Eulenspiegel
jeder einzelne Arbeiter vorgab, selbständiger Unternehmer zu sein, und damit war er nach deutscher Gesetzeslage nicht sozialversicherungspflichtig und folglich auch kein Schwarzarbeiter.
Das K 1 arbeitete in wechselnder Besetzung, je nachdem, wer gerade frei war, und van Appeldorn konnte sich über »schwierige Kooperation« nicht beklagen.
Wim Lowenstijn in Nijmegen hatte sich tatsächlich einspannen lassen. Er versuchte, über technobouw an die Namen der Arbeiter zu kommen, die ihren Lohn in Kranenburg abholten. Bisher hatte er allerdings keinen Erfolg gehabt, denn das Unternehmen sah keine Veranlassung, seine Daten freizugeben. Aber das schien Lowenstijn nicht weiter zu beunruhigen. Er hatte da so »seine Methoden«.
Währenddessen befragte das K 1 die Postbeamten, und sie konnten es kaum glauben: Warum hatten die die Abfahrtszeiten und die Route des Geldtransporters nicht gleich in die Zeitung gesetzt?
Sie überprüften die Klever Unternehmer, die alle eine weiße Weste hatten. »Vorerst«, wie Ackermann meinte. »Die klucken ganz dick zusammen – ’ne feine, kleine Mafia.«
Achtundvierzig ausländische Arbeiter waren insgesamt bei ihnen beschäftigt, und deren Vernehmungen erwiesen sich als äußerst schwierig. Viele Polen und Russen sprachen kein Wort Deutsch, Englisch oder Holländisch, und man war auf die Hilfe von Dolmetschern angewiesen. Das kostete Zeit und Geduld.
Heinrichs nahm an die hundert Anrufe von Aldi-Kunden entgegen und fütterte den Rechner mit Daten, aber bis zum Wochenende zeichnete sich kein Muster ab – die Beobachtungen und Beschreibungen deckten sich nicht.
Am Mittwoch meldete sich Frau Kröll, und Toppe verblüffte Heinrichs.
»Das kann nicht dein Ernst sein, Helmut! Die Frau selbst hat nichts gesehen, bloß die Tochter, und die ist vier.«
»Fünf«, korrigierte Toppe und ließ es sich nicht nehmen, selbst mit der kleinen Barbara zu sprechen.
Zwei Männer hatte sie gesehen, öfter als einmal. »Die waren auf einem Fahrrad, und das darf man gar nicht.« Der Mann auf dem Gepäckträger hatte ausgesehen wie »Onkel Jörg«.
Frau Kröll zeigte ein Foto ihres Schwagers: ein schmaler, langer Kerl von Anfang Dreißig mit braunem Haar und Aknenarben und einer großen Höckernase.
Am Donnerstag nahm Heinrichs Kontakt zu den Ermittlern in Dormagen und Grevenbroich auf.
6
Ordnungskraft bei der Eröffnung der Rhein-Maas-Ausstellung, na, das war vielleicht eine Herausforderung!
Schumacher und Schuster, die beiden jungen Polizisten aus Düsseldorf, standen sich die Beine in den Bauch.
»Eine Messe soll das sein!« mopperte der blonde Schuster. »Die sollten mal nach Düsseldorf kommen, dann könnten die sich angucken, was eine richtige Messe ist.«
»Genau«, stimmte Schumacher bereitwillig zu. »Und für so ein Zeltlager machen die auch noch Werbung. Typisch für dieses Kaff.«
»Hast du Heimweh?« wollte Schuster wissen.
»Manchmal schon.« Schumacher betrachtete melancholisch seine blankgewichsten Schuhspitzen. »Hier ist doch wirklich der Hund begraben. Um sieben Uhr klappen die alle Bürgersteige hoch, und man kann sehen, wie man sich den Abend um die Ohren schlägt.«
»Jetzt übertreibst du aber, Peter«, lachte Schuster.
»Ich übertreibe? Du kannst doch gar nicht mitreden. Du hast schließlich eine feste Freundin.«
»Das ist wohl wahr«, freute sich Schuster. »Und nächsten Monat zieht Claudia zu mir. Die hat nämlich eine Stelle hier im Kaufhof gekriegt.«
»Da hast du’s! Und bei mir ist tote Hose, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Oder glaubst du etwa, ich lasse mich mit einem Bauerntrampel ein? Guck dir doch mal an, wie diese Landeier schon angezogen sind!« Schumacher schüttelte sich.
»Großer Gott«, stöhnte Schuster. »Kann sich nicht wenigstens der Bürgermeister kürzer fassen? Ich frage mich sowieso, warum wir uns hier beim Rednerpult postieren sollten. Glauben die denn, daß die honorigen Gäste eine Prügelei anfangen?«
Schumacher unterdrückte ein Kichern. »Vielleicht stellen wir ja den Personenschutz für den Ministerialrat dar.«
»Phh«, grummelte Schuster, »ist doch eh nur der Stellvertreter.«
»Woher weißt du das denn schon wieder?« staunte Schumacher.
»Das haben die doch gerade gesagt. Es steht auch ein ganz anderer im Programmheft.« Schuster deutete versteckt auf die Faltblätter, die auf jedem leergebliebenen Sitzplatz lagen.
Schumacher wippte auf den Fußspitzen. »Nach dem Bürgermeister dürfte ja wohl Schluß
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