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Europe Central

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Titel: Europe Central Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William T. Vollmann
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furchtbares Material.
28 Die Juden: Man kann es sich nicht schlimmer vorstellen. Die Städte ersticken im Unrat – oh, ich habe in diesen paar Wochen wirklich viel gelernt! Wenn die Slawen ein, zwei Jahrzehnte über das Altreich geherrscht hätten, wäre alles verlaust und verfallen …
    Zweifellos, sagte Paulus, der seine weißen Handschuhe trug.
    Da drüben halten sie Wlassow gefangen, fuhr der Führer fort. Sie wissen, wer Wlassow ist, oder?
    Jawohl, ich habe sogar gegen ihn gekämpft, in …
    Gleich hier, am anderen Ende der Stadt! Und dann sagen Sie mir, ich solle ihn einsetzen. Können Sie sich das vorstellen?
    Nein, mein Führer, das wusste ich nicht.
    Zum Glück sind Sie nicht einer von diesen politischen Generälen ! Nun gut, Paulus, da ist die Karte. Sind Ihre Stellungen akkurat dargestellt?
    Einen Augenblick bitte … Jawohl, mein Führer, das ist völlig korrekt.
    Sehr gut. Ich muss das fragen, heutzutage kann man niemandem mehr trauen. Sie glauben ja gar nicht, wie falsch meine Befehle ausgelegt werden! Und dann versuchen sie, mich zu hintergehen. Sie versuchen, mir falsche Informationen reinzuwürgen. Aber wissen Sie was, Paulus? Ich werde denen richtig etwas zu beißen geben!
    Zu Befehl, mein Führer.
    Also. Hoffen wir, dass Stalin seinen Gegenangriff von 1920 nicht wiederholen kann, merkte unser Führer an, der ein militärisches Genie war. Sie haben nämlich völlig recht. Keitel! Wo zum Teufel ist Keitel?
    Hier bin ich, mein Führer …
    Und nun merkte er, dass General Weichs der Zutritt verweigert worden war. Dem nickenden Arsch war vermutlich nicht einmal klar, warum er Weichs hatte hierhin rufen und dorthin schicken sollen. Nun, natürlich war Weichs nicht wirklich unverzichtbar; es war einfach schwieriger, Rückgrat zu zeigen, wenn man mit dem Führer allein war …
    Generalleutnant Paulus macht sich Sorgen um seine Front, Keitel. Sehen Sie auf dieser Karte, wie flach er aufgestellt ist?
    Ja, mein Führer …
    Mein lieber Paulus, wenn selbst Keitel die Gefahr erkennt, ist alles gesagt. Holen Sie mir mal meine Brille, Keitel.
    Errötend verbeugte Paulus sich und schlug die Hacken zusammen.
    Nun, das ist alles sehr schön, und ich werde Ihnen beizeiten Unterstützung schicken, aber für den Augenblick werden Sie sich allein behelfen müssen. Wie geht es übrigens Ihren Söhnen?
    Soweit ich weiß, dienen sie beide weiter ihrem Land und Ihnen, mein Führer.
    Ich habe Großes über Friedrich gehört. Wenn es so weit ist, wird er vielleicht an der Eroberung Englands teilnehmen. Ich spreche da ganz offen zu Ihnen. Und Ernst steht unter Ihrem Befehl?
    Ja, das tut er, mein Führer.
    Als Offizier?
    Jawohl, mein Führer, er führt ein Panzerregiment …
    Da kann er froh sein. Hoffentlich steigt ihm das nicht zu Kopfe!
    Mein Führer, ich versichere Ihnen, er wird genauso behandelt wie jeder andere Soldat, und um ihm Schwierigkeiten mit seinen Kameraden zu ersparen, achte ich besonders darauf, dass ich nie …
    Das ist sehr klug und umsichtig von Ihnen, mein lieber Paulus. Ja ja, man soll immer lieber Distanz halten. Wo steht er jetzt?
    Genau hier auf der Karte, mein Führer, ungefähr vier Kilometer vor der Mamajew-Höhe. Zugeteilt ist er der …
    Ich beneide Sie, Paulus, Sie haben zwei prima Jungs, die bereit sind, für Deutschland ihr Leben zu geben. Es sind Zwillinge, nicht wahr?
    Jawohl, mein Führer.
    Wenn eine Frau Zwillinge zur Welt bringt, das ist wahrer Heldenmut! Ihre Coca ist hervorragendes Zuchtmaterial!
    Danke, mein Führer.
    Und dabei recht elegant. Eine gute Wahl. Um Ihre beiden Söhne machen sie sich keine Sorgen. Warlimont hat sich bei Ihnen beklagt, unsere Truppenstärke sei achtzehn Prozent unter Soll? Sehen Sie, ich höre alles; ich habe meine Ohren überall! Nun, die Truppen werden sich finden, wenn wir sie brauchen. Im Augenblick brauchen wir sie nicht. Aber sobald wir Leningrad erledigt haben …
    Jawohl, mein Führer. Er hätte ihm gerne noch die feindlichen Panzerabwehrstellungen an der Achse Metschetka-Wolga gezeigt; wo sie sich befanden, war auf der Karte des Führers nur Weiß zu sehen. Außerdem wurden die Flanken der 6. Armee von minderwertigen Truppen aus den Satellitenstaaten gedeckt.
    Ganz ehrlich, sagte der Führer und wechselte abrupt den Ton, ich bin enttäuscht, dass Stalingrad sich noch auf der Karte findet. In ein paar Wochen werde ich im Sportpalast eine Rede halten. Was soll ich den Menschen sagen? Werden Sie bis dahin mit Stalingrad aufgeräumt

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