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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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Schritt für Schritt ging er rückwärts, bis … bis er gegen etwas knallte, das so groß und so kalt und so hart war, dass es ihm fast den Atem verschlug. Er fuhr herum und knipste die Taschenlampe wieder an.
    Es war ein Bulldozer.
    Officer Delinko war direkt mit einer von Curlys Baumaschinen zusammengeprallt. Er starrte den Klotz aus Stahl an und rieb sich die geprellte Schulter. Er merkte nicht, dass der Sitz fehlte, und selbst wenn er es gemerkt hätte, wäre er deswegen nicht weiter beunruhigt gewesen.
    Der Polizist hatte nämlich ganz andere Sorgen. Sein Blick wanderte zwischen dem massiven Bulldozer und dem Eulenbau hin und her.
    Bis zu diesem Moment war Officer David Delinko so damit beschäftigt gewesen, den Fall von Mama Paula zu lösen und an seine eigene Karriere zu denken, dass er kaum etwas anderes im Kopf gehabt hatte.
    Jetzt verstand er, was mit den kleinen Eulen passieren würde, wenn er seine Arbeit gut machte, und ein großer Kummer, der sich nicht so leicht abschütteln ließ, lastete auf einmal auf ihm.
     
    Roys Vater war erst spät von der Arbeit nach Hause gekommen, und so hatte Roy keine Gelegenheit gehabt, ihm zu erzählen, was er im Internet über die Eulen herausgefunden hatte und dass eine der Akten über das Pfannkuchenrestaurant im Bauamt fehlte. Ihm schien das sehr verdächtig, und er wollte gern hören, wie sein Vater sich die Sache erklärte.
    Aber als Roy sich zum Frühstück setzte, war er sprachlos. Von der Rückseite der Zeitung, die sein Vater gerade las, lächelte ihn jemand freundlich an, und das war niemand anderes als Mama Paula selbst!
    Die mit Sternen und der amerikanischen Fahne sehr patriotisch gestaltete halbseitige Anzeige war eine Einladung:
    MAMA PAULA
    DIE ERFINDERIN DER WELTBERÜHMTEN HAFERMEHLPFANNKUCHEN MIT SÜSSHOLZAROMA IST STOLZ DARAUF, IHRE NEUE NACHBARIN IN COCONUT COVE ZU WERDEN.
    MAMA PAULA ERÖFFNET HIER IHR 469. FAMILIENRESTAURANT UND MÖCHTE SIE GERN MORGEN MITTAG UM 12 UHR HÖCHSTPERSÖNLICH BEGRÜSSEN.
    WIR LADEN SIE EIN ZUM FEIERLICHEN ERSTEN SPATENSTICH AN DER ECKE EAST ORIOLE UND WOODBURY, DEM KÜNFTIGEN SITZ UNSERER FILIALE.
     
    Roy ließ den Löffel fallen und aufgeweichte Froot Loops flogen durch die Küche.
    »Was ist jetzt los, Schätzchen?«, fragte seine Mutter.
    Roy merkte, dass ihm schlecht wurde. »Nichts, Mom.«
    Dann entdeckte auch Mrs. Eberhardt die Anzeige. »Oh, das tut mit Leid, Roy. Ich weiß, es ist traurig – die armen, wehrlosen Vögel.«
    Mr. Eberhardt drehte die Zeitung um und sah nach, worauf seine Frau und sein Sohn starrten. Er runzelte die Stirn und sagte: »Offensichtlich haben sie es eilig mit ihrem Projekt.«
    Roy stand auf. Ihm war ganz flau im Magen. »Ich geh dann mal. Sonst verpass ich noch den Bus.«
    »Du hast noch viel Zeit«, sagte seine Mutter. »Setz dich und iss erst mal auf.«
    Roy schüttelte matt den Kopf und nahm den Rucksack vom Stuhl. »Tschüss, Mom, tschüss, Dad.«
    »Roy, warte mal! Möchtest du mit uns darüber reden?«
    »Nicht wirklich, Dad.«
    Sein Vater faltete die Zeitung zusammen und reichte sie ihm. »Hast du heute nicht Gesellschaftskunde?«
    »Oh, stimmt«, sagte Roy, »hab ich glatt vergessen.«
    Jeden Dienstag sollten die Schüler, die bei Mr. Ryan Geschichte hatten, ein aktuelles Thema vorschlagen, über das sie dann gemeinsam diskutieren konnten. Deswegen gab Roys Vater seinem Sohn dienstags immer die Zeitung mit, damit er sie im Bus lesen und sich ein Thema aussuchen konnte.
    »Soll ich dich zur Schule fahren?«, bot ihm seine Mutter an.
    Roy merkte, dass sie Mitleid mit ihm hatte wegen der Neuigkeiten über Mama Paula. Für sie war das Schicksal der Eulen schon besiegelt, aber Roy war nicht so schnell bereit, die Hoffnung aufzugeben.
    »Geht schon.« Er stopfte die Zeitung in seinen Rucksack. »Mom, leihst du mir deine Kamera?«
    »Na ja, ich weiß nicht …«
    »Für die Schule«, sagte Roy. Sein Magen krampfte sich bei der Lüge zusammen. »Ich pass auch ganz gut auf, ehrlich.«
    »Na gut. Warum auch nicht.«
    Vorsichtig packte Roy die Kamera zwischen seine Bücher, umarmte seine Mutter, winkte seinem Vater noch einmal zu und schoss zur Tür hinaus. Er rannte an seiner üblichen Bushaltestelle vorbei, immer weiter, bis zur Haltestelle an der East Oriole Avenue, in der Beatrice Leep wohnte. Von den Schülerinnen und Schülern der Trace Middle School war noch nichts zu sehen, also rannte Roy bis zu Beatrice’ Haus und wartete davor auf dem Bürgersteig.
    Er versuchte, sich

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