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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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Schuljahres damit verbringen, sich vor Dana Matherson und Beatrice Leep zu verstecken.
    Um Dana konnte er sich auch später noch kümmern, aber Beatrice konnte nicht warten. Beim Mittagessen entdeckte Roy sie auf der anderen Seite der Cafeteria. Sie saß mit drei Mädchen aus ihrer Fußballmannschaft zusammen. Auch sie waren schlank und machten einen taffen Eindruck, aber so eindrucksvoll wie Beatrice war doch keine von ihnen.
    Roy holte tief Luft, ging hinüber und setzte sich zu den Mädchen. Beatrice starrte ihn ungläubig an, während ihre Freundinnen ihn amüsiert betrachteten und weiteraßen.
    »Hast du ein Problem?«, wollte Beatrice wissen. In der einen Hand, auf halber Höhe zwischen Tablett und dem höhnisch grinsenden Mund, hielt sie ein Sandwich mit gegrilltem Schweinefleisch.
    »Wenn hier einer ein Problem hat, dann wohl eher du.« Roy lächelte, obwohl er nervös war. Beatrice’ Fußballfreundinnen waren beeindruckt. Sie legten die Gabeln weg und warteten, was wohl als Nächstes kommen würde.
    Roy holte tief Luft und legte los: »Beatrice, ich hab keine Ahnung, wieso du so sauer bist wegen der Geschichte im Schulbus. Dich hat keiner gewürgt und dir hat auch keiner eins auf die Nase gegeben. Ich sag dir was, aber ich sag’s nur einmal: Wenn ich irgendwas getan hab, was dich geärgert hat, dann tut es mir Leid. Es war keine Absicht.«
    Offensichtlich hatte noch nie jemand so offen mit Beatrice gesprochen, denn sie schien regelrecht unter Schock zu stehen. Ihr Sandwich schwebte weiter in der Luft, nur die Grillsauce tropfte langsam zwischen ihren Fingern herunter.
    »Wie viel wiegst du?«, fragte Roy ganz freundlich.
    »Äh – w – was?«, stotterte Beatrice.
    »Na ja, ich wiege genau dreiundvierzig Kilo«, sagte Roy, »und ich wette, du wiegst mindestens fünf Kilo mehr …«
    Eine von Beatrice’ Freundinnen kicherte und Beatrice blitzte sie wütend an.
    »… das heißt, du könntest mich vermutlich locker den ganzen Tag lang durch die Cafeteria schubsen. Aber bewiesen wäre damit nichts, nicht das verdammteste kleine bisschen«, fuhr Roy fort. »Wenn du das nächste Mal ein Problem hast, dann sag es mir gleich, dann setzen wir uns zusammen und reden darüber wie zivilisierte Menschen. Okay?«
    »Zivilisiert«, wiederholte Beatrice und starrte Roy über den Rand ihrer Brille an. Roys Augen machten einen kurzen Abstecher zu Beatrice’ Hand, von der die Grillsauce mittlerweile in dicken Klumpen tropfte. Matschige Stückchen Brot und Fleisch traten zwischen den verkrampften Fingern hervor – Beatrice hatte ihr Sandwich so zerquetscht, dass es sich auflöste.
    Eine der Fußballerinnen beugte sich zu Roy hinüber. »Hör mal, Großmaul, sieh zu, dass du hier verschwindest, aber ein bisschen dalli. Du bist total uncool.«
    Roy stand ganz ruhig auf. »Ist das klar, Beatrice? Und wenn du irgendein Problem hast, dann sagst du’s mir am besten jetzt.«
    Beatrice ließ die Überreste ihres Sandwichs auf den Pappteller fallen und wischte ihre Hände an einem Stapel Papierservietten ab. Sie sagte kein Wort.
    »Wie du willst.« Roy lächelte betont freundlich. »Ich freue mich trotzdem, dass wir Gelegenheit hatten, uns ein bisschen besser kennen zu lernen.«
    Dann ging er wieder zurück auf die andere Seite der Cafeteria und setzte sich allein an seinen Tisch, um zu essen.
     
    Garrett schlich ins Büro seiner Mutter und kopierte die Adresse von der Schülerliste. Das kostete Roy einen Dollar.
    »Ich muss da mal kurz was erledigen«, sagte Roy und hielt seiner Mutter den Zettel hin, als sie ihn mit dem Auto von der Schule abholte.
    Mrs. Eberhardt warf einen Blick darauf und sagte: »Okay, Roy. Das liegt sowieso auf unserem Weg.« Sie nahm an, es sei die Adresse von einem von Roys Freunden und er müsse sich ein Schulbuch ausleihen oder die Hausaufgaben notieren.
    Als sie in die Einfahrt des Hauses einbogen, sagte Roy: »Bin gleich wieder da, Mom. Dauert nur eine Minute.«
    Dana Mathersons Mutter öffnete die Tür. Sie sah ihrem Sohn sehr ähnlich, was nicht gerade zu ihrem Vorteil war.
    »Ist Dana zu Hause?«, fragte Roy.
    »Wer bist du denn?«
    »Ich geh in seine Klasse.«
    Mrs. Matherson seufzte, drehte sich um und brüllte Danas Namen. Roy war heilfroh, dass sie ihn nicht ins Haus bat. Gleich darauf hörte er feste Schritte und im nächsten Moment stand Dana höchstpersönlich im Türrahmen. Er trug einen langen blauen Schlafanzug, der einem Eisbären gepasst hätte. Ein dicker Verband, der mit

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