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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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schwerfällig, so wie die eines großen Mannes. Etwas klimperte beim Gehen, ein Schlüsselbund vermutlich oder lose Münzen in einer Tasche. Roy hielt die Luft an.
    Als der Wachmann sich dem Eiswagen näherte, schlug er mit etwas, das sich wie ein Bleirohr anhörte, gegen einen der Kotflügel. Roy fuhr zusammen, gab aber keinen Laut von sich. Zum Glück ging der Mann weiter. Immer wieder hörten sie ihn mit seinem Rohr laut gegen eines der Autowracks schlagen, so als wollte er irgendetwas verschrecken, was sich im Schatten verborgen hielt.
    Als der Mann weg war, flüsterte Beatrice: »Das war so ein Mietcop.«
    »Was wollen wir eigentlich hier?«, fragte Roy matt.
    Er hörte, wie Beatrice sich in dem dunklen Kabuff erhob. »Ich sag dir, was ich mache, Cowgirl«, sagte sie. »Ich biete dir einen kleinen Handel an.«
    »Na also«, sagte Roy.
    »Ich sorge dafür, dass der barfüßige Junge diese Schuhe kriegt, aber nur unter der Bedingung, dass du versprichst, ihn in Ruhe zu lassen, und ihm nicht mehr hinterherspionierst.«
    »Du kennst ihn also doch!«
    Beatrice riss Roy vom Boden hoch. »Ja«, sagte sie, »ich kenne ihn. Er ist mein Bruder.«
     
    Um halb fünf am Nachmittag, wenn für Officer Delinko der Dienst normalerweise endete, stapelte sich die Arbeit noch immer auf seinem Schreibtisch. Er hatte noch jede Menge Formulare auszufüllen und Berichte fertig zu schreiben über das, was mit seinem Streifenwagen passiert war. Er schrieb weiter, bis ihm das Handgelenk wehtat, und um sechs war er endlich fertig.
    Der Polizeiparkplatz war nur ein paar Häuserblocks entfernt, aber als Officer Delinko müde aus der Wache kam, schüttete es wie aus Eimern. Er wollte nicht, dass seine Uniform nass wurde, also wartete er unter dem Vordach, direkt unter dem großen Ö von AMT FÜR ÖFFENTLICHE SICHERHEIT.
    Viele Städte hatten damit angefangen, ihre Polizeiwachen in Amt für öffentliche Sicherheit umzubenennen, weil man der Meinung war, das verschaffte der Polizei ein freundlicheres Image. Wie die meisten seiner Kollegen fand auch David Delinko, dass die Namensänderung sinnlos war. Ein Polizist war ein Polizist, fertig. Im Notfall würde niemand schreien: »Schnell, schnell, ruft das Amt für öffentliche Sicherheit!« Die Leute würden dasselbe rufen wie immer: »Ruft die Polizei!«
    David Delinko war stolz darauf, Polizist zu sein. Sein Vater war bei der Kriminalpolizei in Cleveland, Ohio, für Raub und Einbruch zuständig gewesen und Davids älterer Bruder war im Morddezernat bei der Kriminalpolizei in Fort Lauderdale. David Delinkos sehnlichster Wunsch war es, auch zur Kriminalpolizei zu gehören – eines Tages.
    Aber dieser Tag, dachte Officer Delinko traurig, war jetzt wohl in weite Ferne gerückt, und das hatte er den Vandalen vom Bauplatz des Pfannkuchenrestaurants zu verdanken.
    Officer Delinko sah in den strömenden Regen hinaus und grübelte über seine Lage nach, als plötzlich ein Blitz in einen Strommast an der Straßenecke einschlug. Schnell zog der Polizist sich in die Eingangshalle der Polizeistation zurück, wo die Deckenbeleuchtung zweimal aufflackerte und dann erlosch.
    »So ein Mist«, brummte Officer Delinko vor sich hin. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis das Gewitter vorbei war.
    Er musste dauernd an die merkwürdigen Vorfälle auf dem Grundstück von Mama Paula denken. Erst zog jemand die Vermessungspfosten heraus, dann hockten Alligatoren in den Toiletten, und schließlich sprühte ihm jemand die Fenster seines Dienstwagens mit Farbe zu, während er darin saß und schlief. Das konnte nur das Werk von unerschrockenen und zu allem entschlossenen Tätern sein.
    Unreif, das sicherlich, aber trotzdem unerschrocken.
    Nach seiner Erfahrung waren Kinder normalerweise nicht so ausdauernd und auch nicht so wagemutig. Bei typischen Fällen von jugendlichem Vandalismus wurden die Taten immer von einer Clique von Jugendlichen begangen, denen es nur um den Kick ging und die einander zu übertreffen versuchten.
    Aber das hier war kein typischer Fall, dachte Officer Delinko. Womöglich war es das Werk eines Einzeltäters, und der hatte entweder einen Groll auf Mama Paula – oder eine Mission zu erfüllen.
    Nach einer Weile ließ der Regen nach und die Gewitterwolken verzogen sich. Officer Delinko hielt sich eine Zeitung über den Kopf und rannte los zum Parkplatz. Als er bei seinem Auto ankam, quoll das Wasser aus seinen handpolierten Schuhen.
    Der Crown Victoria sah wie neu aus und stand vor

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