Eva Indra
Wortlosigkeit stachelte ihn nur noch mehr an. Sein Glied presste gegen die Hose, er spürte den Stoff an seiner Eichel und ging langsam auf seine beiden Lustobjekte zu, während seine Augen von einer zur anderen hin und her sprangen. Seinen Phantasien schienen keine Grenzen mehr gesetzt und er wollte sie umgehend ausleben, jetzt und hier. Je näher er kam, desto mehr weiteten sich ihre Augen, vor allem Lisas Augen. Vielleicht fiel ihm das auch nur deshalb auf, weil er mehr auf Lisa achtete, als auf Anna. Denn Lisa konnte er nicht einschätzen, mit ihr hatte er noch keinen Sex gehabt, er kannte diese Seite an ihr noch nicht.
Und plötzlich war es auch Lisa, die mit aufgebrachter Stimme das Schweigen brach: „Du bist ein Hurensohn!“, stieß sie überzeugt aus.
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Eva Indra Bis aufs Blut
Diese Aussage war wie ein Schlag ins Gesicht, schlimmer noch, viel schlimmer. Hätte sie über das Wetter gesprochen oder hätte sie ihn tatsächlich geschlagen, beides hätte ihn noch mehr angestachelt, wäre ein aufregender Teil dieser widerspenstigen Zähmung geworden, aber seine Mutter ins Spiel zu bringen... mit einer solchen Aussage konnte man wohl jeden Mann in null Komma nichts wieder auf den Teppich holen. Wahrscheinlich wusste Lisa das, dieses Luder mit ihrer Erfahrung...
Seine Mutter, Hazel Floyd – wie aus dem Nichts war plötzlich nur noch sie in seinen Gedanken. Hatte man sie schon über den Tod ihres Mannes informiert? Und wenn dem so war: Wie hatte sie darauf reagiert? Sie würde versuchen, ihn zu erreichen, kam es Alex unvermittelt in den Sinn. Aber Alex wusste nur zu gut, dass sie ihn nicht finden würde. Wie sollte sie auch? Er hatte niemandem außer Pete von seiner Mission erzählt und dieser würde sich hüten, seinen Aufenthaltsort preiszugeben. Dennoch tat ihm seine Mutter leid. Wieder und wieder würde sie versuchen ihn anzurufen. Würde nicht zur Ruhe kommen, bevor sie mit ihm gesprochen hätte. Sie brauchte ihn jetzt! Sie hatte niemanden, außer ihm!
Alex versetzte es einen gewaltigen Stich in seinem Herzen, denn es wurde ihm mit einem Male bewusst, wie sehr er eigentlich seine Mutter liebte. Zwei Flugstunden wären es von Wien nach London und er hätte sich unter anderen Umständen sofort auf den Weg gemacht. Er war wütend! Stellte sich selbst auf die Anklagebank und litt. Wenigstens anrufen könnte er sie. Aber wenn er dies tat, würde sie ihn überhäufen mit Fragen, würde wissen wollen wo er gerade ist und das wollte er ihr ganz bestimmt nicht sagen. Aber anlügen konnte er sie auch nicht. Er wusste genau, wie dieses Telefonat dann ablaufen würde. Zum einen würde es mindestens so lange dauern, wie ein Flug nach London und soviel Zeit hatte er im Moment einfach nicht. Zum anderen hatte er schon genug Probleme: Da waren diese beiden Frauen, mit denen er gerne geschlafen hätte, vor der Tür stand ein gestohlenes Auto, in einem Postamt lag - hoffentlich - dieses Buch und irgendwie sollte er nach Prag kommen. All das reichte ihm eigentlich, was die Anzahl der ungelösten Probleme anging.
Sollte er sie etwa anrufen und sagen: „Hi Mom, nur ganz kurz: Bin mit einem falschen Pass und einem gestohlenen italienischen Auto in Wien, werde hier noch schnell zwei junge Frauen vögeln und dann bringe ich ein geklautes Buch nach Prag. Wie du siehst geht's mir gut, ich melde mich später." Unmöglich. Sie würde sich noch viel mehr Sorgen machen - der arme Bub - sie würde Lösungen vorschlagen für Probleme, die sie überhaupt nicht verstand, würde wohlmöglich selbst an den Flughafen rennen, um ihm zu Hilfe zu eilen. Davon würde er sie dann auch noch abbringen müssen, nein, er konnte sie einfach nicht anrufen. Da war es besser, sie in Unkenntnis zu lassen. So hatte sie wenigstens die Chance, zwischen ihren Sorgen das Beste zu hoffen. Er würde es machen wie immer, wenn er in Situationen war, in denen sie ihm sowieso nicht helfen konnte: Er würde ihr seine Probleme dann erzählen, wenn sie gelöst waren. So sehr er sie liebte und so sehr sie ihn liebte, Mitleid war alles, was sie ihm im Moment geben konnte. Vielleicht würde er von Prag aus über London nach L.A. fliegen, ja, das war eine gute Idee.
Prag ... Warum hatte er sich überhaupt zu diesem Botendienst kleinschlagen lassen? Was hatte er damit zu tun? Und wie sollte er verdammt noch mal nach Prag kommen? Stumm und mit einem erschlafften, nässenden Schwanz stand er immer noch unschlüssig vor den beiden Frauen. Als sein Blut wieder freie Bahn
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