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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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Beatrice ihn an.
    Roy hörte ein schepperndes Geräusch, als das Fahrrad zu Boden fiel. Er drehte sich um und sah, wie Beatrice losstürmte, den Bruder wie einen Mehlsack über der Schulter. Ohne einmal zurückzuschauen, schlug sie einen Weg zwischen zwei Häusern am Ende der Straßenzeile ein und verschwand.
    Roy stand wie festgewurzelt mitten auf der Straße. Er musste eine Entscheidung treffen, schnell. Aus der einen Richtung kam der Streifenwagen, in die andere Richtung rannten seine beiden Freunde … Freunde?
    Na ja – wenn er überhaupt Freunde hatte in Coconut Cove, dann waren es wohl die beiden.
    Roy holte tief Luft und raste den anderen hinterher. Er hörte Hupen, aber er rannte einfach weiter und hoffte, der Polizist würde nicht aus dem Auto springen und ihn zu Fuß verfolgen. Roy glaubte eigentlich nicht, dass er etwas Unrechtes getan hatte, aber er war sich nicht sicher, ob er vielleicht Ärger dafür kriegen könnte, dass er Fischfinger geholfen hatte, der immerhin ständig die Schule schwänzte.
    Der Junge versuchte doch nur, sich um die Eulen zu kümmern – wieso sollte das eine Straftat sein?, fragte sich Roy.
    Fünf Minuten später fand er Beatrice im Schatten eines Mahagonibaums im Garten eines fremden Hauses. Der Kopf ihres Stiefbruders lag in ihrem Schoß. Der Junge hatte die Augen geschlossen, Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn. Die tiefen Bisswunden an seinem geschwollenen Arm lagen jetzt frei, denn der Verband (und ein Ärmel des grünen T-Shirts) waren beim Sturz vom Zaun abgerissen worden.
    Beatrice strich dem Jungen über die Wangen und schaute traurig zu Roy hoch. »Und was machen wir jetzt, Cowgirl?«
     
    Curly hatte die Nase gestrichen voll von Kampfhunden. Er war zwar nicht gerade begeistert bei dem Gedanken daran, die Nächte im Bauwagen zu verbringen, aber es musste wohl sein. Es schien ihm die einzige sichere Möglichkeit, die Täter, wer immer sie waren, aufzuhalten und daran zu hindern, über den Zaun zu hüpfen und verrückt zu spielen.
    Wenn an diesem Wochenende noch irgendetwas passieren sollte, was Mama Paulas Vorhaben weiter verzögerte, dann wäre Curly seinen Job los, das hatte Chuck Muckle ihm glasklar zu verstehen gegeben.
    Als Curly seiner Frau von der Nachtwache erzählte, nahm sie die Neuigkeit gelassen auf, ohne sich zu ärgern oder sich Sorgen zu machen. Ihre Mutter war gerade zu Besuch und die beiden hatten für das Wochenende etliche Einkaufsbummel geplant. So würde ihnen Curlys bezaubernde Gegenwart nicht fehlen.
    Missmutig packte er Zahnbürste, Zahnseide, Rasierapparat, Rasiercreme und eine Großpackung Aspirin in seinen Kulturbeutel. Dann stopfte er frische Arbeitskleidung und Unterwäsche in eine Reisetasche und nahm sein Kopfkissen aus dem Bett. Als er schon auf dem Weg nach draußen war, gab ihm seine Frau noch zwei Thunfischsandwiches mit, eins fürs Abendessen und eins fürs Frühstück.
    »Pass nur gut auf dich auf da draußen, Leroy«, sagte sie.
    »Wird gemacht.«
    Auf der Baustelle schloss er das Tor hinter sich und ging mit Storchenschritten zum sicheren Bauwagen hinüber. Den ganzen Nachmittag lang hatte er sich den Kopf zerbrochen wegen dieser Wassermokassins, die so plötzlich wieder weg waren, und hatte sich gefragt, wieso der Reptilienfänger sie nicht hatte finden können.
    Wie konnten so viele Schlangen auf einmal verschwinden?
    Curly befürchtete, dass die Schlangen irgendwo ganz in der Nähe in irgendeinem geheimen Versteck unter der Erde lauerten und nur darauf warteten, bis es dunkel wurde, so dass sie ihre tödliche Jagd beginnen konnten.
    »Aber ich bin gewappnet«, sagte Curly laut, um sich selbst zu überzeugen.
    Er verrammelte die Tür des Bauwagens, setzte sich vor den tragbaren Fernseher und stellte den Sportkanal ein. Später am Abend sollten die Orioles gegen die Devil Rays spielen und darauf freute sich Curly schon. Bis dahin war er ganz zufrieden mit dem Fußballspiel, das gerade aus Quito in Ecuador übertragen wurde – wo immer das sein mochte.
    Er lehnte sich zurück und lockerte seinen Gürtel, um Platz zu schaffen für den Revolver, den er zu seinem Schutz mitgebracht hatte. Seit er in der Marine gewesen war, hatte er keinen einzigen Schuss mehr abgefeuert und das war jetzt einunddreißig Jahre her, aber er hatte eine Pistole in seinem Haus versteckt und volles Vertrauen in seine Fähigkeiten als Schütze.
    Es konnte ja wirklich nicht so schwer sein, eine dicke, fette Schlange zu treffen, oder?
    Als Curly gerade

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