Eva Indra
gleichzeitig an und steckte ihr eine davon zwischen ihre wohlgeformten Lippen. Sie
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Eva Indra Bis aufs Blut
hatte den Mund leicht geöffnet und ihre weißen, großen Zähne kamen zum Vorschein. Er ließ seinen Blick über ihren Körper wandern, über ihre weibliche Hüfte hin zu ihrem Hügel und darüber hinweg zu den wohl gestutzten Schamhaaren. Wusste sie denn überhaupt nicht, was ihr Anblick in ihm auslöste? War sie so naiv oder war es Methode? Sie schnippte nach ihm und deutete auf das Handtuch. Ihre Hände waren nass und sie konnte die Zigarette nicht aus dem Mund nehmen. Alex reichte ihr das Handtuch und sie trocknete sich flink ihre Hände darin. Ihre Lippen waren auf dem Filter der Zigarette kleben geblieben und ihre Lippe blutete leicht, als sie die Zigarette letztendlich aus dem Mund nahm.
„Danke für das Ticket“, sagte sie und senkte ihren Blick.
„Ist schon okay!“, entgegnete Alex und sah zu, dass er aus dem Badezimmer verschwand. Er war in einem Dilemma, denn nur zu gerne hätte er den Anblick ihres nackten Körpers noch länger genossen, hätte seine Zigarette an dem Rand der Wanne zu Ende geraucht und in das Wasser gegriffen, um nach ihren nassen, prallen Brüsten zu langen - aber nein - diesmal konnte er nicht dem Gefühl zwischen seinen Beinen nachgeben. Diesmal gab es Wichtigeres zu tun. Kaum im Zimmer, nahm er ihre Tasche wieder auf, ging zum Bett und schüttete den Inhalt auf die Bettlaken aus. Mit einem Blick sah er, dass das Buch nicht in ihrer Tasche war. Das kann nicht wahr sein!, stieß Alex aus und setzte sich wie erschlagen auf den Rand des Bettes. Wie konnte er sich nur so irren? War er gar der falschen Frau gefolgt? Nein, nein, das konnte nicht sein - es musste eine andere Erklärung dafür geben, warum er das Buch bei ihr nicht finden konnte. Welche Erklärung das sein sollte war Alex jedoch schleierhaft. Seine Gedanken wurden von dem Badewasser unterbrochen, das geräuschvoll in den Abfluss gurgelte. Gleich würde sie aus dem Bad kommen. Er konnte sie unmöglich nach diesem Buch fragen, ohne seine Identität preiszugeben. Erpressen, vielleicht sollte er sie erpressen. Schließlich wusste nur er, dass sie Leonard erschlagen hatte. Mit der Polizei könnte er ihr drohen. Doch einen Mörder herauszufordern war riskant- auch wenn es nur eine Frau war. Vielleicht hatte sie eine Pistole bei sich. Nein, Schwachsinn - er hatte ihre Taschen untersucht. Da war keine Pistole und auch kein Buch. Dennoch war Vorsicht geboten, denn man sollte Wahnsinnige nie unterschätzen. Er musste es irgendwie anders aus ihr rausbringen! Doch dann stand sie mit einem Mal mit einem Lächeln vor ihm, ihren Körper hatte sie in das winzige Handtuch gewickelt. Alex wusste nun wie er es anstellen würde, dass sie ihm den Aufenthalt des Buches mitteilen würde.
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Eva Indra Bis aufs Blut
Kapitel 6
Als Anna aus dem Bad kam, saß Alex mit eingesunkenen Schultern gedankenverloren auf dem Bett. Eine berührende Melancholie umgab ihn, die durch seinen gesenkten Blick auf den Boden nur noch mehr betont wurde. Was war nur los mit ihm?, dachte sich Anna und trat etwas näher an ihn heran. Doch schon hatte er, wenn auch schwerfällig, seinen Kopf leicht angehoben und sie eindringlich angeblickt. Es war ein leerer Blick, der alles hätte bedeuten können. Aber Anna kannte ihn zu wenig, um daraus umgehend Schlüsse ziehen zu können. Fragen, ja fragen hätte sie ihn können, aber weshalb sollte sie sich um die Gemütsverfassung dieses Fremden kümmern, wenn sich ihre Wege ohnehin gleich trennen würden? So war es abgemacht gewesen, nicht wahr? Warum zögerte sie dann also? Warum zog sie sich nicht an und verschwand? Na ja, da war diese Begegnung in dem Bad gewesen, die Anna nicht mehr aus dem Kopf ging. Freiwillig hatte sie ihm ihren nackten, nassen Körper in der Wanne offenbart, um sogleich seinen gierigen Blick zu genießen, der viel zu kurz gewesen war. Umgehend hatte er, nachdem er ihr die Zigarette zwischen die Lippen gesteckt hatte, das Bad wieder verlassen. Warum? Gefiel sie ihm nicht? Sein abrupter Rückzug aus dem Bad hatte in Anna eine Lust ausgelöst, die keiner Erklärung bedurfte. Er hingegen würde jeden Moment etwas zu ihr sagen, das sah sie ihm an, denn etwas schien ihn zu beschäftigen. Doch Anna hatte ihm eigentlich nicht viel zu sagen. Ganz im Gegenteil. Jegliche geistreiche Konversation würde dieses Gefühl nur ersticken, das sich in ihrem Körper zusammenbrodelte und das wollte sie nicht.
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