Eulen
kapier das nicht«, sagte Roy. »Wieso machst du so einen Schwachsinn? Wen interessiert das schon, ob die ihr blödes Pfannkuchenrestaurant hier hinstellen oder nicht?«
Der Junge warf den Kopf herum und sah Roy mit einem eisigen Blick an.
An seiner Stelle antwortete Beatrice. »Mein Stiefbruder ist von den Hunden gebissen worden, weil er mit seinem Arm im Zaun stecken geblieben ist. So, und jetzt frag mich, wieso er ihn überhaupt durchgestreckt hat.«
»Okay. Wieso?«, fragte Roy.
»Er hat Schlangen ausgesetzt.«
»Die vom Golfplatz? Die Wassermokassins?«, rief Roy. »Aber warum? Willst du jemanden umbringen?«
Fischfinger lächelte überlegen. »Die könnten keiner Fliege was zuleide tun, diese Schlangen. Ich hab ihnen das Maul zugeklebt.«
»Haha!«
»Und Glitzerfarbe auf die Schwänze geschmiert, damit sie gut zu sehen sind«, fuhr der Junge fort.
»Ist echt wahr, Eberhardt«, sagte Beatrice.
Die Farbe hatte Roy allerdings mit eigenen Augen gesehen. »Na schön«, sagte er, »aber wie klebt man einer Schlange das Maul zu?«
»Ganz vorsichtig«, antwortete Beatrice und lachte trocken.
»Ach, das ist gar nicht so schwer«, meinte Fischfinger, »du musst bloß wissen, was du tust. Ich wollte den Hunden ja nichts Böses, ich wollte sie nur ein bisschen aufmischen.«
»Hunde können Schlangen nämlich nicht leiden«, erklärte Beatrice.
»Die flippen total aus. Bellen und jaulen und rennen wie blöd im Kreis rum«, sagte ihr Stiefbruder. »Ich wusste, wenn er die Mokassins sieht, bringt der Trainer die Hunde sofort hier weg. Rottweiler sind nämlich nicht billig.«
Das war wirklich der wildeste Plan, von dem Roy je gehört hatte.
»Das Einzige, womit ich nicht gerechnet hatte«, sagte Fischfinger und schaute auf seinen bandagierten Arm, »war, dass sie mich beißen.«
»Ich trau mich ja kaum zu fragen«, sagte Roy, »aber was ist aus deinen Schlangen geworden?«
»Ach, denen geht’s gut«, berichtete der Junge. »Ich bin hin und hab sie alle wieder geholt. Dann hab ich sie an einen sicheren Ort gebracht und freigelassen.«
»Aber erst musste er ihnen die Klebstreifen vom Mund pulen«, sagte Beatrice kichernd.
»Halt«, sagte Roy. Er war völlig durcheinander. »Jetzt mal langsam.«
Fischfinger und Beatrice sahen ihn ganz nüchtern an. Roy schwirrten die Fragen nur so durch den Kopf. Die beiden mussten irgendwie von einem anderen Planeten kommen.
»Würde mir vielleicht mal einer von euch erklären«, bat er, »was das alles mit Pfannkuchen zu tun hat? Vielleicht bin ich ja vernagelt, aber ich kapier’s einfach nicht.«
Der Junge grinste und rieb sich über den geschwollenen Arm. »Ganz einfach, Mann«, sagte er. »Mama Paula darf hier nicht bauen, und zwar aus demselben Grund, weswegen hier keine miesen alten Rottweiler frei rumlaufen dürfen.«
»Zeig ihm, wieso nicht«, sagte Beatrice zu ihrem Stiefbruder.
»Okay. Gib mir mal das Hackfleisch.«
Roy reichte ihm das Päckchen. Fischfinger pulte die Plastikfolie ab und fummelte eine Hand voll Hackfleisch heraus, das er sorgfältig zu sechs kugelrunden Fleischbällchen rollte.
»Komm mit«, sagte er. »Aber sei möglichst leise.«
Fischfinger führte Roy zu einem Loch in einem Grasflecken und legte zwei Hackfleischbällchen davor. Dann ging er zu einem Loch auf der anderen Seite des Grundstücks, das ganz genau so aussah wie das erste, und legte auch dort zwei Bällchen hin. Dasselbe tat er an einem dritten Loch in einer entfernten Ecke des Grundstücks.
Während er in einen der dunklen Tunnel spähte, fragte Roy: »Was ist denn da unten?«
In Montana gruben nur Dachse und Streifenziesel solche Löcher in den Boden, und Roy war sich ziemlich sicher, dass es die in Florida kaum gab.
»Pscht!«, sagte der Junge.
Roy ging hinter ihm her zum Bulldozer, wo Beatrice immer noch auf dem Schaufelblatt saß und ihre Brille putzte.
»Und?«, fragte sie Roy.
»Was und?«
Fischfinger tippte ihm auf den Arm. »Horch!«
Roy hörte ein kurzes, hohes Ku-kuu. Dann noch eins, quer über den Platz hinweg. Beatrice’ Stiefbruder stand leise auf, schlüpfte aus seinen neuen Turnschuhen und schlich vorwärts. Roy folgte ihm dicht auf den Fersen.
Trotz des Fiebers grinste der Junge, als er Roy ein Zeichen gab, stehen zu bleiben. »Da!«
Er zeigte auf den ersten Bau.
»Wow!«, flüsterte Roy.
Direkt neben dem Loch stand, neugierig ein Fleischbällchen beäugend, die kleinste Eule, die er je gesehen hatte.
Fischfinger tippte ihm sanft auf die
Weitere Kostenlose Bücher