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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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auf die Taste mit dem grünen Telefonhörer. Es klingelte zwei Mal, dann nahm Curly das Gespräch an.
    »Hey Mae, was gibt’s?« In ihrer Stimme schwang kein verdächtiger Unterton. Kein schlechtes Gewissen. Sie war gutgelaunt wie immer.
    »Hallo Curly … wo bist du gerade?« Ich drehte den Verschluss meines Lipgloss nervös mit den Fingern auf und zu.
    »Ich bin noch in der Cafete. Und wo bist du?« Sie schien wirklich keine Ahnung zu haben.
    »Ich bin auf dem Weg in die Schulbibliothek. Ähm … ich müsste dich mal ganz dringend was fragen. In der Bibliothek geht es ganz schnell. Könntest du in der Cafete auf mich warten?«
    Curly versprach, in der Schulcafeteria zu bleiben. Mit den Mathebüchern unter dem Arm lief ich zur Bibliothek. Nachdem die Bücher mit
retour
gekennzeichnet waren, ging ich den Gang entlang, um sie wieder ins richtige Fach zu stellen. Dabei wanderte mein Blick durch die Regale und blieb an dem Board mit Geschichtsliteratur für die Oberstufe hängen. Die Facharbeiten waren in diesem Schulhalbjahr fällig und ich wusste immer nochnicht, in welchem Fach, geschweige denn zu welchem Thema, ich etwas schreiben sollte.
Als Dresden im Feuersturm versank
, las ich. Ich zog das Buch heraus und betrachtete das Cover. Blutrot prankte der Buchtitel auf der schwarz-weißen Abbildung, der Ruinen von Dresden. Unschlüssig starrte ich auf das Buch. Es fühlte sich wichtig an. Ich war unfähig es wieder zurückzustellen.
    Der Geruch von Schmierseife lag in der Luft, als ich über den Flur zur Schulcafeteria eilte. Ich drückte die Glastür mit meiner Schulter auf und suchte den Saal nach Curly ab. Sie saß in der Ecke am Fenster, vor dem Kaffeeautomaten, in ein Buch vertieft.
    »Hey … danke, dass du gewartet hast.« Ich ließ mich ihr gegenüber auf dem Stuhl nieder.
    Curly zuckte mit den Schultern. »Scheint ja wichtig zu sein. Jetzt sag schon … was ist los?« Neugierig blickte sie mich an. So konnte niemand gucken, der zuvor illegal einen Mathetest beschafft hat. Ob ich mich mit diesem Gespräch total lächerlich machte? Aber komisch war es doch. Ich setzte mich aufrecht hin und räusperte mich. »Tja also … es ist so …«
    »Na?« Curly guckte mich gespannt an. »Jetzt spuck‘s schon aus.«
    »Im Test kamen heute exakt die gleichen Aufgaben dran, die ich gestern im Probetest bei dir gerechnet habe«, sprudelte es aus mir heraus. Ich kramte den Zettel aus meiner Tasche und legte ihn wie zum Beweis auf den Tisch. »Woher … ich meine … wie konntest du das wissen?«
    »Ich wusste es nicht«, lachte Curly. »Das ist doch super, Mae! Was für ein toller Zufall!« Sie klatschte begeistert in die Hände.
    »Zufall?« Konfus wickelte ich eine Haarsträhne um meine Finger und starrte auf den Zettel.
    »Natürlich, was denn sonst?«
    »Ist aber irgendwie ein komischer Zufall … oder?« Zweifelnd kräuselte ich die Stirn und blickte in Curlys Katzenaugen. Ich sah keine Anzeichen für eine Lüge.
    »Es soll auch Leute geben, die beim Lotto solche Zufallstreffer haben. Die sind dann Millionäre. So was kommt vor. Freu dich, dein Test ist dann ja gut geworden.«
    »Mhm …«, machte ich.
    Entsetzen blitzte in Curlys Augen auf. »Moment mal … du hast doch wohl nicht angenommen, dass ich …«, stockte sie.
    »Ähm … nein! Ich meine, ja … ich hab daran gedacht«, gab ich kleinlaut zu.
    Curly prustete los. »Du hast tatsächlich geglaubt, ich hätte den Test gestohlen?«
    »Na ja …«, murmelte ich.
    »Was für eine Vorstellung.« Sie lachte immer noch. »Nein, wirklich nicht, Mae. Wahrscheinlich kann ich mich einfach gut in den Hauptmann Zadetzki einfühlen und habe zufällig die richtigen Aufgaben getroffen.«
    »Ja, dann war das wohl so ein … Glückstreffer«, sagte ich.
    Aber meine Zweifel blieben.

    Italienische Popmusik säuselte aus den Lautsprechern im »Di Lorenzo
«
. Wie üblich herrschte um die Uhrzeit Hochbetrieb. Das »Di Lorenzo
«
war das einzige italienische Lokal im Ort. Herr Di Lorenzo betonte immer wieder, dass »die anderen Hobby-Italiener« sind. Sie belieferten die Neuburger ebenfalls mit Pizza, aber hatten entweder die griechische, türkische oder russische Staatsbürgerschaft in ihren Pässen stehen.
    Die Küchentür öffnete sich und Adriana balancierte fachmännisch vier Teller gleichzeitig mit köstlich duftender Pizza auf ihren Armen.
    »Bin gleich bei dir, setz dich ruhig an die Theke«, rief sie mir im Vorbeigehen zu.
    Ich ging hinüber an die Holztheke und ließ mich

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