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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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    Ich griff in meine Tasche und kramte nach meinem Lipgloss. Der Erdbeergeschmack tat seine Wirkung. Ich wurde augenblicklich ruhiger.
    Ich las Curlys Mail als Erstes.
    Von: Mila von Bingen < [email protected] >
    Gesendet: Montag, 14. April 2008 22:13
    An: Maria-Helene Carstens
    Betreff: Mathe-Test
    Huhu Mae,
    ich wollte nur kurz sagen, dass ich noch länger wach bin. Guck dir nochmal die Aufgaben an und melde dich, wenn du noch Fragen hast!
    Mein Handy ist an!!!
    LG Curly; -)
    Ich klickte auf
Antworten
.
    Huhu Curly,
    daaankeeee, du bist sooo lieb! Werde mir die Aufgaben gleich nochmal ansehen und mich melden, wenn ich was nicht verstehe.
    LG back, Mae
    Ich klickte auf
Senden
.
    Pascals Email war immer noch in meinem Postfach. Nicht, dass mich das verwunderte. Insgeheim hatte ich gehofft, dass sie auf unerklärliche Weise verschwinden würde und ich so um eine Antwort herum käme.
    Ich atmete tief durch und klickte auf den kleinen Briefumschlag.
    Von: Pascal Hoffmeister < [email protected] >
    Gesendet: Montag, 14. April 2008 19:26
    An: Maria-Helene Carstens
    Betreff: Sorry
    Liebste Prinzessin Mae,
    habe nachgedacht und werde mich morgen in aller Form bei Fabio entschuldigen. Tut mir echt leid wegen vorhin.
    Und wie das Mädchen an meine Handynummer kommt, ist mir wirklich ein Rätsel. Bitte glaube mir, ich habe sie ihr nicht gegeben.
    Haben wir uns jetzt wieder lieb?! Bin wach für dich.
    Meld dich. Wenn nicht, dann schlaf gut.
    Dicker Kuss. Pascal
    Meine Finger verweilten auf der Tastatur. Sie waren wie eingefroren. Unfähig auch nur eine Taste zu drücken. Ich schluckte. Starrte immer noch auf den Bildschirm.
    Ich klickte auf
Beenden
. Dann klappte ich das Notebook zu.

    Es war fast Mitternacht, als ich alle Matheaufgaben durchgesehen hatte. Ich packte den Ordner in meine Schultasche, als es an der Tür klopfte.
    »Ja?«
    Die Tür öffnete sich einen spaltbreit und Niks Kopf erschien. »Hey, ich hab noch Licht gesehen«, flüsterte er. Scotty lag schnurrend in seinen Armen. »Wollte nur noch mal sehen, wie es dir geht.«
    »Mir geht’s gut«, log ich. »Ich habe mir gerade nochmal die Matheaufgaben angeguckt und wollte Curly noch eine SMS schicken, dass ich alles verstanden habe.«
    »Dann kann ja morgen nichts mehr schiefgehen. Schlaf schön, Schwesterchen.«
    »Du auch, Bruderherz.«
    »Immer«, zwinkerte er und schloss leise die Tür.
    Niks Fähigkeiten immer und überall schlafen zu können, waren berühmt berüchtigt. Als einmal der Skilift in Tirol einen Stromausfallhatte, legte mein Bruder in der Gondel ein Nickerchen ein. Und dies in über zehn Metern Höhe!
    Ich klappte mein Handy auf und schrieb Curly eine SMS, dass keine außerplanmäßigen Verständnisschwierigkeiten aufgetreten sind.
    Ich war immer noch hellwach. Also setzte ich mich auf mein Bett, griff nach der Fernbedienung und schaltete meinen Fernseher ein. Auf VIVA lief ein Video von meiner Lieblingsband »Tokio Hotel«. Ich schnappte mir die Kopfhörer und drehte die Lautstärke hoch.
    »Über den Dächern ist es so kalt und so still; ich schweig deinen Namen, weil du ihn jetzt nicht hören willst. Der Abgrund der Stadt verschlingt jede Träne, die fällt. Da unten ist nichts mehr, was dich hier oben noch hält …«
    Ich kuschelte mich in meine Wolldecke und sog die Stimmung des Songs in mich ein. So fühlte ich mich. Am Abgrund. Bills Blick, durchtränkt von einer unfassbaren traurigen Leidenschaft, berührte mich zu tiefst in meiner Seele. Diese außergewöhnliche Atmosphäre zwischen mir und ihm war so real, als würde er leibhaftig vor mir stehen. Als müsste ich nur die Hand ausstreckten, um ihn zu berühren. Der Kloß in meinem Hals war wieder da. Ich schluckte hart, aber er blieb dort, wo er war. Ich schnappte nach Luft. Die letzte Barriere fiel. Den Bildschirm konnte ich nicht mehr klar erkennen. Ich vergrub mein Gesicht schluchzend in die Decke.
    »In deinen Augen scheint alles sinnlos und leer; der Schnee fällt einsam, du spürst ihn schon lang nicht mehr. Irgendwo da draußen bist du verloren gegangen …«
    Der Song war längst vorbei, als meine Tränen versiegten und ich meine Enttäuschung und Traurigkeit aus mir heraus geweint hatte. Ich fühlte mich nun etwas besser. Der Druck auf meinem Herzen war nur noch leicht spürbar. Ich wischte mir mit dem Handrücken die letzten Tränenspuren aus dem Gesicht. Ich ging zu meiner weißen Kommode und zog an der untersten Schublade. Sie klemmte und ich zog fester.

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