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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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was ihre Stieftochter mit Roys Fahrradreifen gemacht hatte, dann hätte sie ihren Tonfall vielleicht etwas gemildert.
    »Vielleicht morgen«, sagte Beatrice mit zusammengebissenen Zähnen zu Roy.
    »Klar. Wann du willst.« Er ging rückwärts die Stufen hinunter.
    »Das wollen wir erst mal sehen.« Lonnas heisere Stimme klang abfällig. »Und das nächste Mal rufst du vorher an«, blaffte sie Roy an. »Schon mal was von ’nem Telefon gehört?«
    Während Roy auf seinem Rad davonfuhr, überlegte er, ob Fischfinger in den Wäldern nicht wirklich besser dran war als zu Hause mit dieser Hexe als Mutter. Roy fragte sich, wie es wohl kommen konnte, dass Erwachsene zu solchen Ekeln wurden. Es würde ihn nicht überraschen, wenn Beatrice Lonna eines Tages den Kopf abrisse.
    Seine nächste Station war das Haus von Dana Matherson, wo noch so ein zweifelhaftes Exemplar der Gattung Mutter lebte. Danas Vater öffnete ihm die Tür, und Roy hatte das Gefühl, dass der auch nicht gerade ein Hauptgewinn war. Roy hatte einen zweiten Neandertaler erwartet, aber Mr. Matherson war klein und nervös und sah nicht gerade gesund aus.
    »Hi. Ich bin Roy und –«
    »Tut mir Leid, wir kaufen nichts«, sagte Danas Vater höflich und wollte schon die Tür zumachen.
    »Aber ich will Ihnen ja gar nichts verkaufen«, sagte Roy durch den Spalt hindurch. »Ich wollte zu Dana.«
    »O je, noch so einer!« Mr. Matherson öffnete die Tür wieder und sagte etwas leiser: »Lass mich raten. Er hat dich angeheuert, damit du ihm die Hausaufgaben machst.«
    »Nein, ich bin bloß ein Freund, wir kennen uns von der Schule.«
    »Ein Freund?«
    Dana hatte nicht viele Freunde, das wusste Roy, und die wenigen, die er hatte, waren durchweg größer als Roy und sahen brutaler aus.
    »Wir fahren immer im Schulbus zusammen«, sagte Roy und beschloss, Beatrice’ Vers noch einmal aufzusagen: »Wir schreiben zusammen ein Referat in Bio.«
    Mr. Matherson runzelte die Stirn. »Soll das ein Scherz sein? Jetzt sag mir mal, wer du wirklich bist.«
    »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt.«
    Danas Vater zückte seine Brieftasche. »Lassen wir die Witze, junger Mann – wie viel schulde ich dir?«
    »Wofür?«
    »Für die Hausaufgaben von meinem Herrn Sohn.« Mr. Matherson hielt einen Fünf-Dollar-Schein hoch. »Das Übliche?«
    Er sah beschämt aus und ganz schön fertig. Roy hatte Mitleid mit ihm. Es war offensichtlich eine ziemliche Qual, so einen Idioten wie Dana großzuziehen.
    »Sie schulden mir gar nichts«, sagte Roy. »Ist er zu Hause?«
    Mr. Matherson sagte, Roy solle an der Tür warten. Kurz darauf tauchte Dana auf – in auf Halbmast hängenden Boxershorts und ziemlich schmuddeligen Socken.
    »Du!«, knurrte er.
    »Genau«, sagte Roy. »Ich.«
    »Was gibt’s zu glotzen, Cowgirl?«
    Nicht viel, dachte Roy. Er bemerkte, dass Dana nicht mehr lispelte – die Schwellung der Oberlippe war zurückgegangen.
    »Du hast ja wohl ’ne Macke«, sagte Dana, »den ganzen Weg herzuradeln, damit ich Mus aus dir mache.«
    »Komm raus, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Was hast du gesagt?«
    Dana kam heraus und lehnte die Tür an. Vermutlich wollte er nicht, dass sein Vater Zeuge des nun folgenden Gemetzels würde. Er holte aus und zielte auf Roys Kopf, aber Roy hatte den Schlag kommen sehen. Er duckte sich und Danas Faust landete voll in einem Vogelhaus aus Plastik.
    Als Dana aufgehört hatte zu jaulen, sagte Roy: »Jedes Mal, wenn du versuchst, mir wehzutun, passiert dir was. Hast du das noch nicht gemerkt?«
    Dana krümmte sich und schüttelte die verletzte Hand. Er schaute hoch und starrte Roy an.
    »Wie gestern«, fuhr Roy fort, »als du versucht hast, mich in der Besenkammer umzubringen. Erinnerst du dich? Da hat dich ein Mädchen abgeschleppt, nackt ausgezogen und an den Fahnenmast gebunden.«
    »Ich war gar nicht nackt«, blaffte Dana ihn an. »Ich hatte ’ne Unterhose an!«
    »Wenn du am Montag wieder in die Schule kommst, lachen dich alle aus. Alle, Dana, und das nur, weil du so dämlich warst. Selber schuld, du hättest mich einfach nur in Ruhe lassen müssen. Das kann doch nicht so schwer sein, oder?«
    »Die lachen noch viel mehr, wenn sie sehen, wie ich dich in deinen knochigen Hintern trete, dass du bis zum Mond fliegst, Cowgirl. Wie Hyänen werden sie lachen, bloß kannst du’s leider nicht mehr hören.«
    »Mit anderen Worten«, sagte Roy gereizt, »du hast immer noch nichts gelernt.«
    »Stimmt. Und das schaffst du auch nicht.«
    Roy seufzte. »Ich

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