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Eva Indra

Eva Indra

Titel: Eva Indra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bis aufs Blut
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fand.
    Splitternackt war sie auf den Balkon hinausgetreten und hatte geistesabwesend in die Tiefe geblickt. In Windeseile ergriff Alex ihren Oberarm und zerrte sie, obwohl sie sich dagegen sträubte, wieder ins Zimmer zurück, wo sie sich mit gesenktem Kopf auf dem Rand des Bettes niederließ.
    „Was willst du von mir?“, fragte sie ihn ganz leise, ohne ihn dabei anzusehen. „Nichts! Ich will nichts von dir. Ich will nur das Buch! Was hast du damit gemacht?“ „Ich habe es weggeschickt!“
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    „Weggeschickt? Wohin?“
    „Nach Wien. Ich hab‘s nach Wien geschickt.“
    „Nach Wien?! Warum hast du es nach Wien geschickt, verdammt noch mal“, schrie Alex sie an.
    Anna brach erneut in Tränen aus.
    „Anna!“, sagte er in einem sanfteren Tonfall. „Dieses Buch ist wichtig für mich. Sehr wichtig sogar. Ich muss es wiederhaben. An wen hast du es geschickt?“
    Anna schüttelte heftig verneinend ihren Kopf.
    „Anna, bitte sag’ mir, an wen du das Buch geschickt hast.“
    Wortlos betrachtete Anna ihre zerschnittenen Handgelenke.
    „Anna, bitte sag’ es mir!“
    Schweigsam rieb Anna mit ihren Handballen ihre Augenlider.
    „Okay, dann...“, sagte Alex und stand vom Bett auf.
    „An meine beste Freundin“, sagte sie mit einem Mal, ohne dass er seine Drohung auch nur ausgesprochen hatte.
    „...und warum, wenn ich fragen darf?“
    „Ich weiß auch nicht. Ich wollte es nicht bei mir haben. Es ist wertvoll hat Leonard immer gesagt!“
    „Wertvoll? Es ist das einzige Exemplar auf der Welt und du schickst es einfach nach Wien.“, antwortete er gereizt und versuchte doch, sich gleich wieder etwas zu beruhigen. Anna war hochsensibel, soviel hatte er schon festgestellt und von seiner bisher aggressiven Vorgangsweise musste er so schnell wie möglich wieder abkommen, wenn er wollte, dass sie ihm helfen sollte, den Aufenthalt des Buches zu klären. Themenwechsel dachte sich Alex. Immer gut, wenn’s brenzlig wird.
    „Anna, du musst zu einem Arzt. Ich habe den Rezeptionisten gebeten ein Taxi zu bestellen. Es ist sicher schon vor dem Hotel...“ Alex ging auf den Balkon hinaus und sah ein Taxi mit Warnblinkanlage vor dem Hotel stehen.
    „Ja, es ist schon vorgefahren. Nicht weinen Anna!“
    Doch Anna konnte sich kaum noch fassen. Wie ein Häufchen Elend saß sie auf dem Bett und strich sich ihre Tränen von der Wange, die dennoch unaufhaltsam aus ihren Augen quollen. Ihre Wimperntusche hatte sich dabei so stark verschmiert, dass sie tiefe Trauerringe um ihre Augen zog.
    „Wart‘ mal!“, sagte Alex und ging zu einer ihrer Taschen.
    „Mach‘ deine Augen zu“, bat er sie, nachdem er mit Watte und Make-up- Entferner vor ihr kniete und ihr damit ungewollt grob über die Augenlider fuhr. Welcher Mann hat schon Übung darin, eine Frau abzuschminken?
    „Autsch, spinnst du? Das tut weh!“, fauchte sie ihn an.
    „Na komm schon, für jemanden, der sich gerade die Pulsadern aufgeschnitten hat, bist du aber sehr schmerzempfindlich.“
    Einer Frau beim Anziehen zu helfen, vor allem ihre langen Beine in enge Jeanshosen zu stecken, war deutlich schwieriger, als sie auszuziehen. Aber vielleicht fehlte ihm auch darin einfach die Übung. Zudem hatte er es versäumt, ihr einen frischen Slip anzuziehen. Unter anderen Umständen hätte ihn der Gedanke, zu wissen, dass eine Frau keinen Slip unter ihren Jeans anhatte, mehr als gereizt, doch in diesem Augenblick stand ihm nicht der Sinn danach. Ganz im Gegenteil. Diese Frau, über die
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    er noch vor ein paar Stunden wie ein Besessener hergefallen war, hatte ihren Sexappeal verloren. Besorgt war er um sie! Und nicht zu vergessen, auch um sich selbst!
    „Glaubst du, du schaffst es bis hinunter?“, fragte er, weil er große Bedenken hatte. „Hmmmh...“, hatte sie leise gemurmelt. Es war fast unfassbar, aber selbst in einer Situation wie dieser hatte sie ihm weiblich zweideutig geantwortet. Also tat er, was alle Männer tun und deutete die Antwort so, wie sie in seine Vorstellung passte. Er nahm an, dass dies ja hieß, klaubte die Kleidungsstücke vom Boden auf und warf sie in die Taschen. Das Bad! Er musste das Bad sauber machen! Mit dem nassen Handtuch, mit dem er Anna die Stirn abgewischt hatte, versuchte er fieberhaft den Boden aufzuwischen. Es ekelte ihn, als sich bei diesem Versuch die Blutspuren zäh über den weißen Kachelboden zogen. Er war einfach kein Held! Völlig außer Atem kam er wieder ins Zimmer gestürzt, um

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