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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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leckerste Keks, den er je gegessen hatte.
    Beatrice hatte ihn gefragt, was er seinen Eltern sagen wolle, wo er gewesen sei. Aber Roy war nichts eingefallen.
    Und dann hatte Beatrice etwas ganz Irres gemacht: Sie hatte sein Rad hochgehoben und ein Loch in den Hinterreifen gebissen, gerade so, als würde sie in eine Pizza beißen.
    Roy starrte sie mit offenem Mund an. Dieses Mädchen hatte Zähne wie eine Wölfin.
    »Hier!«, sagte sie. »Jetzt hast du einen Platten. Und außerdem eine halbwegs taugliche Entschuldigung fürs Zu-spät-Kommen.«
    »Möglich. Danke.«
    »Also, worauf wartest du noch? Zisch endlich ab!«
    Was für eine seltsame Familie, dachte Roy. Er spielte die Szene mit dem Reifen gerade noch mal im Kopf durch, als er den Polizisten sagen hörte: »Kann ich dich was fragen, junger Mann?«
    »Klar.«
    »Du gehst doch auf die Trace Middle, stimmt’s? Hast du dort vielleicht irgendwas gehört über Sachen, die auf dem Grundstück von dem neuen Pfannkuchenrestaurant passieren?«
    »Nein«, sagte Roy, »aber ich hab den Artikel in der Zeitung gesehen.«
    Der Beamte rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her.
    »Über die Alligatoren«, fügte Roy hinzu, »und den Polizeiwagen, der mit Farbe besprüht wurde.«
    Der Polizist hustete erst einmal, dann sagte er: »Und du bist dir sicher, dass niemand irgendwas davon erzählt hat? Typen, die so was machen, geben ja ganz gern damit an.«
    Kein Wort habe er darüber gehört, sagte Roy. »Hier ist meine Straße«, sagte er und zeigte mit der Hand in die Richtung. »Das sechste Haus links.«
    Der Polizist bog in die Einfahrt vor dem Haus der Eberhardts und bremste. »Kannst du mir einen Gefallen tun? Wenn du doch noch was hörst über diese Sache mit Mama Paula, ganz egal, was, auch wenn es nur ein Gerücht ist – würdest du mich dann anrufen? Es ist sehr wichtig.«
    Der Beamte reichte Roy eine Visitenkarte. »Das ist meine Nummer auf der Wache und das hier meine Handynummer.«
    Über den Telefonnummern stand:
     
    David Delinko
    Officer im Streifendienst
    Amt für öffentliche Sicherheit
    Coconut Cove
     
    »Du kannst mich jederzeit anrufen«, betonte Officer Delinko. »Halt einfach Augen und Ohren offen, okay?«
    »Okay«, antwortete Roy wenig begeistert. Der Polizist wollte ihn als Informanten haben; seine eigenen Klassenkameraden sollte er ausspionieren. Ein stolzer Preis für eine Mitfahrgelegenheit.
    Nicht, dass Roy darüber nicht froh gewesen wäre, aber er hatte auch nicht das Gefühl, dass er dem Polizisten mehr schuldete als ein ehrliches Dankeschön. Gehörte es nicht zu den Aufgaben eines Polizisten, anderen Menschen zu helfen?
    Roy stieg aus und winkte seinen Eltern zu, die vor dem Haus auf den Stufen standen. Officer Delinko holte Roys Fahrrad aus dem Kofferraum. »So, bitte sehr«, sagte er.
    »Danke«, sagte Roy.
    »Geh damit zur Tankstelle. Da flicken sie dir den Reifen wieder. Hast du einen Nagel reingekriegt?«
    »So ähnlich.«
    Roys Vater kam und bedankte sich bei dem Polizisten, dass er den Jungen nach Hause gebracht hatte. Roy hörte, wie die beiden Männer sich über die Polizeiarbeit unterhielten, und er nahm an, dass sein Vater dem Beamten erzählt hatte, dass er für das Justizministerium arbeitete.
    Während Mr. Eberhardt das Rad in die Garage stellte, rief Officer Delinko Roy mit gedämpfter Stimme zu sich: »He, junger Mann!«
    Was kommt jetzt?, fragte sich Roy.
    »Meinst du, es würde deinem Dad was ausmachen, einen Brief an den Polizeichef zu schreiben? Oder meinetwegen auch an meinen Sergeant? Nichts Großartiges, nur ein paar freundliche Worte über diese Sache heute Abend. Etwas für meine Akten. Diese kleinen Dinge sind durchaus hilfreich. Sie summieren sich.«
    Roy nickte unverbindlich. »Ich werd ihn fragen.«
    »Super. Bist ein prima Kerl.«
    Officer Delinko setzte sich wieder ins Auto. Mrs. Eberhardt, die ins Haus gegangen war, um ein Handtuch zu holen, kam und schüttelte dem Polizisten herzlich die Hand. »Wir waren ganz außer uns vor Sorge. Haben Sie vielen Dank!«
    »Ach, das war doch nichts.« Officer Delinko zwinkerte Roy kurz zu.
    »Doch – Sie haben mein Vertrauen in die Polizei wiederhergestellt«, fuhr Roys Mutter fort. »Ehrlich, ich wusste gar nicht, was ich denken sollte, als ich diese unglaubliche Geschichte in der Zeitung las. Die über den Polizisten, dem man die Autofenster mit schwarzer Farbe besprüht hat.«
    Roy hatte den Eindruck, dass Officer Delinko auf einmal aussah, als würde ihm gleich

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