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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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leeren Pool. »Ich kann es dir nicht sagen.«
    Ich zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Die Verzweiflung loderte in meinem wunden Herz und drohte es vollends zu verbrennen. »Ich muss es aber wissen!«, schrie ich und eilte ihm hinterher.
    Sam verschanzte sich hinter der Theke und stützte sich auf dem Tresen ab. Er biss die Zähne fest zusammen. »Mae, ich darf es dir nicht sagen!«
    »Mir was nicht sagen?«
    Wir funkelten einander an. Sams Gesicht verfinsterte sich, doch gleichzeitig wirkte er wie ein in die Enge getriebenes Tier. Dann schwang er plötzlich herum und hieb mit seiner Faust auf ein schwarzes Wandregal. Das Brett zersplitterte unter seinem Schlag. Ich hielt mir die Ohren, aber ich empfand keine Angst. Zögerlich drehte er sich zu mir um. In seinem durchdringenden Blick flackerte etwas, was viel zu intensiv war, um menschlich zu sein. Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Mae. Ich mussmich an die Regeln halten. Es gibt Dinge, über die ich nicht reden darf.«
    »Welche Regeln denn?«, beharrte ich. Ich durfte mich von ihm nicht abwimmeln lassen. »Und wer macht überhaupt die Regeln?«
    Sams Augen waren nur noch zwei schmale Schlitze. An seinem Mienenspiel konnte ich den inneren Kampf ablesen, den er mit sich austrug. An Stelle einer Antwort öffnete er den Wandschrank neben der Bar, kniete nieder und zog einen länglichen alten Holzkasten hervor.
    »Was ist das?«, fragte ich erstaunt.
    »Warte es ab«, sagte er ruhig, als ob es die vorherigen Momente nie gegeben hätte. Sam öffnete den Kasten, roter Samt polsterte sie aus. Auf der Fütterung lag eine alte, antik wirkende Geige. Ich schluckte eine neuerliche Frage hinunter, als er mir mit abwehrenden Händen bedeutete nichts zu sagen. Ungelenk setzte er die Geige an sein Kinn und strich ungeübt mit dem Bogen über die Saiten des Instruments. Es war eine verzerrte, mir aber bekannte Melodie, deren schiefe Töne in meinen Ohren schmerzten. Eine Weile riss ich mich zusammen und ließ ihn gewähren. Doch dann hielt ich es nicht mehr aus und sprang von dem Barhocker auf und beugte mich über den Tresen. Ich räusperte mich umständlich.
    »Kann ich sie bitte mal haben?«, fragte ich und wies mit meiner Hand auf die Geige. Sam reichte mir die Violine samt Bogen. Ich entspannte meine Schultern und setzte das Instrument an. Meinen Blick hielt ich gerade aus auf Sam gerichtet, als ich mit dem Bogen über die Saiten strich und die ersten Töne erklangen. Ich schloss die Augen, während die Melodie durch das Schwimmbad schallte. Die Komposition trug mich immer weiter weg, weit weg von dem Hier und Jetzt.
    Plötzlich pochte mein Herz bis zum Hals und ich war völlig atemlos. Ich rannte. Das ohrenbetäubende Dröhnen der über uns hinweg ziehenden Bomber schnürte mir die Kehle zu. Sie waren genau über uns. Die ersten Einschläge detonierten so nah bei mir, dass ich vor Schreck stürzte. Ich rappelte mich aber wieder hoch und rannte weiter. Draußen explodierten erneut Bomben und die Erde wackelte wie bei einem starken Erdbeben. Ich schwankte,als die Fensterscheiben barsten und ich mit meinem Kopf gegen eine Wand schleuderte. Etwas glitt aus meinen Händen. Neben mir lag ein zerbrochener Geigenkasten. Benommen sah ich auf einen jungen Mann vor mir, der ebenfalls gestürzt war. Er richtete sich auf und drehte sich um. Ich blickte in seine wunderschönen smaragdgrünen Augen, als er meinen Namen rief: »Elisaaabeeeth!«
    Sam!
    »Neeeeiiin!« Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Die Geige schlug auf den Fliesen auf und zerbrach.

Wechselspiel
    Tränen kullerten über meine Wangen, während Adrenalinglut durch meinen angespannten Körper raste. Das Pochen in meinem Kopf dröhnte immer lauter, begleitet von einem ziehenden Schmerz an meinen Schläfen. Völlig unkontrolliert hasteten meine Gedanken durch mein Hirn und stellten über die Synapsen in Windeseile die Zusammenhänge her. Und ich begriff. Meine Tränen waren keine der Traurigkeit, vielmehr Tränen der Fassungslosigkeit, aber auch der Erleichterung. Fassungslosigkeit über das Wissen, das schon immer in mir schlummerte, ohne dass ich es gewusst hatte. Meine Knie schlotterten, während Sam mich zu den Korbsesseln geleitete. Er kniete vor mir nieder, in seinen Augen spiegelten sich Sehnsucht und Schmerz. Als sich unsere Hände berührten, war seine frostige Berührung wie eine neuerliche Bestätigung für die Dinge, die ich ohnehin längst erahnt hatte. Wir schwiegen immer noch und

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