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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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höre«, sagte sie.
    Roy legte los.
     
    Er verpasste einen Teil der Klassenlehrerstunde, weil er ins Büro der Stellvertretenden Schulleiterin gerufen wurde.
    Das lange, einsame Haar über der Oberlippe von Miss Hennepin war noch lockiger und glänzender als beim letzten Mal. Komischerweise war das Haar jetzt goldblond statt tiefschwarz. Konnte es sein, dass Miss Hennepin es färbte?, fragte sich Roy.
    »Man hat uns darüber in Kenntnis gesetzt, dass ein junger Mann am Freitagabend aus der Notaufnahme des Krankenhauses geflüchtet ist«, sagte sie gerade. »Ein junger Mann, der unter einem falschen Namen aufgenommen worden war, und zwar unter deinem Namen. Was kannst du mir darüber sagen, Roy?«
    »Ich weiß gar nicht, wie er richtig heißt«, sagte Roy matt. Es war schlau gewesen von Fischfinger, dass er ihm seinen Namen nicht gesagt hatte; dadurch musste Roy jetzt wenigstens nicht schon wieder lügen.
    »Und du erwartest allen Ernstes von mir, dass ich dir das glaube?«
    »Das ist wirklich wahr, Miss Hennepin.«
    »Ist der Junge einer unserer Schüler?«
    »Nein, Ma’am«, sagte Roy.
    Die Stellvertretende Schulleiterin war sichtlich enttäuscht. Offensichtlich hatte sie gehofft, dass sie selbst für den verschwundenen Flüchtling zuständig war.
    »Aber welche Schule besucht dein namenloser Freund dann, Roy?«
    Jetzt geht’s los, dachte Roy. »Ich glaube, er reist sehr viel herum, Miss Hennepin.«
    »Heißt das, er wird zu Hause unterrichtet?«
    »So könnte man es sagen.«
    Miss Hennepin starrte Roy aufmerksam an. Mit ihrem mageren Zeigefinger strich sie über das glänzende Haar über ihrem Mund. Roy schüttelte sich angeekelt.
    »Roy, du weißt, dass es gegen das Gesetz ist, wenn ein Junge in deinem Alter nicht zur Schule geht. ›Verstoß gegen die Schulpflicht‹ nennt man das.«
    »Ich weiß.«
    »Dann solltest du das deinem Schnellläufer vielleicht mitteilen«, sagte die Stellvertretende Schulleiterin spitz. »Bist du dir darüber im Klaren, dass unser Schuldistrikt spezielle Polizisten hat, die ständig unterwegs sind und sich nach Schulschwänzern umschauen? Und sie machen ihre Arbeit ausgezeichnet, das kannst du mir glauben.«
    Diese Polizisten hätten es wohl nicht ganz einfach, wenn sie Fischfinger in den Wäldern und zwischen den Mangroven aufspüren wollten, dachte Roy. Trotzdem machte ihn die Möglichkeit nervös. Was, wenn sie mit Bluthunden und Hubschraubern kamen?
    Miss Hennepin trat näher an ihn heran, dabei reckte sie ihren dünnen Hals so hoch, dass sie Roy an einen Bussard erinnerte. »Du hast ihn deinen Namen im Krankenhaus benutzen lassen, stimmt’s, Roy? Du hast diesem jugendlichen Straftäter deine Identität geliehen für seine dubiosen Zwecke.«
    »Er war von gefährlichen Hunden gebissen worden. Er brauchte einen Arzt.«
    »Und ich soll dir glauben, dass das alles war? Im Ernst?«
    Roy konnte nur mit den Achseln zucken. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Für heute ja«, sagte Miss Hennepin, »aber wir sprechen uns noch mal in dieser Sache. Ich weiß, wenn irgendwo etwas faul ist.«
    In der Mittagspause lieh er sich Garretts Fahrrad aus und machte sich auf zum Schrottplatz. Niemand sah ihn verschwinden, und das war auch gut so, denn es war den Schülern streng verboten, das Schulgelände ohne besondere Erlaubnis zu verlassen.
    Beatrice’ Stiefbruder hielt gerade ein Nickerchen, als Roy in den Eiswagen hineinplatzte. Mit nacktem Oberkörper und voller Mückenstiche kroch der Junge aus dem Schlafsack und nahm Roy die Zeitung aus der Hand.
    Roy hatte erwartet, dass Fischfinger ausrasten würde, aber stattdessen blieb er überraschend gelassen, fast so, als hätte er mit der Neuigkeit gerechnet. Sorgsam riss er die Anzeige aus und betrachtete sie gründlich, als wäre sie eine Schatzkarte.
    »Zwölf Uhr mittags also«, murmelte er.
    »Das sind gerade mal vierundzwanzig Stunden«, sagte Roy. »Was machen wir?«
    »Wer wir?«
    »Du, ich und Beatrice.«
    »Vergiss es, Mann. Ich zieh euch beide nicht mit rein in diesen Mist.«
    »Jetzt hör mir erst mal zu«, sagte Roy drängend. »Beatrice und ich, wir haben schon darüber gesprochen. Wir wollen dir helfen, die Eulen zu retten. Ganz ehrlich, wir sind wild entschlossen.«
    Er packte die Kamera aus und reichte sie dem Jungen. »Ich zeig dir, wie sie funktioniert«, sagte Roy, »es ist ganz einfach.«
    »Und was soll ich damit?«
    »Wenn du es schaffst, einen von diesen Vögeln zu fotografieren, dann können wir die Pfannkuchenheinis daran

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