Eulen
stellte eine neue Pfannkuchenvariante vor, zum Beispiel die sensationellen Limonen-Crêpes.
In all den Jahren, in denen Curly schon Baustellen überwachte, hatte er noch nie einen solchen Anruf bekommen wie den von Chuck Muckle, nachdem der Zeitungsartikel erschienen war. Noch nie hatte ihn jemand eine geschlagene Viertelstunde lang so abgekanzelt wie der Stellvertretende Direktor der Restaurantkette.
»Hören Sie mal, das war doch nicht meine Schuld«, konnte er schließlich einwerfen. »Ich bin doch nicht im Dienst eingeschlafen. Das war doch der Polizist!«
Chuck Muckle sagte ihm, er solle aufhören zu jammern und die Sache wie ein Mann tragen. »Sie sind der Wachmann, Mr. Branitt, oder?«
»Ja, aber –«
»Also, wenn noch so etwas passiert, dann sind Sie ein arbeitsloser Wachmann. Mama Paulas Pfannkuchenhaus ist eine Aktiengesellschaft, die ihren weltweiten Ruf zu schützen hat. Diese Art von Aufmerksamkeit ist unserem Image nicht gerade förderlich. Haben Sie mich verstanden?«
»Jawohl«, hatte Curly geantwortet, obwohl er nichts verstanden hatte. Echten Liebhabern von Pfannkuchen konnte es doch völlig egal sein, was mit einem Polizeiwagen passiert war oder ob in den Baustellenklos Alligatoren gesteckt hatten. All diese merkwürdigen Vorfälle wären doch längst vergessen bis zur Eröffnung des Restaurants.
Aber Chuck Muckle war nicht in der Stimmung gewesen, sich auf eine vernünftige Diskussion einzulassen. »Hören Sie mir mal gut zu, Mr. Branitt. Jetzt ist Schluss mit dem Unfug. Wenn wir beide gleich aufgelegt haben, gehen Sie sofort hin und heuern die größten, blutdürstigsten Kampfhunde an, die Sie finden können. Rottweiler sind am besten, aber Dobermänner tun’s auch.«
»Sehr wohl, Sir.«
»Ist der Platz inzwischen geräumt?«
»Es regnet«, hatte Curly gesagt. »Und es soll auch die ganze Woche noch regnen.« Vermutlich würde Chuck Muckle ihn auch noch fürs Wetter verantwortlich machen.
»Nicht zu fassen«, hatte der Stellvertretende Direktor geknurrt. »Ich will keine weiteren Verzögerungen mehr, verstanden? Keine.«
Es war geplant, das Grundstück vor dem feierlichen ersten Spatenstich mit Prominenten und Vertretern von Presse und Fernsehen zu planieren. Höhepunkt der Veranstaltung sollte der Auftritt der Schauspielerin sein, die in der Fernsehwerbung immer als Mama Paula auftrat.
Sie hieß Kimberly Lou Dixon und hatte vor über zehn Jahren für den Titel der Miss America kandidiert. Später war sie Schauspielerin geworden, allerdings konnte Curly sich nicht entsinnen, sie je in anderen Filmen als den Werbespots für Mama Paula gesehen zu haben. Da trug sie immer eine Baumwollschürze, eine graue Perücke und eine runde Nickelbrille, damit sie wie eine alte Dame aussah.
»Ich will Ihnen auch erklären, wieso Sie Ihren Job los sind, wenn das Projekt noch einmal ins Stocken gerät«, hatte Chuck Muckle zu Curly gesagt. »Miss Dixon hat nur ganz wenige freie Termine. In ein paar Wochen beginnt sie mit den Dreharbeiten für einen bedeutenden Film.«
»Sagen Sie bloß! Wie soll der denn heißen?« Curly und seine Frau waren begeisterte Kinogänger.
»›Mutierende Invasoren von Jupiter Sieben‹«, hatte Chuck Muckle gesagt. »Das Problem ist Folgendes, Mr. Branitt: Wenn wir die Feier zum ersten Spatenstich verschieben müssen, dann kann Miss Kimberly Lou Dixon nicht mehr dabei sein. Dann ist sie nämlich schon auf dem Weg nach Las Cruces, New Mexico, und bereitet sich auf ihre Rolle der Königin der mutierenden Grashüpfer vor.«
Wow, dachte Curly. Die Königin spielt sie!
»Ohne Miss Dixons Anwesenheit ist die Veranstaltung aber werbemäßig kein Straßenfeger. Sie symbolisiert unser Unternehmen. Sie ist sozusagen unser Maskottchen, unser –«
»… unser Tiger im Tank?«, hatte Curly gefragt.
»Ich bin froh, dass Sie begreifen, worum es geht.«
»Und ob ich das begreife, Mr. Muckle.«
»Ausgezeichnet. Wenn alles glatt läuft, dann müssen Sie und ich nie mehr miteinander sprechen. Wäre das nicht nett?«
»Oh doch«, hatte Curly zugestimmt.
Am allerdringlichsten war es also gewesen, einen Maschendrahtzaun um den Bauplatz zu ziehen. Es war gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der bereit war, bei diesem Regen zu arbeiten, aber schließlich hatte Curly doch eine Firma in Bonita Springs aufgetrieben. Inzwischen war der Zaun fertig/jetzt fehlte nur noch der Mann mit den Wachhunden.
Curly war leicht nervös. Hunde waren überhaupt nicht sein Ding. Seine Frau und
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