Eulen
habe.«
»Wie Sie schon sagten – das gehört zu Ihrer Arbeit.« Mr. Eberhardt blieb höflich, auch wenn ihm klar war, dass der Polizist ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, was den grünen Stofffetzen betraf.
»Wo wir gerade über die Arbeit sprechen«, sagte Officer Delinko. »Erinnern Sie sich noch an den Abend, als ich Roy mit seinem Rad nach Hause gebracht hab, als er den Platten hatte?«
»Natürlich.«
»Bei diesem furchtbaren Wetter.«
»Ja, ich erinnere mich«, sagte Mr. Eberhardt ungeduldig.
»Hat er irgendwas erwähnt, dass Sie vielleicht einen Brief für mich schreiben könnten?«
»Was für einen Brief?«
»An unseren Polizeichef«, sagte Officer Delinko. »Nichts Großartiges – nur eine Notiz für die Akten, dass Sie angetan waren von der Hilfe, die Ihr Sohn erhalten hat. So in der Art.«
»Und diese Notiz sollte an den Polizeichef gerichtet sein?«
»Oder an den Captain. Mein Sergeant wäre auch okay. Hat Roy nichts gesagt?«
»Nicht, dass ich wüsste«, sagte Mr. Eberhardt.
»Na ja, Sie wissen ja, wie die Kinder sind. Vermutlich hat er’s vergessen.«
»Wie heißt Ihr Sergeant? Ich will sehen, was ich tun kann.« Roys Vater machte keine Anstrengung, seinen Mangel an Begeisterung zu verbergen. Langsam verlor er die Geduld mit diesem aufdringlichen jungen Polizisten.
»Tausend Dank«, sagte Officer Delinko und schüttelte Mr. Eberhardt fest die Hand. »Jedes bisschen hilft, wenn man vorankommen will. Und dann noch ein Brief von jemandem wie Ihnen, der selber bei der Regierung arbeitet –«
Aber bevor er Mr. Eberhardt den Namen seines Sergeants nennen konnte, kam Mrs. Eberhardt aus dem Haus gerannt, die Handtasche in der einen Hand und einen klingelnden Schlüsselbund in der anderen.
»Lizzy, was ist los?«, rief Mr. Eberhardt. »Wer hat denn angerufen?«
»Die Notaufnahme«, rief sie atemlos. »Roy ist verletzt!«
12
Roy war völlig fertig. Es kam ihm vor, als wäre es mindestens hundert Jahre her, seit Dana Matherson versucht hatte, ihn in der Besenkammer zu erwürgen. Dabei war es am selben Nachmittag gewesen.
»Danke«, sagte Beatrice Leep. »Jetzt sind wir quitt.«
»Kann sein«, sagte Roy.
Sie saßen in der Notaufnahme des Krankenhauses von Coconut Cove und warteten. Hierher hatten sie Beatrice’ Stiefbruder gebracht, nachdem sie ihn fast anderthalb Kilometer zwischen sich getragen hatten.
»Der packt das«, sagte Roy.
Einen Moment lang dachte er, Beatrice würde anfangen zu weinen. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. Beatrice’ Hand war deutlich größer als seine eigene.
»Er ist ganz schön zäh, wie eine kleine Kakerlake«, sagte Beatrice mit einem leichten Schniefen. »Der wird schon wieder.«
Eine Frau in hellblauem Kittel und mit einem Stethoskop um den Hals kam auf sie zu. Sie stellte sich ihnen als Dr. Gonzalez vor.
»Jetzt erzählt mir mal genau, was Roy passiert ist.«
Beatrice und der echte Roy tauschten ängstliche Blicke aus. Weil Fischfinger befürchtete, dass seine Mutter verständigt würde, hatte er ihnen verboten, im Krankenhaus seinen wirklichen Namen anzugeben. Der Junge war so aufgeregt gewesen, dass Roy gar nicht erst versucht hatte, mit ihm zu diskutieren. Als sie in der Notaufnahme nach dem Namen, der Adresse und der Telefonnummer des Jungen gefragt wurden, war Roy spontan vorgetreten und hatte laut seinen eigenen Namen genannt. Das schien die schnellste Möglichkeit, den Jungen in ein Klinikbett zu bekommen.
Roy wusste, dass er Probleme kriegen würde. Beatrice Leep wusste es auch. Deswegen hatte sie sich auch bei ihm bedankt.
»Mein Bruder ist von einem Hund gebissen worden«, sagte sie auf die Frage von Dr. Gonzalez.
»Von mehreren«, fügte Roy hinzu.
»Von was für Hunden?«, fragte die Ärztin.
»Großen.«
»Und wie kam das?«
Roy überließ es Beatrice weiterzuerzählen, schließlich hatte sie mehr Erfahrung im Schwindeln.
»Beim Fußballtraining sind sie über ihn hergefallen«, sagte sie. »Er ist völlig zerbissen nach Hause gekommen, deshalb haben wir ihn so schnell wie möglich hergebracht.«
»Hm, hm«, machte Dr. Gonzalez und runzelte leicht die Stirn.
»Was ist – glauben Sie mir nicht?« Beatrice’ Entrüstung klang echt. Roy war beeindruckt.
Aber die Ärztin war auch nicht von gestern. »Oh doch, ich glaube dir, dass dein Bruder von Hunden angefallen wurde«, sagte sie. »Ich glaube nur nicht, dass das heute passiert ist.«
Beatrice verspannte sich. Roy wusste, dass er sich jetzt ganz
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