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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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nahm sehr bald darauf an den ersten Wettbewerben für Kinder teil. Sie gewann einen Preis nach dem anderen und seit letztem Sommer hatte sie sogar einen namhaften Sponsor, der ihr das Material und die Ausrüstung für Profi-Wettkämpfe stellte.
    Das gleichmäßige Geräusch des Schleifens wurde von Rock-musik begleitet, die aus einem alten Transistorradio dudelte, welches neben ihr auf einem Tisch stand. Ich betrat die Garage und Vio, die mit ihren Rücken zu wandte, war so sehr in ihre Arbeit vertieft, dass sie mich nicht bemerkte. Ich klopfte mit den Fingerknöcheln gegen das Garagentor.
    »Hey Vio«, meldete ich mich hinter ihr. Vio schnellte herum.
    »Mensch Mae, ich habe gar nicht mitbekommen, dass du da bist«, rief Vio über die Musik hinweg. Sie legte den Schleifer auf den Tisch, rubbelte sich die Hände an der Jeans ab und kam zu mir herüber. »Schön, dass du da bist.« Vio umarmte mich.
    »Das sieht hier ziemlich nach Arbeit aus«, stellte ich fest.
    »Ja, das wird ein Board für die nächste Saison.« Vio stellte das Radio leiser und ging zu der Pinnwand, die über einem alten PC hing. »So soll es dann mal aussehen, wenn es fertig ist.«
    Sie deutete auf eine Zeichnung auf einem Blatt Papier und winkte mich zu sich.
    »Wow, das sieht ja cool aus«, sagte ich bewundernd. Es erstaunte mich jedes Mal, wie handwerklich geschickt und präzise Vio ein neues Board baute. Neben der Zeichnung hing ein Blatt mit technischen Notizen.
    »Schau.« Vio gab auf dem PC Daten ein. »Habe ich alles mit Auto CAD 10 berechnet. Das läuft noch unter DOS«, ihre Wangen glühten vor Eifer. »Wenn das die anderen Pros wüssten, dass ich mit so veralteten Methoden arbeite, würde mich keiner mehr ernstnehmen«, lachte sie auf.
    »Mhm …«. Ich nickte, ging zu dem Styrorporblock und strich gedankenverloren über die Oberfläche. »Ich soll dir übrigens „Gut Board“ von Nik ausrichten.«
    »Dieser Spinner …«, schmunzelte sie.
    »Wie lange dauert so was?«
    »Dauert was?«
    »Bis so ein Board fertig ist?«
    »Also, erst einmal muss der Zuschnitt des Blanks gemacht werden, was ziemlich aufwendig ist. Danach verklebt man die Board-Hälften und dann …«, Vio legte ihren Kopf schief. »Seit wann interessierst du dich für‘s Shapen eines Boards?« Sie stellte zwei Stühle nebeneinander.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Seit eben interessiert es mich«, antwortete ich wenig überzeugend.
    Vio setzte sich und deutete auf den freien Stuhl neben sich.
    »Komm. Und dann erzählst du mir mal, was wirklich los ist.«
    Ich atmete tief durch, seufzte und ließ mich neben Vio nieder.
    Mein Herz fühlte sich wund an, während ich ihr alles erzählte.
    Als ich fertig war, fischte Vio zwei Cola Dosen aus dem Minikühlschrank in der Ecke und warf mir eine zu. »Ich glaub‘s nicht. Der Typ hat echt den Preis des goldenen Elefanten im Porzellanladen verdient«, stellte sie fest und nahm einen großen Schluck aus ihrer Dose. »Und wie geht’s jetzt weiter? Ich meine, mit dir und Mr. Obercool?«
    Wieder diese Frage. Wieder gab sie mir einen Stich ins Herz. Und wieder war mir klar, dass die Frage berechtigt war und ich eine Antwort darauf finden musste. Bis jetzt hatte ich keinen Plan, was ich als Nächstes tun sollte.
    »Weiß ich nicht«, sagte ich und hielt mir die Coladose an meine Wange, die mittlerweile ebenfalls glühte.
    Vio kräuselte die Stirn. »Ich fand Pascal irgendwie immer schon sehr … speziell. Kannst du dich noch an das Inliner-Rennen von vor zwei Jahren erinnern?«
    Ich nickte.
    »Das meine ich. Speziell eben.«
    Ich seufzte nochmal und erhob mich vom Stuhl. »Danke für die Cola, Vio. Und danke für dein Ohr.«
    Vio machte eine wegwerfende Geste. »Da nicht für. Schlaf gut.«
    »Gute Nacht, Vio«, sagte ich und ging aus der Garage.
    Auf dem Weg zu unserem Haus konnte ich wieder die gleichmäßigen Schleifgeräusche hören.
    Als ich in mein Zimmer kam, zeigten die grünen Ziffern auf dem Display meines Radioweckers 23:12 Uhr. Am nächsten Morgen musste ich um halb sieben aufstehen. Aber ich war noch nicht müde und so setzte ich mich an meinen Schreibtisch und klappte mein Notebook auf. In meinem Postfach waren fünf neue Nachrichten. Drei davon waren Werbung, die ich sofort löschte. Die eine Mail war von Curly und die andere kam von Pascal. Für einen Moment starrte ich auf den grellen Bildschirm und überlegte, wasich mit Pascals Mail tun sollte. Lesen? Löschen? Oder lesen und löschen? Oder doch lesen und

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