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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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aufgefallen? Dies bedeutete er hatte mich ganz genau angesehen. Oh Gott! Vor lauter Schreck und auch vor Freude lief ich nachträglich rot an. Glückerlicherweise kamen in diesem Moment Adriana und Curly mit den neuen Getränken an den Tisch. Vor mir, in der Mitte des Tisches lag eine Fototasche. »The Dead Mannequins Promo Fotos« stand darauf in Druckbuchstaben geschrieben. Neugierig streckte ich meine Hand nach der Tasche aus, als Sam ebenfalls nach ihr griff. Unsere Hände berührten sich und ich wich bei dem Kontakt mit seinen Fingerspitzen ruckartig zurück. Seine Finger waren kalt, wie bei einem Stück Fleisch, das einem Kühlschrank entnommen wurde.
    »Entschuldigung«, Sam reichte mir die Fototasche. »Willst du dir die Bilder ansehen?«
    Ich nickte, nahm die Papiertasche an und vertiefte mich zum Schein in die Fotos. Wie konnte ein Mensch nur solch eisige Finger haben? Bei der Berührung fühlten sie sich fast frostig an. Das konnte doch nicht allein von einer Durchblutungsstörung kommen. Ich linste vorsichtig über die Fotos hinweg zu Sam und Konrad. Sie unterhielten sich angeregt, so wie die anderen auch. Alles sah ganz normal aus. Fast alles. Mein Blick blieb an ihren Trinkgläsern hängen. Vor Sam und Konrad standen jeweils zwei Trinkgläser. Beide waren bis zum Rand gefüllt.

Offenbarung
    Samstag, 17. Mai 2008 (15 Uhr 26)
    Liebes Tagebuch
,
    heute ist der Tag der Tage, »The Dead Mannequins« spielen am Abend als Headliner bei unserem Schulkonzert. Nik ist schon seit Tagen ein reines Nervenbündel und macht die Nächte vor seiner Playstation zum Tag. Hätte nicht gedacht ihn mal so zu erleben, mein sonst so cooler Zwilling ist vor Lampenfieber regelrecht grün um die Nase. Man höre und staune. Dabei weiß ich ganz genau, der Auftritt wird eh ein Riesenerfolg werden und am Ende war seine Aufregung ganz umsonst. Fabio scheint es laut Adri ähnlich zu gehen. Sie meinte, er hätte letzte Nacht ebenfalls nicht schlafen können. Am Morgen hörten sie lautes Scheppern und Klappern aus der Restaurantküche. Herr Di Lorenzo befürchtete schon einen Einbrecher im Haus zu haben, oder noch schlimmer, die Mafia. Es stellte sich dann aber heraus, dass es nur Fabio war, der seine nächtliche Unruhe dazu genutzt hatte, die Küche putztechnisch einmal komplett general zu überholen. Seitdem vertritt Herr Di Lorenzo die Ansicht, »The Dead Mannequins« sollten regelmäßig Auftritte haben
.
    Und dann wäre da noch Sam … wie es ihm geht, weiß ich nicht. Wir haben zwar wieder kurz miteinander geredet, aber er hält immer noch einen Sicherheitsabstand zu mir, dabei tu ich ihm doch nichts, ich will doch nur nochmal in Ruhe mit ihm über das reden, was immer noch zwischen uns steht. Es muss einen Grund dafür geben, weswegen er mir die Wahrheit verschweigt und genau hinterdiese werde ich kommen. Jetzt wo ich darüber schreibe, fühle ich wieder diesen Druck im Bauch und glaube nicht mehr richtig atmen zu können. Diese absolute Traurigkeit in mir und das Gefühl, scheinbar so weit von ihm weg zu sein, ist unerträglich. Ich will das alles nicht mehr, ich weiß nicht, wie lange ich diesen Zustand noch aushalte. Ich rufe mir immer wieder den Moment ins Gedächtnis, in dem Sam mir sagte, dass er meine neuen roten Haarsträhnen mag. Das kam völlig unerwartet und war so süß von ihm. Ihm sind sogar meine gefärbten Wimpern aufgefallen. Welcher Typ achtet schon auf so was? Ich glaube, wenn Nik eine Freundin hätte, sie könnte ihre Haare von blond auf schwarz färben und ihm würde es wahrscheinlich gar nicht auffallen. Sam ist so anders, irgendwie viel aufmerksamer als andere Jungs. Er hat den Blick für die gewissen Kleinigkeiten, wow, das liebe ich an ihm. Von diesen Erinnerungen zehre ich, sie halten mich davon ab, jetzt sofort auf der Stelle durchzudrehen. Auch wenn er mich anschwindelt, ich kann nicht leugnen eine absolute Schwäche für ihn zu haben, und ich kann’s auch kaum abwarten, ihn heute Abend auf der Bühne zu sehen. Das hört sich jetzt fast nach einem Groupie an, aber du müsstest ihn mal sehen, er wird bei dem Auftritt wie ein Gitarrengott aussehen und genauso spielen. Sam berührt mich so tief, er kann mich mit einem Wort, mit einer Geste zum Fliegen bringen, aber auch gleichzeitig meine Welt in Schutt und Asche legen. Unbeschreibliches Glück und tiefste Traurigkeit scheinen fließend bei uns ineinander überzugehen. Ich suche schon die ganze Zeit nach Worten, die unsere Situation treffend beschreiben

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