. Aber er musste zugeben, dass Garrett tatsächlich ziemlich witzig war.
»Was meinst du, was der Gorilla macht, wenn er dich das nächste Mal sieht?«, fragte er Roy. »Ich an deiner Stelle würde selber mal über eine Schönheitsoperation nachdenken, damit Dana mich nicht erkennt. Im Ernst, Mann.«
»Garrett, kannst du mir einen Gefallen tun?«
»Was brauchst du denn – ein gutes Versteck? Versuch’s mal am Südpol.«
Es läutete und Schüler strömten in Scharen in den Flur. Roy zog Garrett auf die Seite. »Da ist so ein großes Mädchen mit blonden Locken, sie trägt eine rote Brille –«
Garrett sah erschrocken aus. »Bitte nicht!«
»Bitte nicht was?«
»Sag bloß, du bist scharf auf Beatrice Leep?«
»So heißt sie?« Es musste bestimmt hundert Jahre her sein, dass jemand seine Tochter Beatrice genannt hatte, dachte Roy. Kein Wunder, dass sie so kratzbürstig war.
»Was weißt du von ihr?«, fragte er Garrett.
»Genug, um von ihr Abstand zu halten. Sie spielt verdammt gut Fußball und ist verdammt unfreundlich. Und ausgerechnet auf die bist du scharf, ich fass es nicht –«
»Ich kenn sie doch nicht mal«, protestierte Roy. »Aber aus irgendeinem blöden Grund hat sie es auf mich abgesehen, und ich versuche rauszukriegen, was überhaupt los ist.«
Garrett stöhnte. »Erst Dana Matherson und jetzt der Grizzly. Hast du vielleicht geheime Todeswünsche, Tex?«
»Erzähl mir von ihr. Was weißt du über sie?«
»Jetzt nicht. Wir kommen zu spät.«
»Komm schon«, sagte Roy, »bitte!«
Garrett trat ein Stück näher heran und schaute noch einmal nervös über die Schulter. »Es gibt nur eins, was du über Beatrice Leep wissen musst«, sagte er im Flüsterton. »Letztes Jahr hat sich einer der besten Verteidiger der Graham High School von hinten angeschlichen und ihr auf den Hintern geklatscht. Im Big Cypress, dem Einkaufszentrum, am helllichten Tag. Beatrice ist ihm hinterher und hat ihn in den Springbrunnen geschmissen. Dreifacher Schlüsselbeinbruch. Fiel die ganze Spielzeit aus.«
»Das gibt’s doch nicht«, sagte Roy.
»Vielleicht solltet du doch mal über die Katholische Schule nachdenken.«
Roy lachte matt. »Zu dumm, dass wir Methodisten sind.«
»Dann konvertierst du eben, Schwachkopf«, sagte Garrett. »Im Ernst.«
Officer Delinko freute sich richtig darauf, früh aufzustehen, um den Bauplatz zu beobachten. Das war eine willkommene Abwechslung von der täglichen Routine, in der es wenig Gelegenheit zu echter Überwachung gab. Die überließ man meist den Kriminalbeamten.
Obwohl Officer Delinko Coconut Cove gut gefiel, fand er seine Arbeit mit der Zeit doch langweilig. Meistens ging es nur um Verkehrsregelung. Dabei war er doch zur Polizei gegangen, weil er Verbrechen aufklären und die Täter verhaften wollte. Aber abgesehen von dem einen oder anderen betrunkenen Autofahrer kam Officer Delinko selten dazu, jemanden einzusperren. Die Handschellen, die er immer am Gürtel trug, waren noch genau so blank und ohne jeden Kratzer wie an dem Tag vor bald zwei Jahren, als er bei der Polizei eingetreten war.
Vandalismus und unerlaubtes Betreten fremder Grundstücke waren auch nicht gerade Aufsehen erregende Straftaten, aber Officer Delinko fand es doch ganz spannend, was da passiert war – und jetzt schon zum zweiten Mal –, wo das nächste Restaurant von Mama Paula stehen sollte. Er hatte so eine Ahnung, dass der (oder die) Täter mehr im Sinn hatte (oder hatten) als einen Dumme-Jungen-Streich.
Da der Polizeichef von irgendwoher Druck bekam, die Vorfälle zu beenden, wusste Officer Delinko, dass er sich Lorbeeren verdienen könnte, wenn er die Vandalen fasste – vielleicht wäre es auch ein Schritt auf der Karriereleiter. Sein langfristiges Ziel war es nämlich, Kriminalkommissar zu werden, und dieser Fall war seine Chance zu beweisen, dass er das Zeug dazu hatte.
Am ersten Montag nach der Sache mit den Alligatoren klingelte der Wecker bei Officer Delinko früh um fünf. Er rollte sich aus dem Bett, stellte sich kurz unter die Dusche, aß einen getoasteten Bagel
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