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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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darüber nachzudenken, da ich schon zu viel Blut verloren hatte. Also machte er mich unsterblich.«
    Ich schauderte. »Und warum hat er gerade dich in einen Vampir verwandelt?«
    »Er sagte, dass er mein Leben als zu wertvoll empfand, um mich verbluten zu lassen. Weißt du, Friedrich hat sich immer einen talentierten Sohn gewünscht.«
    »Dann hat er wie ein Vater gehandelt. Ein Vater würde seinen Sohn auch nicht einfach sterben lassen«, stellte ich fest.
    »Das ist wahr«, stimmte Sam mir zu. »Er ist auch seitdem eine Art Vater für mich geblieben.«
    Erleichtert registrierte ich das zurückgekehrte Strahlen in den tiefgrünen Augen, das mich prompt in seinen Bann schlug. »Eines verstehe ich allerdings noch nicht so ganz«, ich nagte an meiner Unterlippe. »Wie hast du mich gefunden? Woher wusstest du, dass ich wiedergeboren wurde?«
    »Ich wusste es einfach. Dieses Wissen war so tief in mir verankert, es hätte mir niemand ausreden können. Es existierte in meinem Kopf, ähnlich wie ein Versprechen, das nur ich hören konnte.«
    Die letzten Sätze berührten meine Seele, doch ich nahm mich zusammen und kämpfte die aufsteigenden Tränen nieder.
    »Es war so, als würde ich das Ende des Weges kennen, aber könnte den Pfad auf dem ich gehen muss nicht sehen. So, als würde ich unmittelbar in das gleißende Sonnenlicht blicken und mich einem blinden Vertrauen hingeben müssen. Und das tat ich. Ich lief und lief, ohne das Vertrauen zu verlieren. Ganz allein. Den ganzen Tag und durch die Nacht. Es gab Zeiten, in denen die Angst in mir hoch kroch, dass ich dich, deine Reinkarnation vielleicht verpassen könnte. Möglicherweise dich nicht rechtzeitig am richtigen Ort finden würde. Aber diese Momente waren meistens nur so kurz wie ein Wimpernschlag. Sie spornten mich an, weiterzumachen, weiter zu suchen, mir keine Pause zu gönnen. In den letzten achtzehn Jahren wurde dieses Gefühl noch intensiver, sodass ich mir sicher sein konnte, dass du irgendwo auf dem Planeten bist. Ich bin fast auf allen Straßen, Wegen und Pfaden dieser Erde gelaufen. Habe in fast alle Gesichter der Menschheit geblickt, nur um dich zu finden. Die Hoffnung hatmich angetrieben, hat mich die versenkende Hitze in der Wüste überstehen lassen, während ich dich bei den Beduinen gesucht habe. In der kältesten Nacht und im heftigsten Schneesturm bin ich zu den Inuids an den nördlichen Polarkreis, gewandert. Durch Kriegsgebiete habe ich mich gekämpft, um dich zu finden und zu retten. Ich wusste nicht, ob du mit dem gleichen Aussehen geboren würdest. Oder du eine andere Statur haben würdest, eine andere Haarfarbe oder ein anderes Wesen. Trotzdem glaubte ich daran, dich zu erkennen. Ich glaubte und war mir sicher, dass ich dich finden würde.«
    Es überstieg definitiv meine Vorstellungskraft. Sam war zu Fuß nach mir auf der Suche gewesen. Weltweit. Jahrelang.
    »Aber woher wusstest du, dass ich in Neuburg bin?«, fragte ich, immer noch durcheinander. Es erschien mir mehr als abwegig, dass er zufällig in diesem Kaff gelandet war.
    »Mich erreichte die Nachricht, während eines Besuches in einem Internet-Cafés in Bangkok.«
    »In Bangkok?«, rief ich aus. »Was um alles in der Welt hast du in Bangkok gemacht?«
    »Dich gesucht. Was sonst?« Ein schelmisches Lächeln umspielte seine Lippen. »Du hättest immerhin dort leben können.«
    Ich wusste, dass über sieben Millionen Menschen in Bangkok lebten. Realistisch betrachtet wäre es die berühmt berüchtigte Stecknadel im Heuhaufen gewesen, wenn er mich dort tatsächlich gefunden hätte. Auf der anderen Seite war es genauso abstrus, mich in Nordfriesland zu finden.
    »Und was ist jetzt genau in dem Internet-Café gewesen?«
    »Na ja, was eben an solchen Orten so ist«, schmunzelte Sam. Ihm bereitete es sichtlich Freude, mich länger als nötig hinzuhalten.
    Ich runzelte die Stirn und schob die Unterlippe vor, entspannte meine Gesichtszüge jedoch sofort wieder, denn dies kam mir ein wenig zu mädchenhaft vor. Genau genommen, mehr Mädchen ging überhaupt nicht. Sam schien es Gott sei Dank nicht bemerkt zu haben. Und wenn doch, dann war er so taktvoll, es sich nicht anmerken zu lassen.
    »Sagst du es mir?«, fragte ich und rutschte nervös hin und her.
    »Okay. Eines Abends bin ich im besagten Internet-Cafe gelandet, um meine E-Mails zu checken. Und da war auch eine Nachricht von Curly dabei.«
    »Was stand in der Nachricht?«, fragte ich. Meine Nerven flatterten. Das Pochen meiner Schläfen und

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