Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht
auf einen gepolsterten Barhocker fallen. Mein Magen protestierte laut und deutlich. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich Hunger hatte. Als Adriana an die Theke kam, bestellte ich eine Pizza Tonno.
»Rate mal, wer vorhin hier war«, raunte sie mir zu. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort. »Da kommst du nie drauf.« Adriana legte das Trockentuch an die Seite und stemmte beide Hände in die Hüften. »Mr Obertoll, Pascal. Ich dachte, ich sehe nicht richtig.«
»Und … was wollte er?«
»Zuerst hat er nach dir gefragt. Ob ich wüsste, was mit dir los ist. Und warum du dich nicht bei ihm meldest.« Sie schnaubte verächtlich und zapfte eine Cola.
»Und, was hast du ihm gesagt?« Ich wurde nervös.
»Gar nichts. Ich hab ihm den Tipp gegeben, sich selber um seine Angelegenheiten zu kümmern. Was hätte ich auch sonst sagen sollen«, sagte sie und gab mir die Cola.
»Ja, stimmt schon. Und was hat er dann gesagt?«, wollte ich wissen. Eine Klingel ertönte.
»Moment.« Adriana verschwand in der Küche, um mir kurz darauf eine dampfende Pizza auf die Theke zu stellen. Ich schob mir ein großes Stück in den Mund und schaute sie erwartungsvoll an.
»Er hat dann nach Fabio gefragt«, nahm sie den Faden wieder auf. »Und ob du es glaubst oder nicht, er hat sich tatsächlich bei ihm entschuldigt.«
Ich machte ein ungläubiges Gesicht und trank einen Schluck von meiner Cola.
»Ja, wirklich.« Adriana zuckte mit den Schultern. »Genau so habe ich auch geguckt. Ihm scheint viel an dir zu liegen.«
»Tz, so viel anscheinend auch nicht«, entfuhr es mir. Es war offensichtlich, dass es Pascal nicht um die Entschuldigung bei Fabio ging.
»Er betreibt wohl eher Schadensbegrenzung.«
Adriana beugte sich verschwörerisch zu mir über die Theke. »Schadensbegrenzung? Inwiefern?«
Ich erzählte ihr von meiner Begegnung mit Blondie und ihrem Gefolge. Ich gab auch zu, nicht daran geglaubt zu haben, was sie mir über Pascal und der Party im Jugendheim erzählt hatte. »Tut mir leid, Adri. Ich blöde Kuh habe deine Beobachtungen angezweifelt. Dabei hattest du natürlich mit allem Recht, was du gesehen hast. Ich darf gar nicht darüber nachdenken, wie vielen Tussis er schon seine Nummer gegeben hat.«
Adriana grunzte verächtlich. »Ach, ist ja nicht so schlimm«, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Hauptsache du kennst die Wahrheit jetzt. Und wie geht es jetzt mit dir und Pascal weiter? Hast du vor mit ihm … ähm, Schluss zu machen?«
Ich atmete hörbar aus. »Ehrlich gesagt habe ich schon darangedacht, aber ich weiß im Moment irgendwie … gar nichts.« Die Leere fraß sich erneut in mein Herz. Frustriert ließ ich das Besteck sinken. »Sorry, ich schaff die Pizza nicht ganz. War aber total lecker.« Ich schob den Teller von mir weg.
Unter der Laterne vor der Pizzeria hielt ein silberner Golf. Das Auto kannte ich und den Fahrer auch.
»Hast du ihm gesagt, dass ich herkommen wollte?« Geschockt blickte ich zu Adriana.
»Nein, ich habe ihm nichts gesagt«, erwiderte sie überrascht. Ich kramte in meinem Portemonnaie und fischte einen Zehneuroschein heraus. »Stimmt so. Ich gehe mal zu ihm raus.«
Als ich auf die Straße trat, lehnte Pascal bereits mit verschränkten Armen an seinem Wagen. Mein Herz hämmerte und Wut stieg in mir auf. Mit aufeinander gepressten Lippen versuchte ich, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Ich vergrub die Hände in meine Hosentaschen und ging auf ihn zu. »Was machst du denn hier«, entfuhr es mir. »Stellst du mir nach oder was?«
»Guten Abend, Mae. Wie geht es dir, Mae? Danke, der Nachfrage, mir geht es auch gut. Und vielen Dank, dass du dich bei mir gemeldet hast. Was soll das alles?«, fragte er mit nach oben gedrehten Handflächen.
»Was soll was«, fuhr ich ihn gereizt an. Mein Tonfall ließ ihn zusammenzucken. Das war er von mir nicht gewohnt. Ich biss die Zähne zusammen und hielt seinem Blick stand.
Pascal verschränkte erneut die Arme. »Ich habe dir gestern Abend eine E-Mail geschrieben und keine Antwort bekommen«, setzte er in einem versöhnlichen Ton an. »Dann habe ich heute in der Schule auf dich gewartet. In den Pausen habe ich dich auch gesucht und später habe ich versucht anzurufen, aber dein Handy war aus.« Jetzt lag ein jammernder Ton in seiner Stimme. »Auf meine SMS hast du geantwortet, dass du dich meldest, aber das hast du nicht getan. Deswegen bin ich hier.«
»Ich hätte mich noch gemeldet«, wich ich aus.
Pascal verzog seinen Mund zu
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