Eva und die 40 Maenner - Roman
Ihre Ausstrahlung. Ganz anders als so manche Ihrer Geschlechtsgenossinnen.«
Eva sah wieder zum Hund. Schon wieder so ein verfrühtes Kompliment. Sie gingen gerade mal zwei Minuten nebeneinander her!
»So schnell können Sie das schon sagen?«, bemerkte sie leichthin. Ihre Aufregung vom Anfang war allerdings auch innerhalb von zwei Minuten abgeflaut. Wahnsinn, wie schnell das gehen konnte.
»Das kann ich. Ich bin Unternehmer. Gute Menschenkenntnis und Entscheidungsfreudigkeit sind da zwingend, verstehen Sie? Und in Ihnen täusche ich mich nicht.«
Ares hatte genug vom Herumstehen und zog kräftig an der Leine. Durch Luis ging ein Ruck, und Eva musste sich das Grinsen verkneifen.
»Was unternehmen Sie denn?«, fragte sie, nachdem sie ihn wieder eingeholt hatte.
»Ich führe eine Kette von Bäckereien«, vermeldete er mit Stolz in der Stimme.
»Bäckereien, aha. Habe ich schon mal in einer eingekauft?«
»Wenn nicht, dann sollten Sie schleunigst damit anfangen. Backara ?! Sind Sie sicher schon mal dran vorbeigelaufen. Wir haben sechs Filialen in der ganzen Stadt.«
Was für ein dämlicher Name, dachte Eva, sagte aber: »Interessant … Das sind dann schon eine Menge Angestellte, die Sie zu versorgen haben.« Unanständigerweise überlegte sie, ob ihr ein Job in einer Bäckerei für eine Weile zusagen könnte. Mit Sicherheit war es besser als gar nichts.
»16 Verkäufer im Schichtwechsel und dazu vier Leute im Büro. Ich denke daran, weiter zu expandieren.«
Eva stutzte. »Und die Leute in der Backstube?«
»Ach was, völlig unmodern. Das ist heute ein enormes Verlustgeschäft, eine Backstube zu betreiben. Das Brot wird angeliefert, die Brötchen kommen in den Aufbackofen. Nur so können Sie moderate Preise nehmen, nur so verdienen Sie was. Ich erkläre Ihnen gern einmal, wie das bei uns funktioniert …«
Während sich Luis nun über sein Geschäftsmodell verbreitete, machte sich in Eva endgültige Lustlosigkeit breit. Der Kerl war irgendwie daneben. Nicht nur, dass kein Funke übersprang, sich nicht das geringste Interesse entzündete – nein, alles, was er sagte, reizte sie auch noch permanent zum Widerspruch. So kannte sich Eva gar nicht. Am liebsten hätte sie auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre abgehauen. Die Wegskizze hatte sie immer noch in der Hand, wie sie jetzt merkte. Na, ihr Unterbewusstsein hatte wohl gleich gewittert, dass das hier nichts werden würde.
Sie fällte ihren Entschluss im Bruchteil einer Sekunde. »Ich würde eigentlich gerne gehen.«
Luis stockte in seinem Vortrag und sah sie verblüfft an. »Aber… wir sind doch noch gar nicht zum Eigentlichen gekommen.«
»Zum Eigentlichen?«
»Nun, zur Verhandlung über das Wesentliche. Über den Punkt: eine Partnerin, die einfach sie selbst ist, wie ich .«
Vage begriff Eva, dass er hier eine Passage aus seinem Antwortschreiben auf die Anzeige zitierte. Aber was wollte er damit sagen?
»Ich sehe schon, Sie haben nicht ganz verstanden. Leider geht das vielen so, unter Umständen muss ich diesen Punkt noch unmissverständlicher formulieren. Dabei ist er doch im Grunde eindeutig: Wann und wie sind Sie Sie selbst? Ich sage es Ihnen: nur, wenn Sie nackt sind.«
Ohne es zu merken, hielt Eva den Atem an. Mehr instinktiv als bewusst nahm sie wahr, dass sich auf den angrenzenden Wegen noch Spaziergänger bewegten. Sie war also nicht ganz allein hier draußen.
»Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin bekennender Nudist, weiter nichts. Doch im Gegensatz zu allen anderen Religionen werden wir in unserer ach so liberalen Gesellschaft nicht in Ruhe gelassen, sondern wie Freiwild gehetzt. Ich muss in dieser Aufmachung hier herumlaufen, obwohl mein Körper dies als Freiheitsentzug und Folter empfindet. Könnte ich am Morgen ohne Kleidung ins Büro gehen? Ich würde geteert und gefedert. So viel zu freiheitlich-demokratischer Grundordnung.« In Luis’ plötzlich verschatteten Augen stand Verbitterung.
Eva rang um Fassung, bemühte sich jedoch, keine Miene zu verziehen. »Äh, Sie … sind Nudist? Was äh … na ja, natürlich ist das kein Problem. Für Sie, meine ich.«
»Nun, für mich – das reicht natürlich nicht, richtig? Da wir in Betracht gezogen haben, uns vielleicht näher zu verbinden, müssen wir diesen zentralen Punkt sinnvollerweise klären. Aus leidvoller Erfahrung weiß ich, wie Frauen reagieren, wenn sie das erste Mal zu mir nach Hause eingeladen sind und ich ihnen, so wie ich bin, die Tür öffne. Ich habe daraus
Weitere Kostenlose Bücher