Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht
geschützt werden.«
Sehnsüchtig blickte ich auf seinen durchtrainierten Oberkörper. Als mir mein offensichtliches Anschmachten bewusst wurde, lief ich putterrot an. Und wieder tat sich nicht die berühmte Falltür auf, um mich aus einer wiederholten delikaten Lage zu befreien. Meine Verhaltensweisen in Liebesdingen schienen Adrianas Gepflogenheiten immer ähnlicher zu werden. »Ist das auch der Grund, weswegen du mich bis jetzt noch nicht angefallen und ausgesaugt hast?«, versuchte ich die Situation zu überspielen, ärgerte mich aber sogleich über meine ungeschickte Frage.
»Fast«, grinste er. Lachfältchen umspielten seine funkelnden Augen und ich wusste nicht, ob er es ernst meinte, oder sich über mich lustig machte. »Davon abgesehen, dass ich dir niemals etwas antun könnte, ist das Amulett tatsächlich dafür da, damit wir uns zivilisiert unter Menschen bewegen können – ohne jedem gleich in die Gurgel zu springen«, er verdrehte die Augen. »Aber auch das wird immer schwieriger«, fügte er hinzu und seine eben noch fröhliche Miene entglitt in eine verzerrte Grimasse, als litte er unter körperlichen Schmerzen.
»Was wird immer schwieriger?« Ich lehnte mich zu ihm rüber und berührte ihn an der Schulter. Unsere Gesichter näherten sich jetzt, bis auf wenige Zentimeter. Er hätte mich nun küssen können.
»Mae«, flüsterte er, wobei seine Augen müde und energielos wirkten. »Alles wird schwieriger. Die Kraft der Magie lässt nach. Das Amulett wird mich nicht mehr lange schützen können. Seine Kräfte schwinden zunehmend, sodass ich bald nur noch in der Dunkelheit der Nacht leben kann. Dann ist auch ein Treffen zwischen uns beiden nur noch möglich, wenn ich satt bin. Alles andere wäre zu gefährlich, da ich nicht weiß, ob ich die Beherrschung verlieren würde.«
»Das ist ja schrecklich.« Schauerwellen fegten mir über denRücken. Aber weniger aus dem Grund, dass ich Sam nur in der Nacht und mit gefüllten Magen sehen könnte. Vielmehr beunruhigte mich seine innere Qual.
»Gibt es denn keine Möglichkeit den Schutz zu erneuern?«, fragte ich hoffnungsvoll.
Doch Sam lächelte nur bitter. »Glaub mir, wenn es eine gäbe, dann hätten wir sie längst genutzt.«
Die Hoffnungslosigkeit, die in der Aussage schwang, wanderte in meinen Magen, wo sie sich wie ein Anker verhakte.
»Hey«, Sam lächelte schwach. »Auch das werde ich überleben. Schließlich habe ich dich gefunden und das ist für mich das Wichtigste. Sollte eines Tages die magische Kraft des Amuletts versiegt sein und ich nie wieder das Sonnenlicht erblicken können, dann werde ich durch deine Augen das Licht sehen. Jedes Mal.« Sein Zeigefinger tastete von meiner Schläfe herunter, bis er am Kinn angelangte. »Versprichst du mir meine Sonne zu sein?«, fragte er.
»Ja. Ich verspreche es.« Meine Liebe zu Sam breitete sich in meinem Herzen aus und drohte es zu zersprengen, denn sie war viel größer, als es ein Herz je sein konnte.
Plötzlich bemerkte ich die Taubheit in meiner Hand, die immer noch auf seiner Schulter lag. Meine Finger fühlten sich wie ein Eiszapfen an, nahezu abgestorben. Ich zog fort und rieb sie in meiner anderen Hand.
»Warum ist deine Haut eigentlich einmal so kalt und dann wieder warm? Seid ihr so was wie wechselwarm?«, scherzte ich. Wechselwarme Tiere, die keine konstante Körpertemperatur aufweisen, waren gerade in Biologie das aktuelle Thema.
Sam dachte kurz nach. »Vampirtemperatur hat nichts mit der Außentemperatur zu tun«, schmunzelte er. »Unsere Körperwärme richtet sich nach unserem Hunger. Wenn ich satt bin, dann ist auch meine Haut gut durchblutet.«
»Dann«, begann ich und schluckte, »dann musst du im Moment einen Bärenhunger haben.« Ich deutete auf meine Hand, in die langsam wieder Leben zurückkehrte. »Meine Hand hast du jedenfalls gut gekühlt.«
»In der Tat, ein Bär wäre im Moment nicht das Schlechteste«, gluckste Sam.
»Kannst du denn nichts anderes essen, außer… Blut?«
»Nicht wirklich. Andere Nahrung vertrage ich nicht. Mein Körper kann sie nicht verwerten, nicht verdauen. Eine Pizza zum Beispiel übt auf mich nicht den geringsten Reiz aus.«
»Okay. Dann scheidet eben Essen gehen im „Di Lorenzo“ für immer und ewig aus«, stellte ich sachlich fest.
»Definitiv. Ja«, grinste er übermütig. »Es sei denn, Herr Di Lorenzo schlachtet eine italienische Kuh. Dann würde ich es mir nochmal überlegen.«
Ich stellte mir im Geiste vor, wie Adrianas und Fabios
Weitere Kostenlose Bücher