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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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zerquetscht zu werden fand Roy sehr ungemütlich, aber es war zwecklos, sich losstrampeln zu wollen. Dana war einfach ein Schwergewicht.
    Endlich rührte Dana sich, packte fester zu und sagte: »So, Eberhardt, jetzt bist du fällig.«
    »Bitte nicht!«
    »Du hast mir deinen nackten Hintern gezeigt!«
    »Das war doch nur ein Witz. Tut mir Leid, echt.«
    »Wenn einer so was macht, da kenn ich keine Gnade.«
    »Ich kann ja verstehen, dass du sauer bist«, sagte Roy.
    Dana boxte ihm in die Rippen, aber viel Kraft war nicht dahinter.
    »Findest du das immer noch witzig, Cowgirl?«
    Roy schüttelte den Kopf und tat so, als täte ihm alles weh.
    Dana grinste bösartig. Seine Zähne waren stumpf und gelb, so wie die eines alten Hofhundes. Er kniete sich auf Roys Brust und holte aus zum nächsten Schlag.
    »Halt!«, quiekte Roy.
    »Wozu? Dein Grizzly kommt dich heute nicht retten.«
    »Kippen«, flüsterte Roy vertraulich.
    »Hhm?« Dana ließ die Faust sinken. »Was sagst du da?«
    »Ich weiß, wo eine ganze Kiste mit Zigaretten ist. Versprich mir, dass du mir nichts tust, dann sag ich dir, wo.«
    »Zigaretten? Was für welche?«
    So weit hatte Roy nicht gedacht, als er die Geschichte erfunden hatte. Es war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass Dana wählerisch sein könnte, was die Marke anging.
    »Gladiator«, sagte Roy. Den Namen hatte er in einer Anzeige in einer Zeitschrift gesehen.
    »Gold oder Leicht?«
    »Gold.«
    »Ist nicht wahr!«, rief Dana aus.
    »Ist wohl wahr«, antwortete Roy.
    Danas Miene war nicht schwer zu deuten – er plante schon, einen Teil der Zigaretten für sich zu behalten und den Rest mit ordentlichem Profit an seine Kumpel zu verhökern.
    »Wo sind sie?« Er stieg runter von Roy und zog ihn so weit hoch, dass er aufrecht saß. »Sag’s mir!«
    »Erst musst du versprechen, dass du mich nicht schlägst.«
    »Klar, Mann, versprochen.«
    »Nie mehr«, sagte Roy. »Für alle Zeiten.«
    »Was du willst.«
    »Sag’s laut, ich will’s hören.«
    Dana lachte herablassend. »Na schön, kleines Cowgirl. Nie, nie, nie mehr werde ich dir den armen kleinen Arsch versohlen. Okay? Ich schwöre beim Grab meines Vaters. Reicht das so?«
    »Dein Vater lebt doch noch«, bemerkte Roy.
    »Dann eben bei Natalies Grab. Und jetzt sag, wo die Dinger versteckt sind. Ich mach keine Witze.«
    »Wer ist Natalie?«, fragte Roy.
    »Der Papagei von meiner Mutter. Sonst kenn ich keinen, der tot ist.«
    »Na ja, das wird reichen.« Nach dem, was Roy vom Haushalt der Mathersons mitbekommen hatte, überkam ihn das ungute Gefühl, dass die arme Natalie keines natürlichen Todes gestorben war.
    »Was jetzt? Alles klar?«
    »Ja«, sagte Roy.
    Es wurde auch Zeit, dass er den dummen Fettsack in die Gänge brachte. Die Sonne war bereits im Golf versunken und die Straßenlaternen gingen nach und nach an.
    Roy sagte: »An der Ecke Woodbury und East Oriole ist ein leeres Grundstück.«
    »Ja und?«
    »In einer Ecke von dem Grundstück steht ein Bauwagen. Da drin sind die Zigaretten.«
    »Eine ganze Kiste. Wahnsinn!« Dana klang schon ganz gierig. »Aber woher weißt du das?«
    »Weil meine Freunde und ich sie da versteckt haben. Wir haben sie von einem Lkw geklaut, bei den Indianern.«
    »Du?«
    »Ja, ich auch.«
    Die Geschichte war halbwegs glaubwürdig. Die Seminole-Indianer verkauften in ihrem Reservat Tabakprodukte steuerfrei, und Raucher kamen von weit her angefahren, um sich bei ihnen einzudecken.
    »Und wo in dem Bauwagen?«, wollte Dana wissen.
    »Die kannst du gar nicht übersehen«, sagte Roy. »Aber wenn du willst, komm ich mit.«
    Dana schnaubte verächtlich. »Nee danke, die find ich schon.«
    Er bohrte zwei Finger in Roys Brust und schubste ihn einmal heftig. Roy flog in das Blumenbeet hinter ihm, sein Kopf lag in der weichen Erde. Er wartete etwa eine Minute, dann stand er auf und klopfte sich die Erde ab.
    Dana Matherson war längst weg. Roy wäre auch enttäuscht gewesen, wenn nicht.
     
    Curly überstand die Nacht, gemütlich war es allerdings nicht gerade. Am Samstagmorgen fuhr er als Erstes zum Baumarkt und kaufte eine robuste neue Klobrille für den Bauwagen sowie ein Dutzend extragroßer Rattenfallen. Auf dem Rückweg hielt er noch bei der Videothek an und lieh einen Film aus, für den Fall, dass das Fernsehkabel wieder den Geist aufgab.
    Von dort fuhr er erst mal nach Hause, wo seine Frau ihm mitteilte, dass sie den Pick-up brauchte, da ihre Mutter mit dem anderen Auto zum Bingospielen wollte. Curly konnte es gar

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