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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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suchte nach dem Springbrunnen, wo er sein Rad abgestellt hatte. Endlich, als wieder ein Blitz die Spielbahn grell erleuchtete, sah er ihn, knapp zwanzig Meter weiter vorn.
    Aber sein Rad war nicht da.
    Zuerst dachte Roy, er sei am falschen Springbrunnen gelandet. Vielleicht hatte er sich in diesem Wetter verlaufen. Aber dann erkannte er einen Schuppen in der Nähe und eine Holzbude mit einem Cola-Automaten.
    Doch, das war die Stelle. Roy stand im Regen und starrte geknickt dahin, wo sein Rad gestanden hatte. Normalerweise schloss er es immer sorgfältig ab, aber heute hatte er es zu eilig gehabt.
    Jetzt war es weg. Geklaut, kein Zweifel.
    Um endlich aus dem Regen zu kommen, flitzte er in die Bude. Der Schuhkarton war inzwischen völlig durchgeweicht und löste sich auf. Es war ein weiter Weg bis nach Hause, und bis er dort ankam, war es bestimmt schon dunkel. Seine Eltern würden ausflippen.
    Zehn Minuten lang stand Roy in der Bude und wartete, dass der Regen nachließ. Das Wasser lief ihm aus den Kleidern. Das Gewitter schien nach Osten abzuziehen, aber der Regen wurde nicht weniger. Schließlich machte Roy sich mit eingezogenem Kopf auf den Weg. Bei jedem Schritt spritzte das Wasser hoch. Regentropfen rollten ihm über die Stirn und blieben in seinen Wimpern hängen. Er wünschte, er hätte seine Kappe aufgesetzt.
    Auf dem Gehweg versuchte er zu rennen, aber es war, als würde er im seichten Wasser eines endlosen Sees laufen. Das war Roy an Florida schon aufgefallen: Es war so flach und so tief gelegen, dass es ewig dauerte, bis Pfützen abgelaufen waren. Er stapfte weiter und kam bald an die Bushaltestelle, wo er den rennenden Jungen zum ersten Mal gesehen hatte. Roy nahm sich nicht die Zeit, sich umzuschauen. Von Minute zu Minute wurde es dunkler.
    Als er an der Kreuzung Ecke West Oriole und dem Highway ankam, gingen die Straßenlaternen an.
    Oh Mann, dachte er, ich bin echt spät dran.
    Der Verkehr war in beiden Richtungen heftig. Die Autos krochen in dem stehenden Wasser vorwärts und Roy wartete ungeduldig. Bei jedem Auto spritzte eine Fontäne gegen seine Beine, aber es war ihm egal – er war ohnehin schon bis auf die Knochen durchnässt.
    Als er eine Lücke zwischen zwei Autos erspähte, wagte er sich auf die Straße.
    »Pass auf!«, brüllte jemand hinter ihm.
    Roy sprang zurück auf den Gehweg, fuhr herum und sah sich Beatrice Leep gegenüber. Sie saß auf seinem Fahrrad.
    »Was hast du da in dem Karton, Cowgirl?«

7
    Die Sache war gar nicht so rätselhaft.
    Wie alle Schüler wohnte auch Beatrice Leep in der Nähe ihrer Bushaltestelle. Vermutlich war Roy an ihrem Haus vorbeigefahren und sie hatte ihn gesehen und war ihm einfach zum Golfplatz gefolgt.
    »Das ist mein Rad«, sagte Roy.
    »Stimmt.«
    »Kann ich’s zurückhaben?«
    »Vielleicht später«, sagte sie. »Spring auf.«
    »Was?«
    »Auf den Lenker, du Dösel. Setz dich drauf. Wir machen einen Ausflug.«
    Roy tat, was sie gesagt hatte. Er wollte sein Rad zurückhaben und dann nach Hause. Die zwei Jahre in der dünnen Luft von Montana, in denen er mit dem Rad ständig bergauf und bergab gefahren war, hatten aus Roy einen guten Radfahrer gemacht, aber Beatrice Leep war noch fitter. Selbst durch die tiefsten Pfützen radelte sie geschickt und mühelos, so als ob Roy gerade mal ein Fliegengewicht wäre. Er hockte unbequem auf dem Lenker und hielt den aufgeweichten Karton umklammert.
    »Wo fahren wir eigentlich hin?«, brüllte er.
    »Klappe«, antwortete Beatrice.
    Sie rasten an dem elegant gemauerten Eingang zum Golfplatz vorbei und bald darauf endete die gepflasterte Straße auch schon. Nun befanden sie sich auf einem geraden Schotterweg ohne jede Beleuchtung. Roy machte sich auf einiges gefasst, als das Rad durch die ersten schlammgefüllten Schlaglöcher holperte. Der Regen hatte nachgelassen, es nieselte jetzt nur noch und Roys nasses Hemd fühlte sich kalt an auf der Haut.
    An einem hohen Maschendrahtzaun hielt Beatrice an. Roy bemerkte, dass jemand mit einer Drahtschere ein Loch in den Zaun geschnitten hatte, so dass man den Draht auseinander biegen konnte. Roy sprang ab und zog an seinen Jeans, die ihm in die Poritze gekrochen waren.
    Beatrice stellte das Rad ab und machte Roy ein Zeichen, er solle hinter ihr her durch den Zaun kriechen. Auf der anderen Seite war ein Schrottplatz, auf dem jede Menge demolierter Autos standen. Roy und Beatrice schlichen in dem Dämmerlicht an den Rostbeulen vorbei und rannten von einer Reihe zur nächsten. So

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