Eulenspiegel
kleinen Handbewegung ab. »Ich habe dir doch schon erzählt, vielleicht mache ich bald meinen eigenen Laden auf. Wenn sie dich chassen, steigst du einfach bei mir als Partner ein.«
Toppe lachte. »Mit einem Startkapital von 50.000 vielleicht.«
»Ach ja, deine russischen Freunde. Wo ist das Geld eigentlich geblieben?«
»Liegt auf einem Notaranderkonto. Kein Mensch weiß im Moment, wem es eigentlich gehört.«
»Na, dir. Schließlich war es ein Geschenk, oder?«
»Aber wenn es unrechtmäßig erworben ist … egal, darüber sollen sich andere den Kopf zerbrechen.«
Wie sich herausstellte, hatte Lowenstijn schon mit Bob Postma gesprochen und sogar einen »guten Bekannten« gefunden, der es »bewerkstelligen« konnte, daß alle Anrufe, die in den nächsten Tagen bei Postma eingingen, auf Lowenstijns Handy umgeleitet wurden.
»Bist du sicher, daß du mich überhaupt brauchst?« grinste Toppe.
»Du wirst jetzt Kontakt zum Heimat- und Verkehrsverein aufnehmen, oder glaubst du, die würden sich von einem Kaaskopp was erzählen lassen? Hand in Hand, mein Freund, Hand in Hand.«
Sie hatten es sich mit einer Kanne Tee an Toppes Schreibtisch bequem gemacht und warteten auf Karin Hetzel. Die stand dann mit einem großen Blumenstrauß vor der Tür: weißer Flieder.
»Für dich!«
Toppe stand sprachlos da und sah ziemlich betreten aus.
Karin lachte. »Der ist nicht von mir. Den hat mir gerade eine Fleuropbotin in die Hand gedrückt. Hier steckt eine Karte. Hm, sehr elegant.«
Toppe nahm ihr endlich die Blumen ab und ließ sie eintreten. »Geh schon mal in mein Zimmer. Du kennst dich ja aus. Ich suche nur schnell eine Vase.«
In der Küche legte er die Blumen ins Spülbecken, nahm ein Messer aus der Bestecklade und schlitzte den edlen, grauen Umschlag auf. Auf einer Doppelkarte mit feinem schwarzen Füller geschrieben: Meine atterherzlichsten Glückwünsche und meine Hochachtung! (Ihr Team hat geplaudert – bitte nicht böse sein – es sind großartige Mitarbeiter. Kein Wunder bei dem Lehrmeister!) Ich möchte gern mit Ihnen über Ihre Gedanken zu »Eulenspiegel« sprechen, und ich denke auch, es ist höchste Zeit, daß wir einige Mißverständnisse aus dem Weg räumen. Haben Sie Lust, morgen mit mir zu Mittag zu essen?
Mit herzlichen Grüßen Charlotte M. Meinhard.
Er setzte sich erst einmal hin. Diese Frau schaffte ihn wirklich. Ohne Frage wollte er mit ihr reden, ohne Frage hatte er eine Menge zu sagen, eine Menge Unangenehmes. Aber doch nicht jetzt! Doch nicht, wenn er gerade dabei war, diese kitzelige, halb legale Sache durchzuziehen. In dieser Situation hatte er nicht die Chuzpe, all das loszuwerden, was ihm auf der Seele brannte.
Kurz entschlossen rief er sie an, bedankte sich galant für die Blumen und entschuldigte sich mit einer »kleinen Unpäßlichkeit«. Gleichzeitig erklärte er ihr, daß er am Montag nicht, wie erwartet, seine Arbeit werde aufnehmen können, da er sich »einem kleinen Eingriff« würde unterziehen müssen. Vermutlich sei er danach für fünf Tage krankgeschrieben.
Er schämte sich ein bißchen, daß er ihre Verwirrung so genoß.
»Oh je, das ist sehr schade, Herr Toppe. Dann müssen wir unser Essen leider eine Weile verschieben, denn ab Montag bin ich für eine Woche in Wiesbaden, zur Evaluation des Modellversuchs.«
Astrid merkte sofort, daß etwas im Busch war, als sie am Abend nach Hause kam.
Der Einkaufszettel, den sie heute morgen beim Frühstück gemeinsam zusammengestellt hatten, lag immer noch auf dem Tischchen in der Halle, in der Küche war es dunkel, und Toppes Erklärung, als er bei ihrem Eintreten geistesabwesend von seinen Papieren aufsah – »es ist mal wieder keiner zu Hause, da dachte ich, ich lade dich schick zum Essen ein« – kaufte sie ihm nicht ab.
»Helmut Toppe, was ist los mit dir?«
»Nichts. Was soll denn los sein?« Aber seine Lippen waren ganz schmal dabei.
Sie kickte sich die Schuhe von den Füßen und zog die Jacke aus. »Puh, es ist richtig warm heute.« Dann zog sie das T-Shirt aus dem Hosenbund und streckte sich. »Also, sag schon, was ist los?«
Er seufzte. »Ich möchte lieber nicht mit dir darüber sprechen. Noch nicht. Es sei denn, du bestehst darauf.«
Sie schüttelte befremdet den Kopf. »Was sind das denn für Töne? Ja, ja, ich bestehe darauf, verdammt. Ich will wissen, was du hast.«
»Dann setz dich.« Er erzählte und versuchte dabei, alles ein bißchen herunterzuspielen. Erfolglos, natürlich.
»Mensch, das ist eine
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