Europa-Handbuch - Europa-Handbuch
stellt. 2002 wurden Güterim Wert von ca. 228 Milliarden Euro exportiert, während für ca. 210 Milliarden Euro Güter importiert wurden. 7 Die wichtigsten Exportgüter sind chemische Produkte, Maschinen und Ausrüstung, Transportmittel sowie Eisen- und Stahlprodukte. Wichtige Exportländer für Belgien sind Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Großbritannien, Italien und die USA. Die für den Import wichtigsten Länder sind Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Großbritannien. Die wichtigsten Importgüter waren Maschinen und Ausrüstung, chemische Produkte, Transportmittel, lebende Tiere, Nahrungs- und Genussmittel, Schmuck, Edelsteine und Metalle sowie Eisen- und Stahlprodukte.
Mit fast 130 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt hatte Belgien eine extrem hohe Staatsverschuldung, jedoch mit rückläufiger Tendenz, sodass das Land zum 1. Januar 1999 Gründungsmitglied der Europäischen Währungsunion wurde. Mittlerweile beträgt die Staatsverschuldung nur noch 105 Prozent (2002).
3. Ausblick
In Belgien setzt sich die Föderalisierung fort, nachdem Anfang 2001 die Brüsseler Bundesregierung und die Regionalregierungen Flanderns, Walloniens und der Hauptstadt Brüssel eine Reihe von Gesetzentwürfen zur Übertragung weiterer Zuständigkeiten an die Regionen gebilligt haben. So sind die Regionalregierungen seit 2002 für die Landwirtschafts- und Verkehrspolitik und seit 2004 auch für die Entwicklungspolitik verantwortlich. Es ist nicht zu übersehen, dass in Belgien die beiden großen Landesteile Flandern und Wallonien weiter auseinander driften, sodass die Wallonie in der Francophonie eine weitere, ihre Identität fördernde Stütze sehen könnte. Diese sich auf Kosten der Zentralregierung des Föderalstaates vollziehende Entwicklung rückt eine weitere Föderalisierung Belgiens in greifbare Nähe. Das Zusammenleben der verschiedenen Gemeinschaften, das in den fünf Staatsreformen sorgsam austariert wurde, könnte dadurch gefährdet werden.
Anmerkungen
1 Vgl. Craeybeckx, Jan/Els Witte: La Belgique politique de 1830 à nos jours, Brüssel 1987, S. 423 ff.
2 Artikel 36 Belgische Verfassung.
3 Vgl. Artikel 30 Belgische Verfassung.
4 Artikel 70 Belgische Verfassung.
5 Vgl. Artikel 32 Belgische Verfassung.
6 Vgl. Artikel 44 Belgische Verfassung.
7 Zahlen gelten für Luxemburg und Belgien, vgl. Baratta, Mario von (Hrsg.): Der Fischer Weltalmanach 2004, Frankfurt/Main 2000, S. 139.
Weiterführende Literatur
CRAEYBECKX, JAN/ELS WITTE: La Belgique politique de 1830 à nos jours, Brüssel 1987. ☐ DELWIT, PASCAL/JAEN-MICHEL DE WAELE/PAUL MAGNET-TE: Gouverner la Belgique. Clivages et compromis dans une societe complexe, Paris 1999. ☐ DELWIT, PASCAL/JAEN-MICHEL DE WAELE: Les partis politiques en Belgique, Brüssel 1997. ☐ DOSSIERS DU CRISP: Les partis politiques en Belgique, Brüssel 1987. ☐ FITZMAURICE, JOHN: The Politics of Belgium. Crisis and Compromise in a Plural Society, London 1983. ☐ HECKING, CLAUS: Das politische System Belgiens, Opladen 2003. ☐ LAGASSE, CHARLES-ETIENNE: Les nouvelles institutions politiques de la Belgique et de l’Europe, Namur 1999. ☐ LEPSZY, NORBERT /WICHARD WOYKE: Belgien, Niederlande, Luxemburg – Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Leverkusen 1985. ☐ WICKMAN, STEPHEN B.: Belgium. A country study, Washington D.C. 1984. ☐ WOYKE, WICHARD: Erfolg durch Integration. Die Europapolitik der Benelux-Staaten von 1947 bis 1969, Bochum 1985.
Martin Brusis
Bosnien-Herzegowina
Erst während des zerstörerischen Bürgerkrieges in Bosnien-Herzegowina entdeckte die europäische Öffentlichkeit, dass das Land in der ethnischen Struktur seiner Bevölkerung – im Jahr 1991 erklärten sich etwa 44 Prozent der Bürger als ethnische Muslime (»Bosniaken«), 31 Prozent als ethnische Serben und 17 Prozent als ethnische Kroaten – ein grundlegendes Wesensmerkmal Europas verkörperte: Keine Nation verfügt über eine Mehrheitsposition. 1 Zwischen dem Scheitern multikulturellen Zusammenlebens in Bosnien-Herzegowina und der multikulturellen Herausforderung in der Integration Europas besteht ein Zusammenhang, der ein wichtiges Hintergrundmotiv für die EU bildete, sich beim zivilen Wiederaufbau des Landes und für die Vision eines multikulturellen Bosnien-Herzegowinas zu engagieren.
1. Der Staat Bosnien-Herzegowina nach dem Dayton-Abkommen
Der von 1992 bis 1995 andauernde Bürgerkrieg zerstörte nicht nur die physische Infrastruktur, sondern vor allem auch die
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