… Du kannst dir gar nich’ vorstellen, wie anstrengend das manchmal ist mit ihr. Ständig rennt sie rum wie so ’ne aufgezogene Plüschmaus, immer in Aktion. Aber du bis’ anders. Du bis’ eine sexy Frau, die dazu auch noch kochen kann …«
Eva rutschte unruhig herum. Musste sie ihn tatsächlich am Schlafittchen packen und aus dem Zimmer zerren? Wenn sie zu viel Spektakel machte, würde Silke aufwachen, und das war nun ganz und gar unnötig.
»Man braucht doch auch manchmal ’ne Frau ohne so harte Kanten, verstehste?« Uli rückte wieder ein bisschen näher. Sein alkoholseliger Atem streifte ihre Schultern. »Und du has’ so was Verlockendes …«
»Also Uli, jetzt reicht’s.« Entschlossen schwang Eva ihre Füße auf den Boden. Dann musste sie ihm ihre harten Kanten doch wohl mal zeigen. »Komm hoch, ja? Ich bin müde und …« Sie griff umstandslos nach seiner Hand und zog daran. Er wehrte sich nicht ernsthaft. Sein blasses Gesichtüberzog sich mit fleckiger Röte, während er ächzend vom Sofa kletterte. Anscheinend wurde er langsam wieder nüchtern.
»Oh oh«, murmelte Uli, während er zur Tür schlich. Dort drehte er sich noch einmal um. Sein schon spärlich werdendes blondes Haar leuchtete im Halbdunkel.
»Aber … Eva, das bleibt unner uns, ja?« Für einen Moment sah er ganz erschrocken aus. »Ich weiß gar nich’… Das passiert einem nun ma’, wenn man einen zu viel …«
Eva nickte nur. Über diesen Besuch breitete man sowieso besser den dicksten Mantel des Schweigens, den man finden konnte. Männer und Alkohol. Zwei Dinge, die man in Kombination gelegentlich gerne mal verbieten würde. Jetzt würde sie Silke gegenüber immer mit diesem Geheimnis herumlaufen müssen. Idiot .
Uli schenkte ihr ein letztes, schuldbewusstes Lächeln und schloss die Tür.
8
Ich bin ein Jeans-Typ, was nicht heißen soll, dass ich mich nicht auch in einem Smoking bewegen kann. Ich bin selbstbewusst, redegewandt, ehrgeizig, ehrlich, weltgewandt & Nichtraucher! Ich mag Architektur, Reisen und niveauvolle Unterhaltungen. Mein Wunsch ist es, eine nette Partnerin zu finden, die einfach sie selbst ist, wie ich.
Bist du das? Luis, 52,
[email protected] Am nächsten Tag ließ sich Uli nicht blicken, bis Eva mit ihrem Sohn losgezogen war, um die Stadt zu erkunden. Erst am Abend sah sie ihn kurz, doch da kam es ihr so vor, als hätte er beschlossen, sich lieber nicht an seinen nächtlichen Auftritt im Wohnzimmer zu erinnern – und wenn doch, dann höchstens als wirren Alkoholtraum. Silke gegenüber fühlte Eva sich ein bisschen unwohl und war froh, dass Oliver ihr die Gelegenheit bot, sich abzulenken und die meiste Zeit einfach nicht zu Hause zu sein.
Sonntagmorgen brachte sie ihren Sohn wieder zum Bahnhof. Als sie zurückkam, setzte sie sich an den Computer, um noch einmal nach Jobangeboten im Internet zu suchen. Die zwei schönen Tage mit Oliver waren nicht eben billig gewesen.
In ihrer Post wartete eine Nachricht von Luis. Sie brauchte einen Moment, bis der Name ihr etwas sagte. Richtig – das war einer der Anzeigen-Männer. Nach der Klamotten-Tauschparty hatte sie ihm im Überschwang auf sein Schreiben geantwortet, und er hatte sofort reagiert.
»Heute Abend?«, entfuhr es Eva, als sie die Nachricht las. »Silke, guck dir das an. Da kann doch was nicht stimmen, wenn er’s so eilig hat.«
Die Freundin kam aus der Küche geeilt und las über den Schirm gebeugt mit. »Wieso denn? Der ist nur gut organisiert. Schau, er bietet ja noch zwei Ausweichtermine an, falls du heute nicht kannst. Aber du kannst ja. Los, schreib ihm gleich zurück.«
Eva zögerte plötzlich. »Aber am Montag reicht doch …«
»Was hast du denn?«, fragte Silke verwundert. »Du sollst den Kerl doch nicht gleich heiraten, sondern dich bloß ein bisschen amüsieren.«
Eva sagte nichts. Die Freundin wusste ja nichts davon, dass sie sich schon amüsiert hatte, und wie. Natürlich war keine Rede davon, mit Luis ins Bett zu hüpfen, aber trotzdem …
»Gerade nach einer Trennung wie deiner sollte man nicht ewig in Trauerkleidung rumlaufen«, dozierte Silke. »Außerdem tust du ein gutes Werk – du prüfst einen Kandidaten. Wenn du ihn nicht willst, haben andere dann schon mal eine Orientierung.«
Eva musste lachen. »Na gut. Von einem Abend mit einem neuen Kerl werde ich wohl noch nicht zum Luder.«
Die Freundin las noch einmal Luis’ Nachricht. »Ein Luder ohne Stöckelschuhe ist sowieso keins. Er hat nämlich den Tiergarten