Eva und die 40 Maenner - Roman
gelernt, deshalb lassen Sie uns das bitte gleich abhaken.«
Irgendetwas kitzelte Eva tief drinnen im Bauch, aber siekämpfte tapfer dagegen an. »Was wollen Sie von mir hören? Dass ich Ihre äh … Einstellung akzeptiere? Und es mir nichts ausmachen würde, Sie in Ihrem Zuhause äh … völlig ausgezogen zu erleben?« Das Kitzeln wurde stärker.
»Aber nein. Sie müssten schon bereit sein, ebenso Sie selbst zu sein. Genau so, wie ich es in meinem Schreiben formuliert habe.«
»Ich sollte also… nackt herumlaufen, wenn ich bei Ihnen bin?«
»Nicht nur bei mir. Idealerweise würden Sie im Lauf der Zeit erkennen, wie unglaublich befreiend dieser Zustand ist. Und würden auch in Ihrer eigenen Wohnung die falschen Hüllen fallen lassen. Außerdem habe ich Freunde – wir treffen uns regelmäßig in den von uns geschaffenen Freiräumen.«
»Ich verstehe.« Eva unterdrückte mit aller Gewalt die Zuckungen, die sich von ihrer Bauchgegend aus weiter ausbreiten wollten. »Aber warum sehen Sie sich denn nicht in Ihrem eigenen Freundeskreis um nach einer… Gleichgesinnten? Es ist doch eher unwahrscheinlich, dass Sie draußen in der freien Wildbahn einer Frau begegnen, die Ihre Interessen teilt.«
»Hmpf.« Der Unternehmer, der so souverän gewirkt hatte, sah plötzlich fast ein wenig traurig aus. »Die paar Frauen, die infrage kommen, hat man schnell durch. Nein, nicht so, wie Sie meinen. Die Szene ist klein, wissen Sie, und es gibt nicht viel Nachwuchs. Zwei längere Beziehungen hatte ich in unseren Kreisen, aber nun ist es vorbei. Seit zwei Jahren suche ich schon per Anzeige, draußen in der Gesellschaft.«
Eva seufzte. Zum ersten Mal war ihr Luis beinahe sympathisch. »Aber Sie vertun unglaublich viel Zeit, wenn Sie nicht mit offenen Karten spielen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Frauen äh … in Ihrem Sinne reagieren, wenn Sie die Katze aus dem Sack lassen.«
»Oh, da täuschen Sie sich, glauben Sie mir. Aber es geht meist über ein oberflächliches Interesse nicht hinaus. Und ich suche etwas Längerfristiges, verstehen Sie?«
Sie verstand. Das Lachen war ihr auch vergangen, so verloren wirkte der toughe Kerl auf einmal. Selbst Ares hatte sich hingehockt und betrachtete sein Herrchen mit sorgenvoller Miene.
»Es tut mir leid, Luis. Aber ich will offen sein und Ihnen möglichst wenig von Ihrer Zeit stehlen: Ich bin nicht interessiert. Selbst wenn Sie kein Nudist wären, würde zwischen uns nichts passieren. Man merkt ja gleich, ob da ein Funke überspringt, finden Sie nicht? Aber seien Sie nicht niedergeschlagen, bitte. Sie sind ein sehr gut aussehender Mann, erfolgreich noch dazu. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn Sie nicht irgendwann Ihre Traumfrau finden würden.«
Luis seufzte tief. »In dieser Welt geht es verdammt oft mit dem Teufel zu.«
»Dann muss man eben etwas dagegensetzen. Wissen Sie was? Ich werde ein bisschen die Werbetrommel für Sie rühren. Ich kenne einen ganzen Haufen Frauen, die ebenfalls auf der Suche sind. Vielleicht würde sich die eine oder andere gerne mit Ihnen treffen – trotz der speziellen Voraussetzungen, die Sie sich wünschen. Einverstanden?«
Luis nickte zögernd. »Aber wenn Sie selbst vielleicht doch, nach einer gewissen Überlegenszeit …«
Eva lächelte ihn freundlich an, schüttelte aber den Kopf. »Nein, tut mir leid, Luis. Aber ich wünsche Ihnen wirklich alles Gute.«
Unvermittelt hatte Ares die Lust am Herumstehen verloren und zerrte mit aller Kraft. Luis ruckte ein Stück zur Seite.
»Machen Sie’s gut.« Eva drehte sich um und ging davon.Nach ein paar Schritten drehte sie sich noch einmal um und winkte. Luis stand immer noch da und sah ihr mit bedauerndem Blick hinterher.
9
Liebe Elke,
auf dem Papier bin ich über 50, in Kopf und Körper noch lange nicht. Ich erkunde lieber ganz Berlin mit dem Rad, als nach Thailand zu fliegen. Mag Tiere lieber in der Natur als auf dem Teller und bin allergisch gegen Katzen, Hunde, Pferde und Meerschweinchen.
Dass ich unvollkommen bin, weiß ich. Ich hoffe, dass auch du nicht vollkommen bist. Freddy, 0167-894…
Unvollkommen … ja, das war schön ausgedrückt. Unvollkommen fühlte sie sich auch, ganz besonders jetzt, wo sie alleine in der Breitlingschen Wohnung auf dem Sofa hockte, am Montagmorgen, und einfach keine Energie aufbringen konnte, irgendetwas Vernünftiges zu tun. Dabei hätte sie so viel tun müssen ! Stattdessen blätterte sie bloß in ihren 40 Briefen herum. Eigentlich hätte sie
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