Eulenspiegel
Mark, meine Güte! Wieviele Schwarzarbeiter kommen denn da zusammen?« Er schaute aus dem Fenster. »Ich sehe im Moment nur einen Punkt, bei dem wir ansetzen können, nämlich bei der Frage: Wer hat von dem regelmäßigen Geldtransport gewußt? Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als diese Leute zu überprüfen: die Postbeamten nebst Verwandtschaft, die Schwarzarbeiter und vermutlich auch die vier Unternehmer.«
Charlotte Meinhard, die sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, runzelte zweifelnd die Stirn. »Die Unternehmer? Ist das nicht ein bißchen weit hergeholt?«
»Sehe ich nicht so«, schaltete sich Heinrichs ein. »Auf alle Fälle ist es kein Fehler, deren Finanzlage unter die Lupe zu nehmen. Könnte doch sein, daß es dem einen oder anderen gar nicht so rosig geht. Und da kommen einem 750.000 Schleifen gerade recht.«
»Mag sein, daß es weit hergeholt ist«, bestätigte Toppe seiner Chefin. »Trotzdem, was bleibt uns? Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
»Übrigens«, sagte van Appeldorn. »Stein hat den Wirtschaftsfuzzi fürs erste zurückgepfiffen. Der muß sich ruhig halten, bis wir unsere Sache unter Dach und Fach haben.«
»Ja«, bestätigte Ackermann. »Un’ der is’ ganz schön gnatzig. Ich hab’ munkeln hören, dat da ’n Klever Anwalt mit drinhängt, un’ den hatten se schon so gut wie am Wickel. Un’ wat von Bestechung in Holland hab’ ich auch reden hören.«
»Also gut«, entschied Toppe. »Ihr beide bleibt da weiter am Ball. Wir brauchten eine Namensliste von allen Schwarzarbeitern.«
»Müßte über Holland zu kriegen sein«, nickte Ackermann.
»Oder über die Schecks bei der Postbank«, schlug van Appeldorn vor.
»Kaum«, meinte Toppe. »Barschecks werden in den seltensten Fällen registriert. Und bei dem Gedränge, das freitags in der Kranenburger Post herrschen muß, schon zweimal nicht. Tut mir einen Gefallen, und laßt euch bitte jeden Schritt von Dr. Stein absegnen. Nicht, daß wir uns in die Nesseln setzen.«
Aber van Appeldorn war überhaupt nicht einverstanden. »Hör mal, Helmut, die Namen kriege ich wohl locker alleine zusammen. Dafür sind doch keine zwei Leute nötig. Ich fahre zur recherche nach Nimwegen. Vielleicht kann sich der liebe Kollege Lowenstijn ja dafür erwärmen. Ich deichsele das schon. Überleg doch mal, wieviele Alibis wir überprüfen müssen! Du weißt, wie gut Ackermann so was macht.«
»Tut mir leid, daß ich mich einschalten muß, Herr Toppe.« Charlotte Meinhard wischte sich unsichtbare Flusen vom schwarzen Tweedrock. »Aber ich würde Herrn van Appeldorn gern an das letzte Referat über effizientes Arbeiten erinnern. Kooperation, nicht wahr? Und zwar äußere wie innere. Ich habe die Worte des Referenten noch gut im Ohr: Kooperation kann in Einzelfällen schwierig, mitunter sogar schmerzlich sein. Dennoch ist sie unabdingbar.«
Van Appeldorns Miene war wie gemeißelt.
»Stellen wir diesen Punkt zurück«, sagte Toppe sanft. »Die einzelnen Aufgaben können wir später verteilen. Walter, du hast doch den letzten Bericht vom ED vorliegen. Bringt der uns was Neues?«
»Nein, der bestätigt nur, daß der gestohlene Escort mit dem Tatfahrzeug identisch ist. Die Erdproben aus den Reifenprofilen decken sich mit den Bodenproben vom Tatort. Ach ja, das mit dem Geld habe ich auch abgeklärt. Es waren alles gebrauchte, nicht registrierte Scheine. Damit kommen wir also auch nicht weiter.«
»Und was ist mit den Kästen, in denen das Geld transportiert worden ist? Haben wir eine vernünftige Beschreibung?«
»Ich habe sogar ein Foto!« Heinrichs griff zielsicher in den unordentlichen Papierstapel auf seinem Schreibtisch und zog ein Bild hervor. »Hier!«
»Danke. Vielleicht tauchen die Kästen ja irgendwo auf.«
»Also wieder Presse einschalten.« Heinrichs notierte es sich auf einem Zettelchen. »Und was ist, wenn die Kerle die Kisten einfach in den Müll geschmissen haben?«
»Ja«, sagte Toppe, »daran habe ich auch gerade gedacht. Wir müssen die Mülldeponien und die Recycling-Unternehmer informieren.«
Die nächsten Tage dehnten sich zäh, und die spärlichen Ergebnisse waren mühevoll erarbeitet.
Dr. Stein lieferte seine Informationen schnell: technobouw b. v. , eine holländische Baufirma, vermittelte die ausländischen Arbeiter an die deutschen Unternehmer. Diese zahlten an technobouw jedoch nicht etwa Arbeitslöhne, sondern beglichen Rechnungen über angeblich geliefertes Baumaterial. Hinzu kam, daß
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