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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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Schulter.
    »Okay? Hast du’s jetzt kapiert?«
    »Ja«, sagte Roy. »Alles klar.«

11
    Officer David Delinko hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit und jeden Nachmittag auf dem Heimweg an dem Bauplatz vorbeizufahren. Manchmal schaute er sogar auch spät am Abend vorbei, wenn er noch einmal losfuhr, um sich schnell was zu essen zu besorgen. Praktischerweise gab es ganz in der Nähe einen kleinen Supermarkt.
    Bisher hatte der Polizist nichts Außergewöhnliches bemerkt, bis auf das Spektakel an diesem Morgen: Da hatte ein wild gewordener Mann mit einem roten Schirm mehrere riesige schwarze Hunde über das Gelände gejagt. Aber der Wachmann der Baufirma hatte gesagt, es handle sich nur um ein Training, kein Grund zur Beunruhigung. Officer Delinko hatte keinen Grund, daran zu zweifeln.
    Einerseits hatte der Polizist gehofft, die Vandalen höchstpersönlich einzufangen, andererseits fand er es eine ausgezeichnete Idee, das Grundstück einzuzäunen und Wachhunde zu postieren – das würde potentielle Eindringlinge mit Sicherheit abschrecken.
    Am selben Nachmittag, nach wiederum acht langweiligen Stunden Dienst am Schreibtisch, beschloss Officer Delinko, erneut eine Runde am Bauplatz vorbei zu drehen. Zwei Stunden lang würde es noch hell sein, und er freute sich schon darauf, die Kampfhunde in Aktion zu sehen.
    Er hatte damit gerechnet, mit wildem Gebell empfangen zu werden, stattdessen war es merkwürdig still auf dem Gelände. Von den Hunden war nichts zu sehen. Der Beamte lief außen am Zaun entlang, klatschte in die Hände und rief laut, für den Fall, dass die Tiere sich vielleicht unter Curlys Bauwagen verkrochen hatten oder im Schatten der Baumaschinen ein Schläfchen hielten.
    »Hierher!«, brüllte Officer Delinko. »Komm, Bello!«
    Nichts.
    Er hob ein Stück Holz auf und schlug damit gegen einen Zaunpfosten. Wieder nichts.
    Officer Delinko kehrte zum Tor zurück und kontrollierte das Schloss, aber da war alles in Ordnung.
    Er versuchte zu pfeifen und dieses Mal erhielt er eine Antwort. Allerdings eine, mit der er nicht gerechnet hatte: Ku-kuu, ku-kuu.
    Das war eindeutig kein Rottweiler.
    Der Polizist sah, dass sich etwas auf dem Gelände bewegte, und er strengte sich an zu erkennen, was es war. Erst dachte er, es sei ein Kaninchen, wegen der sandbraunen Farbe, aber dann hob es plötzlich vom Boden ab und schwang sich von einer Seite des Grundstücks zur anderen, bis es schließlich auf der Motorhaube eines Bulldozers landete.
    Officer Delinko schmunzelte – das war eine dieser zähen kleinen Eulen, über die Curly sich beschwert hatte.
    Aber wo waren die Kampfhunde?
    Der Beamte trat zurück und kratzte sich am Kinn. Morgen würde er mal den Wachmann fragen, was hier eigentlich los war.
    Ein warmer Wind frischte auf, und Officer Delinko sah, wie oben am Zaun etwas flatterte. Es sah aus wie die Banderole von einem der Markierungspfosten, aber das war es nicht. Es war ein zerfetzter grüner Stoffstreifen.
    Der Polizist fragte sich, ob vielleicht jemand versucht hatte, über den Zaun zu klettern, dem dabei das T-Shirt zerrissen war.
    Officer Delinko stellte sich auf die Zehenspitzen, holte den Stofffetzen herunter und steckte ihn sorgfältig in die Tasche. Dann stieg er in den Streifenwagen und fuhr die East Oriole hinunter.
     
    »Schneller!«, rief Beatrice Leep.
    »Ich kann nicht!«, sagte Roy, der keuchend hinter ihr herrannte.
    Beatrice strampelte auf dem Rad, das sie an der Schule vom Ständer genommen hatte. Fischfinger hing fast bewusstlos über dem Lenker. Ihm war schwindlig geworden, und so war er vom Zaun gefallen, als sie den Bauplatz schnell wieder verlassen wollten.
    Roy konnte sehen, dass es dem Jungen wegen der Infektion immer schlechter ging. Er brauchte einen Arzt, und zwar gleich.
    »Er will aber nicht«, hatte Beatrice erklärt.
    »Dann müssen wir es seiner Mutter sagen.«
    »Ausgeschlossen!« Und damit war sie losgeradelt.
    Roy bemühte sich, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Er wusste nicht, wo Beatrice mit ihrem Bruder hinwollte, und es kam ihm fast so vor, als wüsste sie es auch nicht.
    »Wie geht’s ihm?«, rief Roy.
    »Nicht gut.«
    Roy hörte ein Auto und schaute nach hinten. Keine zwei Häuserblocks entfernt kam ein Streifenwagen angefahren. Automatisch machte er eine Vollbremsung und winkte aufgeregt. Das Einzige, woran er denken konnte, war, Fischfinger ins Krankenhaus zu kriegen, so schnell wie möglich.
    »Was machst du da!«, brüllte

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