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der KKE zurückblieb. Aus der KKE-Inland ging die Linke Allianz (Synaspismos) hervor, und von der ND spaltete sich 1993 der »Politische Frühling« (POLA) unter Führung des nationalistischen früheren ND-Außenministers Antonis Samaras ab.
Von 1974 bis 1981 kam in Griechenland ein so genanntes verstärktes Verhältniswahlrecht zur Anwendung, das die Parteien mit den größeren Wahlanteilen begünstigte. 7 Das PASOK-Versprechen, die einfache Verhältniswahl einzuführen, wurde nicht gehalten, sodass die immer wieder leicht modifizierten Wahlsysteme bis heute die Starken noch stärker machen. Erst
dieser Umstand erklärt, weshalb Parteien ohne Wahlstimmenmehrheit sehr wohl die Majorität der Parlamentssitze erreichen. Wie Tabelle 1 zu entnehmen ist, hat die PASOK von 1974 bis 1981 einen unvergleichlichen Aufstieg vollzogen, konnte sie doch bei jeder Wahl ihre Stimmen verdoppeln. 1981 übernahm die Partei schließlich die Regierung, um bis 1989 allein zu regieren. Nach einer Allparteienkoalition und einem nachfolgenden Bündnis von Konservativen und Kommunisten trat die ND 1990 die Regierung an. Doch schon 1993 kehrte die PASOK unter Papandreou an die Macht zurück. Nachdem Papandreou abgedankt hatte, konnte Simitis 1996 einen überzeugenden Wahlsieg für sich verbuchen. Im April 2000 behauptete Simitis die absolute Mehrheit erneut. Der Abschied vom Populismus wurde bekräftigt. Bei den Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni 1999 musste die PASOK allerdings Verluste hinnehmen. Hatte sie 1994 noch 37,6 Prozent der Stimmen erreicht, so musste sie sich 1999 mit 32,9 Prozent zufrieden geben. Die ND steigerte sich von 32,7 auf 36 Prozent und die Kommunisten verbesserten sich von 6,3 auf 8,7 Prozent. Aus den Wahlen am 7. März 2005 ging die ND als Sieger hervor.
Tab. 1 : Wahlergebnisse von 1974 bis 1996 für die drei stärksten Partien 1
2.3 Strukturmerkmale der griechischen Volkswirtschaft
Im Vergleich zu den übrigen EU-Staaten ist Griechenland kein fortgeschrittenes Industrieland. 8 Die volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist gering. Das Bruttoinlandsprodukt erreicht pro Kopf der Bevölkerung 67,3 Prozent
(2000) des EU-Durchschnittes. Trotz zunehmender Industrialisierung ist Griechenland noch ein weitgehend agrarwirtschaftlich geprägtes Land: 17,8 Prozent der Erwerbstätigen waren 1997 in der Landwirtschaft beschäftigt, im EU-Durchschnitt waren es nur 4,5 Prozent. Zum BIP trug die Landwirtschaft in Griechenland 8,1 Prozent bei, während es im Durchschnitt der EU 2,4 Prozent waren. Die Bedeutung der Landwirtschaft geht allerdings zurück: 1980 waren dort noch 30 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. 9 Dabei sind die landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen unzulänglich. Die Durchschnittsgröße eines griechischen Betriebes lag 1989/1990 bei vier Hektar, im EG-Durchschnitt wurde fast der vierfache Wert erreicht. Griechenland weist in der EU die kleinsten Betriebsgrößen auf. Die ackerbauliche Nutzfläche nimmt lediglich ein Drittel der Gesamtfläche ein, denn das Gebirgsland bietet wenig vorteilhafte Standortbedingungen für die Agrarwirtschaft. Die Viehwirtschaft ist wenig entwickelt, sie wird vornehmlich als extensive Weidewirtschaft betrieben. Oft ist wegen des mageren Bewuchses nur Ziegen- und Schafhaltung möglich. Für die Kleinbauern spielt die Selbstversorgung noch eine bedeutende Rolle. Die Fischerei hat in Griechenland an Bedeutung verloren.
Die industrielle Entwicklung krankt an mangelnden Rohstoffen. Die Bodenschätze sind zwar vielfältig, aber wenig ergiebig. Gefördert werden vor allem Braunkohle, Bauxit zur Aluminiumherstellung, Eisenerze, Mangan, Magnesit und Marmor. Dabei stellt das Fehlen der Hauptenergieträger Erdöl, Erdgas und Steinkohle eines der größten Probleme dar. In der nördlichen Ägäis wurden zwar Erdöl- und Erdgasvorkommen entdeckt, ihre Ausbeutung stößt jedoch neben technischen und finanziellen auch auf politische Probleme, da die Türkei aufgrund der aus ihrer Sicht ungeklärten Hoheitsrechte ebenfalls Anspruch auf die Vorkommen erhebt. Zur Deckung des ständig steigenden Energiebedarfes muss Erdöl in großen Mengen importiert werden.
24,5 Prozent aller Erwerbstätigen waren 1992 in der Industrie beschäftigt, in der EU waren es 32,6 Prozent. Die Industrie konzentriert sich auf das verarbeitende Gewerbe. Nahrungs- und Genussmittel, Textilien, Metallverarbeitung und Schiffsbau bestimmen die Produktpalette. Wie in der Landwirtschaft prägen auch in der
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