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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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bin nur hergekommen, damit wir über die Sache reden. Dass endlich Schluss ist mit diesen blöden Prügeleien.«
    Das hatte er sich vorgenommen. Wenn er bloß Frieden schließen könnte mit Dana Matherson, wenigstens vorübergehend, dann könnte er seine ganze Energie darauf konzentrieren, Fischfingers Problem zu lösen.
    Aber Dana brüllte ihn an: »Du tickst echt nicht richtig. Nach dem Scheiß, der mir passiert ist, bist du ein toter Mann, Eberhardt. Das ist schon gar nicht mehr lustig, wie tot du bist.«
    Roy begriff, dass es witzlos war. »Du bist ein hoffnungsloser Fall«, sagte er. »Übrigens, das Lila ist voll cool.« Er zeigte auf Danas geschwollene Fingerknöchel.
    »Verschwinde, Cowgirl! Hau ab!«
    Roy ließ ihn stehen. Dana bollerte an die Tür und brüllte, sein Vater solle ihn reinlassen. Anscheinend war die Tür ins Schloss gefallen, als Dana rausgekommen war, um Roy eins überzubraten.
    Es hatte durchaus was Komisches, Dana in seinen ausgeleierten Boxershorts auf und ab hüpfen zu sehen, aber Roy konnte es nicht genießen. Er war nicht in der Stimmung dazu.
     
    Er versteckte sein Rad und schlüpfte durch das Loch im Zaun. Bei Tageslicht betrachtet, sah der Schrottplatz gar nicht so gruselig aus, einfach nur voll gestopft. Trotz der vielen Wagen hatte Roy keine Mühe, den rostigen alten Lieferwagen zu finden, auf dessen Plane JO-JOS EISSALON geschrieben stand.
    Beatrice’ Stiefbruder lag hinten im Wagen, in einem modrigen Schlafsack, dessen Reißverschluss bis oben zugezogen war. Als er Roys Schritte hörte, bewegte er sich und machte vorsichtig ein Auge auf. Roy kniete sich neben ihn.
    »Ich hab dir Wasser gebracht.«
    »Danke, Mann.« Fischfinger griff nach der Plastikflasche. »Und danke auch für gestern Abend. Hast du Ärger gekriegt?«
    »Nicht so wild«, sagte Roy. »Wie fühlst du dich?«
    »Wie Kuhscheiße.«
    »Du siehst aber besser aus als gestern«, sagte Roy und das stimmte auch. Die Wangen des Jungen hatten wieder Farbe bekommen und der Arm mit den Hundebissen schien auch nicht mehr so steif und geschwollen. Am anderen Arm war ein knopfgroßer blauer Fleck zu sehen, wo der Junge die Kanüle von seinem Tropf rausgerissen hatte, bevor er aus dem Krankenhaus geflohen war.
    »Das Fieber ist weg, aber mir tut’s überall weh«, sagte er und kroch aus dem Schlafsack. Roy schaute weg, bis der Junge sich was übergezogen hatte.
    »Ich bin hergekommen, weil ich dir was sagen wollte. Es geht um das neue Pfannkuchenrestaurant«, sagte Roy. »Ich hab mit meinem Dad gesprochen, und der sagt, die Leute können auf dem Grundstück bauen, was sie wollen, solange sie alle Genehmigungen haben, die sie brauchen. Da können wir nichts machen.«
    Fischfinger grinste. »Wir?«
    »Ich mein ja nur –«
    »Du meinst, die Sache ist hoffnungslos, stimmt’s? Komm schon, Tex, du musst mal anfangen, wie ein Outlaw zu denken.«
    »Aber ich bin kein Outlaw.«
    »Bist du wohl. Gestern Abend im Krankenhaus – so was macht nur ein Outlaw, eindeutig.«
    »Du warst krank. Du hast Hilfe gebraucht«, sagte Roy.
    Fischfinger trank den letzten Schluck und warf die leere Flasche in die Ecke. Dann stand er auf und dehnte sich wie eine Katze.
    »Du hast eine Grenze überschritten. Und warum? Weil es dir wichtig war, was mit mir passiert«, sagte er zu Roy. »Genauso wie es mir wichtig ist, was mit diesen ulkigen kleinen Eulen passiert.«
    »Das sind Kanincheneulen. Ich hab’s nachgeschlagen«, sagte Roy. »Ach übrigens, die sind vermutlich nicht so scharf auf Hackfleisch. Nach dem, was in den Vogelbüchern steht, ernähren die sich hauptsächlich von Käfern und Würmern.«
    »Dann fang ich ihnen eben ein paar Käfer.« Der Junge klang leicht ungeduldig. »Es geht doch darum, dass es nicht richtig ist, was da draußen passiert. Das Land gehörte den Eulen, lange bevor es den Pfannkuchenleuten gehörte. Wo kommst du her, Tex?«
    »Montana«, antwortete Roy automatisch. Dann fügte er hinzu: »Na ja, genau genommen bin ich in Detroit geboren. Aber wir haben in Montana gelebt, bevor wir hergezogen sind.«
    »Ich bin noch nie im Westen gewesen«, sagte Fischfinger, »aber ich weiß, dass sie da Berge haben.«
    »Und ob. Wahnsinnsberge.«
    »Die könnten wir hier auch brauchen. Florida ist so flach, die rollen mit ihren Bulldozern glatt von einer Küste zur anderen durch. Denen steht einfach nichts im Weg.«
    Selbst die Berge sind vor solchen Maschinen nicht sicher, dachte Roy, aber er brachte es nicht über sich, ihm das zu

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