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Eulenspiegel

Eulenspiegel

Titel: Eulenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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ich mußte dann tatsächlich.«
    »Ein Mann hat Sie also angerufen. Die Stimme haben Sie nicht erkannt?«
    »Nein, der sprach komisch, so nuschelig, als ob er das extra macht, oder vielleicht war der Ausländer.«
    »Was sagte er genau? Wissen Sie den Wortlaut noch?«
    »Nein, das ging alles so schnell, war auch nur ganz kurz. Aber er hat mich geduzt.«
    »Haben Sie jemandem von dem Anruf erzählt?«
    »Nein, wo werd’ ich denn! Das hätte doch alles nur ein Scherz sein können. Wie hätte ich denn dagestanden?«
    Toppe ließ sich Zeit. Eine ziemlich abenteuerliche Geschichte. Von einem, dem an seinem guten Ruf sehr viel lag.
    »Haben Sie die rote Schleife noch?«
    Birkenhauer öffnete die Plastiktüte. »Ja, Gott sei Dank habe ich die mitgenommen. Und das Klebeband auch.«
    »Welches Klebeband?«
    »Hier, das hatte mir der Verbrecher um den Hals geklebt. Braunes Isolierband.«

7
    Helmut Toppe widerstand dem Impuls, sofort ins Büro zu laufen und den anderen die verrückte Geschichte zu erzählen. Ein paar Dinge konnte er von hier aus vorab klären, in aller Ruhe. In seinem stillen, schönen, einsamen Büro.
    Es war schon seltsam, daß er das gemeinsame laute Nachdenken und die mehr oder minder witzigen Kommentare der anderen so vermißte. Dabei war er doch immer ein Eigenbrötler gewesen. Schon als Kind hatte er gern alleine gespielt, am liebsten stundenlang gelesen und seine Mutter hatte sich darüber sehr gegrämt. Sie hatte sein Verhalten auf den frühen Tod des Vaters geschoben, darauf, daß es keine Geschwister gab, und schließlich auf ihre eigene Unzulänglichkeit. Auch als Erwachsener hatte er immer wieder seine Auszeiten gebraucht, in denen er niemanden sehen und schon gar nicht reden wollte. In den letzten Jahren hatte sich das geändert, ganz allmählich. Ob es das Alter war? Sicher lag es an Astrid, aber wahrscheinlich auch an Norbert, Walter und den anderen, wie sie miteinander gearbeitet hatten all die Jahre. Aber in den letzten Monaten. Ach was, Schluß! Er verbot sich jeden weiteren krummen Gedanken, griff zum Telefonregister und machte sich an die Arbeit.
    Später, als er gerade aus dem Labor zurückkam, rief Ackermann an. Toppe konnte ihn kaum verstehen.
    »Was ist das denn für ein Lärm bei Ihnen? Wo sind Sie denn?«
    »In Köln auffem Hauptbahnhof. Ich kann echt nix dafür, Chef. Da war auf einma’ ’n Platz frei bei dem Seminar in München.«
    Toppe hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon Ackermann sprach.
    »Ich hab doch den Termin bei Charly gehabt letzte Woche. Und die sacht, also, bei meine Motivation un’ bei meine Noten, da könnt’ locker ’n Hauptkom drin sein. Un’ wo der Bongers doch bald in Rente geht. Aber da wären noch so zwei, drei Seminare, die ich unbedingt machen müßt’. Wat sach ich? Heut’ morgen klingelt bei uns dat Telefon, da war’ ’n Platz frei un’ los, los! Un’ -zack – sitz’ ich schon auffe Bahn. Ach, Chef, Mensch …«
    Ackermann hörte sich an, als wollte er in Tränen ausbrechen.
    »Kacke, ich hab keine Groschen mehr. Wat mach’ ich denn jetz’? Ihr braucht mich doch.«
    »Das kriegen wir schon irgendwie hin, keine Sorge. Wie lange bleiben Sie denn weg?«
    »Zehn volle Tage, dat isset eben. Un’ dabei weiß ich noch nich’ ma’, ob ich dat alles überhaupt will –« Es knackste, und die Leitung war tot.
    »Die Story ist so bekloppt, die muß einfach stimmen«, meinte van Appeldorn, dessen Laune schlagartig um zehn Grad gestiegen war, als er gehört hatte, daß Ackermann für eine Weile ausfiel. »So was kann sich kein Mensch ausdenken. Außerdem ist der Birkenhauer ein echtes Arschloch. Wundert mich nicht, daß dem jemand eins rein würgt.«
    Toppe nickte. »Es war nicht zu übersehen, daß du dem nicht grün bist.«
    »Hör mal«, wurde van Appeldorn laut, »das hättest du mal erleben sollen! Wie der mich kaltlächelnd abserviert hat: Schwarzarbeiter? Ich? Lächerlich! Aber wenn es da Unstimmigkeiten geben sollte, wenden Sie sich an meinen Anwalt. Punkt. Mehr hat der nicht abgesondert.«
    »Ja, ja, ja«, fiel ihm Heinrichs ungeduldig ins Wort. »Darum geht’s doch jetzt gar nicht.« Er nahm seine Finger zu Hilfe: »Erstens, Birkenhauer steht auf unserer Liste. Zweitens, der kriegt einen Anruf von einem Ausländer, vermutlich. Drittens, das braune Isolierband. Es springt einem ja geradezu ins Gesicht, daß es einen Zusammenhang zu unserem Postraub gibt. Aber kann mir einer von euch erklären, wo der liegt?«
    »Nein«, antwortete Toppe.

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