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Eva Indra

Eva Indra

Titel: Eva Indra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bis aufs Blut
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zu haben, so dass Alex nach einer kleinen Weile auf die einladende Messingklingel drückte und ein kleiner Rezepzionist wie aus dem Nichts herbeieilte.
    „Good morning!“, sagte Alex so laut, dass seine Worte durch die ganze Halle dröhnten.
    „Buon giorno“, antwortete der Rezeptionist.
    Alex nickte ungeduldig. Er wollte diese lästigen Höflichkeitsformalitäten so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    „Do you have a double room available?“, fragte er, ohne dass er sich sicher sein konnte, ob Anna wirklich mit ihm ins Zimmer kommen würde.
    Der Hotelangestellte blickte nachdenklich in das große Reservierungsbuch vor ihm, als könnte er sich nicht an die drei anderen Eintragungen darin erinnern.
    „Ja! An wie viele Nächte haben Sie denn gedacht?“.
    „Eine Nacht! Das heißt…“, sagte Alex und zögerte. „Vermieten Sie auch stundenweise?“, setzte er fort, ohne auch nur von dem Registrierungsformular aufzublicken, das man ihm bereits vorgelegt hatte.
    Der Rezeptionist hatte Alex auf seine Frage keine Antwort gegeben, so dass Alex schließlich von dem Formular aufblickte und den Mann abwartend ansah.
    „Nein, bedaure, Sir“, antwortete er mit einem verhaltenen Grinsen auf seinem Gesicht, denn Alex Frage hatte sein Augenmerk ganz und gar auf Anna gelenkt, die lasziv in dem Sofa lungerte und in einer Illustrierten blätterte. Schamlos zog der Rezeptionist seinen neidischen Blick entlang ihres Körpers und reichte Alex mit einem Augenzwinkern den Zimmerschlüssel. Entnervt nahm Alex den Schlüssel entgegen, schritt mit den drei Taschen zum Lift und drückte den Knopf. Zu seiner Verwunderung öffnete sich die Lifttüre auf Anhieb.
    „Anna, der Lift ist da!“, rief Alex in ihre Richtung und stellte den Fuß zwischen die Lifttüre. Er hatte Anna bisher nicht gefragt, ob sie mit ihm ein Zimmer teilen würde, weil er annahm, dass sie es ablehnen würde. Deshalb war er einfach davon ausgegangen, dass er wieder mal den ersten Schritt machen müsse und zwar so souverän wie nur möglich, doch schon wurde ihm Einhalt geboten...
    „Ich... ich muß jetzt... gehen.“, sagte sie, als sie vor ihm stand.
    „Ja, ich weiß, aber komm' doch noch einen Sprung mit hinauf.“
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Eva Indra Bis aufs Blut
    „Nein! Ich muss wirklich...“, hatte sie geantwortet und war in den Lift getreten, um ihre Taschen zu nehmen, die Alex schon hineingestellt hatte. Es funktionierte, denn kaum war Anna in den Lift getreten, um ihre Taschen herauszuholen, zog Alex seinen Fuß flink aus der Türe und presste eilends den Knopf für den dritten Stock. Da waren sie wieder, ihre funkelnden Augen – dunkle, mandelförmige Augen, umgeben von nie enden wollenden schwarzen Wimpern .Augen, obwohl sie eben noch müde wirkten, eine derartige leidenschaftliche Wut ausdrückten, wie Alex es noch nie gesehen hatte. Die aufreibende wortlose Spannung zwischen ihnen im Lift kam zu einem jähen plumpen Ende, als sie das Zimmer betraten, denn hier roch es nach beißendem, kalten Rauch. Eilends durchschritt Alex das Zimmer und stieß die moosgrünen Fensterläden auf. Doch das einfallende Sonnenlicht machte die Dinge nur noch schlimmer: Hellrosa Wände und ein abgegriffener burgunderfarbiger Teppichboden mit weißbraunen Verzierungen kamen erbarmungslos zum Vorschein. Fassungslos stand Alex inmitten des Zimmers, während Anna auf den kleinen Balkon hinausgetreten war, nachdem sie ihre Handtasche sorglos auf das Bett geworfen hatte. Alex zögerte. Nur zu gerne hätte er gleich in ihre Handtasche gesehen. Warte noch!, befahl er sich selbst und folgte ihr auf den Balkon.
    „Schöne Aussicht, findest du nicht?“, sagte er, weil ihm wieder einmal nichts Besseres einfiel.
    „Ja!“, antwortete sie zustimmend.
    Alex blickte wehmütig in den Park und ein insgeheimer Wunsch stellte sich bei ihm ein. Der Wunsch, dieses Buch in seinen Händen zu halten, um endlich mit seinem Leben fortfahren zu können. Warte noch!, wiederholte er gedanklich und wandte sich ihr zu.
    „Bist du Italienerin?“
    „Nein! Oh nein!“, antwortete sie und lachte dabei lauthals auf. „Ich bin Österreicherin! Aus Wien.“
    „Wien! Wow!“, stieß Alex aus.
    „Danke! Warst du denn schon mal in Wien?“
    „Nein, leider nicht, aber ich habe gehört, dass es sehr schön sein soll“, entgegnete Alex und war zufrieden, dass er das Gespräch nun endlich in Gang gebracht hatte. Grundsätzlich war er nämlich kein Mann von vielen Worten und seichte Konversationen waren mit

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