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Europe Central

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Titel: Europe Central Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William T. Vollmann
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haben?
    Wenn die Luftwaffe nur …
    Mein lieber Paulus, da sind wir uns völlig einig. Keiner von uns ist hart genug gewesen. Die Feiglinge und die Gefühlsduseligen werden uns nie verstehen …
    Mit einem liebevollen Lächeln klopfte er Paulus auf die Schulter; und Paulus erlebte, was Generalmajor Schmidt gern das größte Glück, das einem Zeitgenossen vergönnt ist, nannte – das, einem Genie zu dienen.
    8
    Er stand auf einer Ebene aus Schutt und besprach mit Generalleutnant Pfeiffer die Lage. Schmidt stand an seiner Seite und hörte zu. Sein Angriff vom dreizehnten hatte ihnen die Bahnstation Sadowaja und den Stadtrand von Minina eingebracht. Es war wirklich ein perfekter Angriff gewesen, und wenn Coca hier wäre, hätte er ihr genau erklärt, wie er seine Divisionen aufgestellt und warum er seine Zangen gerade dort geschlossen hatte; nach dem Krieg würde man Offiziersanwärtern schöne Vorträge darüber halten können. Im nächsten Schritt würde man die Mamajew-Höhe einnehmen müssen. Er hatte an der gesamten roten Front zahlreiche Durchbrüche erzielt, seine Speerspitzen
schwollen auswärts an wie die Balken eines Eisernen Kreuzes und verbanden sich dann miteinander, um den Feind in Schwitzkästen von angenehmer Größe zu nehmen. Der Feind war jetzt die 13. Sowjetische Gardeschützendivision; sie schikanierte ihn vom Ostufer aus. Nun gut; er würde Stalingrad Zentimeter für Zentimeter einnehmen und nicht wieder loslassen.
    Mit offenen Luken fuhren seine Panzer stolz durch die zerstörten Straßen und zermalmten die Trümmer, die blendend hell unter dem staubigen weißen Himmel glitzerten. Grell schien das Weiß durch das Gerippe verkohlter Häuser. Der weiße Staub zeichnete ihre Fußtritte auf.
    Nicht viel zu berichten, Herr Generalleutnant. Wir haben das Kaufhaus Uniwermag eingenommen. Und wir haben Fedossejew und seinen Stab liquidiert …
    Gut. Sind Karten erbeutet worden?
    Ich frage bei der Abschnittsaufklärung nach, Herr Generalleutnant.
    Erstatten Sie mir danach bitte Bericht.
    Herr Generalleutnant …
    Was gibt's?
    Sie graben immer noch ihre Panzer ein, so dass wir sie nicht ausmachen können, und dann …
    Das ist mir bewusst. Würde mehr Munition helfen?
    Ja, Herr Generalleutnant.
    Ich werde tun, was ich kann. Und welche Gruppe hat Fedossejew liquidiert?
    Hier sind die Namen, Herr Generalleutnant.
    Ich werde sie alle zur Auszeichnung vorschlagen.
    Zu Befehl, Herr Generalleutnant!
    Ein Soldat schrie auf, und das Blut spritzte ihm wunderschön aus dem Herzen. Der Schutt klimperte leise. Es war sinnlos, zu versuchen, den Scharfschützen auszumachen.
    Am gleichen Tag, dem 21.9.42, rieb er zwei feindliche Brigaden und ein Regiment auf, radierte mit seinen Panzern die befestigten Stellungen des Feindes aus und zermalmte die schreienden Russen unter seinen Panzerketten. Er instruierte Generalmajor Schmidt, das Hauptquartier wegen unserer Munitionsversorgung stärker unter Druck zu setzen. Er schickte der Witwe von Feldmarschall von Reichenau, der
Gräfin von Maltzan, eine Postkarte und versicherte ihr, dass die 6. Armee ihren Gatten nicht vergessen habe. Und nun musste er seinen Angriff auf das Traktorenwerk »Roter Oktober« vorbereiten.
    Zwei Nächte darauf feierte er mit ein paar seiner Stabsoffiziere seinen Geburtstag, während ihm ein Gegenangriff sibirischer Truppen ein paar Meter der Front an der Wolga entriss. Natürlich ließ er diese sibirischen Truppen ausradieren. Bevor er nicht die Wolga hatte, konnte er die Verteidigung der Roten nicht spalten. Darauf hatte er alle immer wieder aufmerksam gemacht. Aber seine erschöpften Männer konnten den verlorenen Boden nicht wieder gutmachen. (Wir schaffen es schon irgendwie, tröstete ihn Generalmajor Schmidt.) Er verstand und vergab; er gestattete ihnen, in ihren Stellungen zu bleiben, die Waffen im Anschlag. Hätte er sich anders verhalten, wie Feldmarschall von Reichenau zum Beispiel, ganz zu schweigen von Schörner oder einem dieser anderen brutalen Typen, wären sie schockiert gewesen. Aber sie dankten es ihm nicht einmal; an alles, was das Schicksal uns an Gutem bringt, gewöhnen wir uns rasch und werden blind für das, was sonst hätte kommen können. Und wie sollte es auch anders sein? Wenn wir uns selbst als zu anderem Handeln fähig begriffen, wie gekränkt oder, im umgekehrten Fall, wie verängstigt wären wir dann!
    Er war vorausschauend. Er war äußerst besorgt um die Sicherheit seiner nördlichen tiefen Flanke. Es war unklug,

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