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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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hatte den Arm bereits mit Mineralwasser gereinigt, so dass Roy gleich antiseptische Tinktur auf ein Stück Mullbinde tropfen und dem Jungen einen festen Verband anlegen konnte.
    »Du brauchst eine Tetanusspritze«, sagte Roy.
    Fischfinger schüttelte den Kopf. »Geht schon.«
    »Rennt der Hund immer noch da draußen rum?«
    Der Junge sah Beatrice fragend an und sie sagte: »Erzähl’s ihm.«
    »Sicher?«
    »Ja, er ist in Ordnung.« Sie warf Roy einen abschätzenden Blick zu. »Außerdem ist er mir noch was schuldig. Er ist heute um ein Haar in der Besenkammer zerquetscht worden – stimmt’s, Cowgirl?«
    Roy lief rot an. »Das spielt ja jetzt keine Rolle. Was war mit dem Hund?«
    »Genau genommen waren es vier«, sagte Fischfinger. »Hinter einem Drahtzaun.«
    »Aber wie bist du dann gebissen worden?«
    »Bin mit dem Arm stecken geblieben.«
    »Wieso, was hast du denn gemacht?«
    »Ach, nichts Besonderes«, sagte der Junge. »Beatrice, was ist mit dem Hackfleisch?«
    »Alles klar. Roys Mom hat uns welches gegeben.«
    Der Junge setzte sich auf. »Dann sollten wir mal in die Gänge kommen.«
    »Nein«, sagte Roy, »du brauchst jetzt Ruhe.«
    »Später. Kommt schon, sie werden bald Hunger haben.«
    Roy sah Beatrice an, doch die machte keine Anstalten, ihm eine Erklärung zu geben.
    Sie folgten Fischfinger aus dem Eiswagen und vom Schrottplatz hinunter. »Wir treffen uns da«, sagte er noch, dann rannte er los. Roy versuchte sich vorzustellen, wie viel Kraft das den Jungen kosten musste bei dieser schmerzhaften Verletzung.
    Als Fischfinger losdüste, stellte Roy mit Befriedigung fest, dass er Schuhe anhatte – und zwar genau die Turnschuhe, die Roy ihm vor ein paar Tagen gebracht hatte.
    Beatrice stieg aufs Rad und zeigte auf den Lenker. »Spring auf!«
    »Kommt nicht in Frage«, antwortete Roy.
    »Jetzt spinn nicht rum.«
    »Hör mal, ich mach da nicht mit. Nicht, wenn er den Hunden was tun will.«
    »Wovon redest du eigentlich?«
    »Dafür wollte er doch das Fleisch, oder?«
    Roy dachte, er sei dahinter gekommen. Er dachte, der Junge wolle sich an den Hunden rächen, indem er dem Hackfleisch irgendetwas beimischte, etwas Schädliches, vielleicht sogar Giftiges.
    Beatrice lachte und verdrehte die Augen. »So verrückt ist er auch wieder nicht. Los jetzt!«
    Eine Viertelstunde später fand Roy sich in der East Oriole Avenue wieder, in der Nähe desselben Bauwagens, von dem aus der Wachmann ihn vor wenigen Tagen angebrüllt hatte. Es war fast fünf Uhr und die Baustelle sah verlassen aus.
    Roy fiel auf, dass um das Grundstück herum inzwischen ein Drahtzaun errichtet worden war. Er erinnerte sich, dass der verrückte Wachmann ihm damit gedroht hatte, gefährliche Hunde auf ihn loszulassen – wahrscheinlich waren die es gewesen, die Fischfinger gebissen hatten.
    Roy sprang vom Rad und sagte zu Beatrice: »Hat das irgendwas mit dem Streifenwagen zu tun, der hier mit Farbe voll gesprüht wurde?«
    Beatrice sagte nichts.
    »Oder den Alligatoren in den Klos?«, fragte Roy weiter.
    Er kannte die Antwort, aber Beatrice’ Gesichtsausdruck sagte schon alles: Kümmer dich um deinen eigenen Kram.
    Trotz des Fiebers und der heftigen Infektion war Fischfinger vor ihnen an der Baustelle eingetroffen.
    »Gib her«, sagte er und riss Roy das Päckchen mit dem Fleisch aus der Hand.
    Roy schnappte es sich zurück. »Erst, wenn du mir sagst, wofür.«
    Der Junge schaute Hilfe suchend zu Beatrice hinüber, aber die schüttelte den Kopf. »Mach schon«, sagte sie. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Fischfinger kletterte über den Zaun, sein verletzter Arm hing dabei schlaff herunter. Beatrice folgte ihm. Mühelos schwang sie ihre langen Beine hinüber.
    »Worauf wartest du noch?«, blaffte sie Roy an, der immer noch auf der anderen Seite stand.
    »Und was ist mit den Hunden?«
    »Die sind doch längst weg«, sagte Fischfinger.
    Total verwirrt stieg Roy über den Zaun. Er folgte Beatrice und ihrem Stiefbruder zu einem Bulldozer, der auf dem Gelände stand. Dort, im Schatten der Schaufel, waren sie von der Straße aus nicht zu sehen. Roy hockte sich hin, zwischen Beatrice und Fischfinger.
    Roy legte beide Arme über das Fleischpäckchen auf seinen Beinen, wie ein Footballspieler, der den Ball bewacht.
    »Hast du den Polizeiwagen eingesprüht?«, fragte er den Jungen kühn.
    »Kein Kommentar.«
    »Und die Alligatoren in die Klos gesteckt?«
    Fischfinger kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und starrte geradeaus.
    »Ich

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