Eva und die 40 Maenner - Roman
vorgeschlagen. Da brauchst du was Handfesteres zum Anziehen.«
Nun stand sie also hier in Berlins Vorzeige-Park, von Silke mit einer detaillierten Skizze versehen, die ihr den Weg zur Bootsanlegestelle am Neuen See gewiesen hatte. Es war für Anfang April ein ungewöhnlich warmer Tag, und die letzte Abendsonne fiel bronzefarben durch die noch unbelaubten Äste. Hier und da bummelten Spaziergänger über dieWege, doch insgesamt war es wunderbar still und beschaulich.
Ein wenig mulmig war ihr immer noch. Wollte sie das eigentlich wirklich – neue Männer daten? Dass sie noch konnte , das hatte ihr Torsten gezeigt. Eva trat einen Schritt näher ans Ufer. Neben ihr flatterte eine Ente empört mit den Flügeln und watschelte eilig ins Wasser des kleinen Teiches. Sie hatte das Tier offensichtlich aufgestört und verjagt.
»Entschuldigung«, sagte Eva zu der Ente. »Ich hab dich nicht gesehen.«
Die Ente warf ihr noch einen vorwurfsvollen Blick zu und paddelte davon.
»Sprechen Sie öfter mit Tieren?«, fragte eine Stimme.
Eva zuckte zusammen. Drei Schritte hinter ihr stand Luis, sie erkannte ihn sofort von dem Bild, das er mitgeschickt hatte. Jeans, teure Lederjacke, das Alter (seines, nicht das der Jacke) schwer zu schätzen. Er gehörte zu der Sorte Mann, die recht ansprechend altert – als hätte das Foto von einem 30-jährigen Luis nur etwas zu lange im Licht gelegen. An der Leine in seiner gebräunten Hand zappelte ein kleiner, schicker Hund – etwas Jack Russell-mäßiges, glaubte Eva. Der Hund hob gerade sein Bein an der nächsten Buche.
Luis sagte lächelnd: »Dann fragen Sie doch mal meinen Hund, ob seine Pfote tatsächlich wieder okay ist. Man weiß es bei Hunden nie so genau.«
»Ich kann nur Enten«, erwiderte Eva lächelnd. »Tut mir leid.« Sie wandte sich vom Teich ab, wo die verschwundene Ente eine spiegelglatte Oberfläche hinterlassen hatte.
»Eva Morbach, guten Tag.«
»Luis. Ich bin ein glücklicher Mann.«
Eva hoffte, dass sie nicht rot wurde. Während sie sich die Hand schüttelten, spürte sie seinen anerkennenden Blick.
»Das ist Ares«, sagte Luis. »Wollen wir ein Stückchen gehen?« Ares zerrte bereits nachdrücklich.
»Gerne«, sagte Eva.
Luis deutete mit der Hand die Richtung an, die er einzuschlagen gedachte. In Wirklichkeit hatte Ares längst entschieden. Nun, wenn jemand seinen winzigen Hund nach dem römischen Kriegsgott nannte, musste er wohl mit dessen Entschlusskraft rechnen. Aber die Idee mit dem Spaziergang war trotzdem gut: Auf die Art konnte man nebeneinander herlaufen und überall hingucken, nur nicht direkt ins Gesicht seines Gegenübers.
»Eine Wegskizze?«, fragte Luis unvermittelt.
Eva sah etwas überrascht auf den Zettel in ihrer Hand. Sie hatte ganz vergessen, dass sie ihn immer noch festhielt.
»Ja. Ich bin nicht von hier.«
»Ach? Zugezogen?«
»Ja, so kann man es wohl sagen.«
»Und wie kamen Sie auf die Idee? Ich meine, was hat Sie veranlasst, dem Zug der Lemminge zu folgen?«
Der Ausdruck ärgerte Eva ein wenig. »Weil ich ein dummes Herdentier bin, vielleicht?«
Luis guckte konsterniert. »Aber… Ich wollte Ihnen doch nicht zu nahe treten. Ein kleiner Scherz…«
»Klar, schon gut.« Eva wunderte sich ein wenig über sich selber. Warum war sie plötzlich biestig? Der Mann neben ihr sah einigermaßen gut aus, benahm sich nicht daneben, hatte einen hübschen kleinen Hund, der nur ein wenig zu stark an der Leine zerrte, und schien sogar halbwegs intelligent zu sein. Also sollte sie ihm verdammt noch mal auch eine Chance geben.
»Wahrscheinlich bin ich das nur nicht gewöhnt, was wir hier machen. Treffen mit völlig unbekannten Männern, wissen Sie…«
»Oh. Das erste Mal?«, fragte Luis. Auf seinem gebräunten Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln. »Ich dachte mir gleich, dass Sie keine abgebrühte Sucherin sind.«
Eva sah ihn fragend an.
»Ein Anzeigenjunkie. Eine Frau, die schon Dutzende von Anzeigen geschaltet und auf Hunderte geantwortet hat. Die kriegen so eine gewisse Routine, wissen Sie…« Luis’ Miene kam einem Naserümpfen ziemlich nah.
Eva sagte nichts und tat so, als würde sie Ares zusehen, der an einem Laubhaufen schnüffelte und dann das Bein hob. Gezwungenermaßen blieben sie stehen. Als sie nicht länger so tun konnte, als sei der Hund wahnsinnig interessant, schaute sie auf und begegnete prompt Luis’ Blick.
»Sie gefallen mir«, befand er unvermittelt. »Ja, wenn ich das so sagen darf … Ihre ungekünstelte Art,
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